Erinnerung an unsere deutsch-russischen Friedensaktionen in Wanfried und Treffurt, mit denen wir aber leider das Ruder nicht herumwerfen konnten. Der oben zitierte Satz sagte einer der russischen Besucher aus Istra. Im Kalten Krieg hätten sich ständig mit dem Beginn eines heißen Krieges gerechnet. Er war im Militärdienst eingesetzt in einer Raketenabschusseinrichtung, und diese Raketen waren auf Deutschland gerichtet (wie hier und in den USA viele auf die Sowjetunion). Als er die Menschen hier in Deutschland erlebte in ihrer Freude über die russischen Besucher sagte er dann diesen Satz: Ich bin so froh, dass ich die Raketen nicht abschießen musste, wenn ich Euch heute alle erlebe. Die folgende Rede hielt ich beim Auftakt unseres Friedensmarsches in Treffurt in Thüringen und dann noch einmal in Wanfried in Hessen. Das Konzert in Wanfried mit dem Blasmusikorchester aus Istra kommt zuerst. Nach der Rede noch die Friedensaktion in Wanfrieder Hafen in 2014 und die Geschichte über das Engagement zweier Freundschaftsinitiativen in Deutschland und Russland, und den Versuch, als Kleine Leute durch den Aufbau persönlicher Beziehungen über die Grenzen zum Frieden beizutragen. Am Ende stelle ich euch meine Leitgedanken hinter diesen Aktivitäten vor, den ich von Gramsci
übernommen habe: Es reicht nicht, Schlechtes zu kritisieren, wenn du es überwinden willst, du musst anfangen, Besseres aufzubauen. Wir wollen sie am Ostersonntag weiterführen mit einem Friedens-Spaziergang auf der hessisch-thüringischen Grenze; hier Näheres dazu: FriedensSpaziergang am Ostersonntag auf früherer OST-WEST-Grenze für Waffenstillstand, Verhandlungen (internationale-friedensfabrik-wanfried.org)
Konzert des russischen Orchesters aus Istra. Die Mitglieder des Ensembles schliefen in Familien in Wanfried und Umgebung.
Auftakt des Friedensmarsches in Treffurt
Das Orchester war 2014 - wie viele Jahre schon davor - zum Internationalen Blasmusikfest in Bad Orb gekommen und machten dann Halt zur Friedensaktion in Wanfried bei der Rückfahrt nach Istra bei Moskau.
weitere Videos von der Begegnung (leider nur) auf Facebook: (1) FriedensSpaziergang für Waffenstillstand, Verhandlungen und den Aufbau des Europäischen Hauses | Facebook
weiter Videos zur Friedens- Anti-Kalte-Kriegsaktion 2016 an Ende des Seite:
In der Regierungszeit Gorbatschows wurde der Eiserne Vorhang hochgezogen. Ich arbeitete damals - Ende der 80iger Jahre - als Journalist in Bad Orb im Main-Kinzig-Kreis, zwischen Fulda und Frankfurt. In Bad Orb ist eine Bildungsstätte der IG-Metall und dorthin kam einer der ersten russischen Delegationen. Ich berichtete über die Veranstaltung und hörte diesen übermittelten Vorschlag: Von Michael Gorbatschow soll ich Euch sagen: Es reicht nicht, dass ich mich mit Helmut Kohl treffe. Um den Kalten Krieg für immer zu überwinden und stabile Beziehungen zwischen den Deutschen und Russen aufzubauen, müssen sich viele "Kleine Leute" persönlich kennenlernen.
Der Mann aus Moskau konnte gut Deutsch. Ich sprach nach der Veranstaltung mit ihm. Andrey Demschenkow war Dolmetscher und vor allem Sänger. Hier ein Lied von ihm:
Ich bat ihn, eine Stadt in Russland zu suchen, die eine Städtepartnerschaft eingehen will mit Bad Orb. Einige Monate später schrieb er mir, dass Menschen in der Stadt Istra bei Moskau interessiert seien (Istra – Wikipedia).
