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AutorenbildWolfgang Lieberknecht

Wohin triftet die arabische Welt?

Aktualisiert: 26. Apr. 2023

In einem ausführlichen Gespräch mit der Nahostexpertin Karin Leukefeld bespreche ich die aktuelle Lage im Nahen Osten. Auch wenn es zuletzt einige interessante neue Entwicklungen gab (Annäherung Iran-Saudi Arabien, Gespräche zwischen Saudi Arabien und den Houthis, Einladung Syriens zur nächsten Konferenz der Arabischen Liga etc.) ist nicht zu übersehen, dass die Lage in vielen Staaten der Region höchst kritisch ist. Tunesien, wo 2010/2011 der sogenannte Arabische Frühling begonnen hat, ist mit einem "Staatsstreich von oben" konfrontiert, Libyen ist ein gespaltener "failed state", Ägypten ist pleite und wird durch saudische Finanzhilfen und Investitionen am Leben gehalten, Libanon ist bankrott, Syrien leidet schwer unter den westlichen Sanktionen etc. etc. Aber auch die wirtschaftlich starken und politisch einigermaßen stabilen Golfstaaten sind mit den sich deutlich abzeichnenden geostrategischen Veränderungen konfrontiert. Das Interesse der USA an der Region hat nicht zuletzt aufgrund des Ukrainekrieges und des immer stärker in den Vordergrund tretenden Konfliktes mit China deutlich abgenommen. Letzteres bringt zweifellos kurzfristige Probleme mit sich, bietet aber mittel- und langfristig durchaus auch Chancen für neuartige Kooperationen und Entwicklungen. Alles in allem wird sich die gesamte Region auf eine Zeit der Veränderungen einstellen müssen, ob die positiven oder negativen Auswirkungen dominieren, ist gegenwärtig schwer abzusehen. Wir besprechen auch die europäische Präsenz in der Region, die trotz anderwärtiger Ankündigungen (neue Nachbarschaftspolitik etc.) stark von der massiven Abhängigkeit der EU von den USA und deren globalen Interessen dominiert ist. Um es auf den Punkt zu bringen, so spielt Europa im Nahen Osten im Moment kaum eine Rolle.


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