Die EU und die Bundesregierung sahen in der jetzt abgesetzten Regierung des Niger einen strategischen Partner zur Abhaltung afrikanischer Flüchtlinge von Europas Grenzen, für die Versorgung mit Uran und ihre militärische Macht in Westafrika. Und was nun? Einige Informationen zur Lage in einem trotz Rohstoffreichtum ärmsten Länder der Welt. Mehr als 10 Millionen Menschen (über 40 % der Bevölkerung) leben in extremer Armut – aber es ist auch das jüngste Land der Welt mit 49 % der Bevölkerung, derzeit unter 15 Jahre alt (Weltbank & Weltbank). 2 Millionen Menschen sind im Jahr 2023 in Niger mit schwerer Ernährungsunsicherheit konfrontiert, mit einem voraussichtlichen Höhepunkt von demnächst fast 3 Millionen Menschen. Im Jahr 2015 war der Niger nach Kasachstan, Kanada und Australien der viertgrößte Uranproduzent. Zwei Bergwerke mit einer Gesamtproduktion von 4116 t Uran lieferten etwa 7 % der Weltförderung. Erst 1960 konnten die Menschen (oder zumindest die führenden Kräfte) im Niger zumindest die offizielle politische Herrschaft Frankreichs abschütteln. Bis dahin waren sie von der Grand Nation kolonialisiert. Folgt jetzt eine zweite Befreiung oder mehr Armut, Gewalt und Chaos?
Wir haben für Euch einige Berichte zum aktuellen Geschehen zusammengetragen und werden dran bleiben.
Bericht aus dem Standard, Auszüge: Trübe Aussicht nach Putsch im Niger
Der Präsidentengarde, die am Mittwoch die Macht in dem westafrikanischen Land an sich gerissen hatte, schloss sich am Donnerstag auch die Armeeführung an. Noch sind die Pläne der Putschisten unbekannt, doch der Westen verliert wohl Terrain.
So oder ähnlich hat sich der Vorgang in den vergangenen drei Jahren nicht weniger als sechsmal in einem westafrikanischen Staat abgespielt – zählt man den Sudan mit, sogar siebenmal. Einmal in Guinea, zweimal in Burkina Faso und Mali sowie am Mittwoch im Niger, dem Sahelstaat im Zentrum Afrikas, der bisher als demokratisches Bollwerk galt. Dorthin zogen sich französische und andere europäische Soldaten zurück, als sie aus Burkina Faso und Mali herausgeworfen wurden. Von diesem Brückenkopf aus sollte die in Aufruhr befindliche Sahelregion stabilisiert werden. Auch daraus wird nun nichts.
Noch haben die Putschisten ihre Pläne nicht bekanntgegeben – etwa ob sie die rund 1500 im Niger stationierten französischen, die wenigen Hundert anderen europäischen und die 1100 amerikanischen Soldaten loswerden wollen oder nicht. Noch ist auch nicht ausgemacht, ob der Coup wirklich erfolgreich sein wird: Der in seiner Residenz festgehaltene Präsident Mohamed Bazoum hoffte zuletzt noch immer, dass loyale Truppenteile den von der Präsidentengarde ausgegangenen Putsch vereiteln werden. Anzeichen dafür gab es allerdings keine: Selbst der Armeechef hat sich inzwischen hinter die Putschisten gestellt. Sie ließen den internationalen Flughafen und die Grenzen schließen, riefen eine nächtliche Ausgangssperre aus und setzten das Kabinett ab. Der Protest weniger Hundert Sympathisanten des 64-jährigen Präsidenten ging im Platzregen unter.