Er stellte eine Gruppe zusammen mit Interessierten aus Moskau und Istra, um uns zu besuchen. Wir gingen mit den Gästen in Schulen, die Kirchen, organisierten Veranstaltungen. Der Bad Orber Bürgermeister, im Kalten-Kriegs-Denken fest verwurzelt erklärte: Wir machen keine Partnerschaft, die sollen erst einmal Demokratie lernen. Doch bei allen anderen Befragten stieß die Idee einer Partnerschaft auf großes Interesse.
In Bad Orb war es auch eine Chance aus einer belasteten Vergangenheit Schlüsse zu ziehen: Auf dem angrenzenden Berg, der Wegscheide hatten über 1400 russische Kriegsgefangene bei Laubbrot und im Winter draußen schlafend ihre Leben verloren. Am Denkmal auf dem Friedhof standen (und ich weiß nicht, ob sich das inzwischen geändert hat) keine Namen der Toten im Massengrab.
Auch in Istra stieß die Idee bei der Verwaltung zunächst auf keine Gegenliebe, die Stadt war wegen Rüstungsproduktion Sperrgebiet und es gab keine guten Erinnerungen an Deutsche. Die deutsche "Wehrmacht" hatte die statt erobert und griff von ihr Moskau an. Durch die Gefechte war sie nach der Vertreibung der Deutschen durch die Rote Armee erheblich zerstört.
Wir hatten uns aber kennengelernt und wollte auf beiden Seiten eine Mehrheit für die Partnerschaft gewinnen. Wir gründeten in beiden Ländern eine Freundschaftsinitiative. Sie bestehen bis heute. Durch sie haben sich Tausende von Menschen beider Staaten kennengelernt.
Auf der Homepage der Initiative kann jeder stöbern und sich über die Aktivitäten informieren. Aktuelles - ISTRA Initiative e.V. (istra-initiative.de)
Satzung der Freundschaftsinitiative Istra e.V.
§ 1 Name, Sitz und Eintragung Der Verein führt den Namen Freundschaftsinitiative ISTRA e.V. und hat seinen Sitz in Bad Orb. Der Verein ist in das Vereinsregister beim Amtsgericht Hanau unter der Nr. 749 eingetragen.
§ 2 Zweck des Vereines Zweck des Vereines ist die Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedanken. Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnittes Steuerbegünstigte Zwecke der Abgabenordnung. Der Verein stellt sich die Aufgabe, Kontakte zwischen privaten Personen, örtlichen Vereinen, Schulen,<s> </s> und Gemeindeverwaltungen usw. herzustellen, um durch einen lebendigen Austausch auf allen Ebenen zu einem dauerhaften Prozess der Völkerverständigung beizutragen. Gefördert werden soll unter anderem der Austausch von Schülern und Jugendlichen. Soweit es erforderlich und dem Verein möglich ist, soll humanitäre Unterstützung für Istra geleistet werden, z. B. Entsendung von Hilfsgütern, Unterstützung der dortigen Hilfsorganisationen durch Geldspenden oder Förderung der Ausbildung. Besonders gefördert werden soll der Ausbau privater Freundschaften. Der Verein ist selbstlos tätig. Er verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke. Die Mittel des Vereines dürfen nur für die satzungsgemäßen Zwecke verwendet werden. Die Mitglieder erhalten keine Zuwendungen aus Mitteln des Vereins. Es darf keine Person durch Ausgaben, die dem Zweck der Körperschaft fremd sind oder durch unverhältnismäßig hohe Vergütung begünstigt werden. Der Verein ist politisch und konfessionell neutral. (...)
Und erreicht wurde tatsächlich der Beschluss einer Partnerschaft:
noch einige Lieder von Andej Demschenkow
Russische Lieder der Gäste aus Istra
afrikanisch-deutsch-russisches Trommeln in der Internationalen FriedensFabrik Wanfried
Videos von der Friedensaktion in Treffurt in Thüringen (bis 1989 unerreichbar für die hessischen Wanfrieder):
Comments