Wagner-Söldner in der Region
Mali und Burkina Faso hatten den französischen Truppen vorgeworfen, den Kampf gegen die "Terroristen" nicht entschieden genug zu führen. Deshalb suchten sie die Hilfe der russischen Wagner-Truppe, die bei ihren Einsätzen schonungslos sowohl gegen Extremisten wie Zivilisten vorzugehen pflegt. Ob auch die Präsidentengarde des Niger, eines wichtigen Exportlands für Uran, Kontakt zu den russischen Söldnern hat und diese ins Land holen will, ist bisher nicht bekannt. Bisher nahmen die Umtriebe der Islamisten ständig zu: Allein in der ersten Hälfte dieses Jahres zählten Repräsentanten des westafrikanischen Staatenbundes Ecowas 1800 Angriffe mit 4600 Toten.
Krisenstaaten in Westafrika
Bisher galt der Niger eigentlich als Hoffnungsträger in Westafrika, kam es dort doch erst 2021 zum ersten friedlichen, demokratischen Machtwechsel. Zu der Zeit putschte sich in den Nachbarländern Mali und Burkina Faso bereits das Militär an die Macht. Darunter litten nicht zuletzt die Beziehungen der Länder zu Europa stark.
·Mali Wer heute an Mali denkt, muss fast zwangsläufig auch an die russische Söldnergruppe Wagner denken. In dem Sahelland haben sich die Söldner schon lange vor dem Ukrainekrieg einen Namen für ihre Brutalität gemacht und für Moskau Platz geschaffen. Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich hat seine Truppen 2022 abgezogen, 2024 sollen auch jene Deutschlands folgen. Seit 2020 gab es zwei Putsche in dem Land. Zuletzt forderte man in Mali gar den Abzug der Uno-Friedensmission, die eigentlich zur Stabilisierung des Landes eingesetzt worden war. Seit Jahren terrorisieren islamistische Gruppen verschiedene Regionen im Land, die sich lose den Terrormilizen Al-Kaida oder auch IS zugehörig fühlen.
·Burkina Faso Ähnlich ist die Situation beim südlichen Nachbarn Burkina Faso. Auch dort regiert nach zwei Putschen 2022 eine Militärjunta, die sich deutlich gegen den Westen, allen voran Frankreich, wendet. Ähnlich wie in Mali fordert die Junta den Abzug französischer Truppen.
· Gemeinsam mit Guinea, wo ebenfalls das Militär an der Macht ist, haben Mali und Burkina Faso im Februar eine engere Zusammenarbeit beschlossen: Kurz nach einem Besuch des russischen Verteidigungsministers Sergej Schoigu verständigte man sich auf stärkere Kooperation in Sicherheitsfragen. Moskau will auch hier Nutznießer sein und hat der Region mehr Hilfe im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus zugesagt.
· Auch im Tschad regiert nach einem Putsch ein "Militärischer Übergangsrat", Proteste wurden erst vergangenen Herbst blutig niedergeschlagen. Doch das Land wird vom Westen als Sonderfall behandelt: Lieber setzt man im Kampf gegen die Islamistenmiliz Boko Haram auf einen autokratischen Herrscher als auf eine zwar gewählte, aber möglicherweise schwache Partei.
Auszüge aus der NZZ: Nigers relative Stabilität ist auch der Grund dafür, dass westliche Länder zunehmend die Partnerschaft mit dem Land suchten. So verlegte die französische Regierung 2022 Truppen nach Niger, nachdem sie sich mit der Putschregierung in Mali überworfen hatte. Die USA haben 1100 Soldaten in Niger stationiert, sie unterhalten im Norden des Landes auch zwei Drohnenbasen. Die deutsche Regierung gab im April bekannt, Bundeswehrsoldaten im Rahmen einer neuen EU-Mission nach Niger zu entsenden. Die Mission soll die nigrischen Streitkräfte ausbilden und stärken.
Niger, im Entwicklungsindex der Uno regelmässig eines der Schlusslichter, ist auch ein grosser Empfänger westlicher Entwicklungshilfe. Das liegt unter anderem daran, dass Niger ein wichtiges Transitland für Migranten auf dem Weg nach Nordafrika ist.
Jihadisten nutzen Schwäche der Staaten
Westafrika, wo die Mehrzahl der Coups der vergangenen Jahre stattfand, schien Anfang des 21. Jahrhunderts grosse Fortschritte bei der Demokratisierung zu machen. Mali zum Beispiel, inzwischen eines der instabilsten Länder in Afrika, schien auf dem Weg zu einer funktionierenden Mehrparteiendemokratie zu sein.
Doch unter der Oberfläche wuchsen die Probleme. Vor allem in den grossen Ländern der Sahelzone, wo staatliche Strukturen ausserhalb der Hauptstädte kaum präsent sind, förderte die Perspektivenlosigkeit Hunderttausender Menschen die Instabilität. In Mali erhoben sich 2012 Rebellen im vernachlässigten Norden des Landes, am Aufstand beteiligten sich auch jihadistische Gruppen. Diese sind seither immer stärker geworden und haben grosse Regionen destabilisiert. In Burkina Faso zum Beispiel sind Hunderte von Schulen geschlossen, Orte werden zum Teil monatelang von den Jihadisten abgeriegelt. Am stärksten trifft die Gewalt das Grenzgebiet zwischen Mali, Burkina Faso und Niger.
Die zunehmende Verzweiflung darüber, dass sich die Jihadisten immer weiter ausbreiten, hat in den Streitkräften der Region zu grosser Unruhe und Spaltung geführt. Dies ist ein wichtiger Grund dafür, dass der Sahel eine Reihe von Coups erlebt hat. Gleichzeitig machten Putschisten die ehemalige Kolonialmacht Frankreich zum Sündenbock, Mali und Burkina Faso wiesen französische Soldaten aus dem Land. Mehrere Länder näherten sich stattdessen Russland an, am engsten Mali, wo seit Ende 2021 Paramilitärs der Gruppe Wagner im Einsatz sind. Auch ihnen ist es nicht gelungen, die Jihadisten zurückzudrängen.
«Der Putsch in Niger wird nicht zu massiven Migrationsbewegungen in Richtung Europa führen»
Bisher galt das Land als letzter Anker der Stabilität im Sahel und als enger Partner Deutschlands. Jetzt hat auch in Niger das Militär die Macht übernommen. Lisa Tschörner von der Stiftung Wissenschaft und Politik erklärt, was der Putsch für Deutschland und Europa bedeutet.
BRÜSSEL (dpa-AFX) - Die Europäische Union und der westafrikanische Binnenstaat Niger wollen im Kampf gegen Menschenschmuggel enger zusammenarbeiten. Dazu starteten beide Seiten am Freitag in Brüssel eine "Partnerschaft zur Bekämpfung der Schleuserkriminalität". Diese solle dazu beitragen, "Leben zu retten, das Geschäftsmodell krimineller Netzwerke zu durchkreuzen, Migranten vor Gewalt und Ausbeutung zu bewahren und ihre Grundrechte zu schützen", teilte die EU-Kommission mit.
Was der Putsch in Niger für die Bundeswehr bedeutet
Für die Bundeswehr droht die Lage ihrer Kontingente in Afrika außer Kontrolle zu geraten. Nachdem die Putschisten in Niger den Luftraum vorläufig gesperrt haben, sind sowohl die rund 100 deutschen Soldaten auf dem Flugplatz in Niamey als auch die etwa 1000 Soldaten in Gao derzeit abgeschnitten. Für das Kontingent in Mali bedeutete das bei einer Fortdauer des Flugverbots, sowohl von Personal als auch von Vorräten und medizinischer Notversorgung abgeschnitten zu werden.
Im Verteidigungsministerium in Berlin, wo man seit dem Rauswurf der internationalen Minusma-Mission aus Mali bereits mit einem stark beschleunigten Abzug von Soldaten und Material zu kämpfen hat, müssen seit Mittwoch die Notfallpläne überdacht werden, die stets vorsahen, im Falle eines Falles von Gao aus auf dem Landweg rasch Niger zu erreichen, das scheinbar sichere Land. So wie das Auswärtige Amt hat auch die Bundeswehr das Sahel-Engagement nach dem Scheitern in Mali stark auf Niger ausgerichtet, wo die demokratisch gewählte Regierung und ein von vielen Ländern umsorgtes Militär ein freundliches Umfeld zu bieten schienen.
In Bamako hingegen hatte die dortige Junta mit ihrem strikt antifranzösischen Kurs und unter dauernder Schikane, auch gegen das deutsche Kontingent, den Abzug erzwungen. Sie setzte dabei immer mehr auf russische Waffen und die staatsmafiöse Söldnergruppe Wagner. Unklar ist derzeit, ob die nigrischen Putschisten sich gegen die bisherigen westlichen Unterstützer wenden oder aber als Garanten stabiler Verhältnisse auftreten wollen.
Bei der nigrischen Hauptstadt Niamey liegt das Luftdrehkreuz zur Versorgung der Einsatzkräfte in Mali, hier ist auch das zivile Evakuierungsflugzeug einer südafrikanischen Firma stationiert, das Verletzte oder Verwundete aus Mali ausfliegen könnte. Der Stützpunkt dient als Drehkreuz zum Verwundeten-, Personen- und Materialtransport. Die Bundeswehr plant bislang, zumindest einen Teil des bevorstehenden Abzugs aus Mali über Niamey durchzuführen. Bereits seit einiger Zeit wird der gesamte Personaltransport nach Mali über diesen Flugplatz abgewickelt, im Einsatz sind unter anderem A400M-Transporter der Luftwaffe.
Zudem haben Bundeswehr und französische Streitkräfte in den vergangenen zehn Jahren erheblich in den Ausbau des Standortes investiert, unter anderem in das genannte Feldlazarett auf dem Niveau eines Kreiskrankenhauses. Weiterhin wurden Start- und Landebahnen ausgebaut, Hallen errichtet, Materiallager aufgebaut. Als Gegenzug für die Gastfreundschaft hatte Deutschland der Armee des Landes seit Jahren eine erhebliche Anzahl von Militärfahrzeugen geliefert, aber auch moderne Aufklärungstechnik. Nach dem Abzug aus Mali hatte außerdem Frankreich einen Teil seiner Truppen, darunter Fremdenlegionäre, an den Flugplatz Niamey verlegt. Sie starten von dort aus ihre Antiterroreinsätze. Diese französischen Truppen sind derzeit auch die Garanten für die Sicherheit der deutschen Soldaten vor Ort, die überwiegend aus dem Bereich Logistik und Versorgung kommen.
Uranbergbau im Niger
Der Uranbergbau im Niger ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des westafrikanischen Binnenstaates, denn Uran ist das wichtigste Exportgut. Der Uranbergbau im Niger entwickelte sich unter französischer Federführung und das Land gehört seit Förderbeginn 1971 zu den weltweit bedeutenden Uranlieferanten. Im Jahr 2015 betrug der nigrische Anteil (aus zwei aktiven Bergwerken) etwa 7 % der Welturanförderung. Zwar ist Niger eines der ärmsten Länder der Welt, jedoch ist das Land reich u. a. an dem Bodenschatz Uran. Das erste Uranvorkommen bei Azelik wurde im Jahr 1957 bei der Kupfererkundung durch den französischen geologischen Dienst, das Bureau de recherches géologiques et minières (BRGM), entdeckt. Die französische Atomenergiebehörde CEA veranlasste daraufhin weitere Studien, wodurch in der Folge weitere Vorkommen entdeckt wurden, unter anderem Arlit im Jahr 1965 und Akouta im Jahr 1967. Das erste Uran wurde 1971 gefördert. Uran ist heute das mit Abstand wichtigste Handelsgut des Landes: im Jahr 2010 machte es über 60 Prozent der Gesamtexporte Nigers aus. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden im Niger etwa 114.346 t Uran produziert.[1] Im Jahr 2015 war der Niger nach Kasachstan, Kanada und Australien der viertgrößte Uranproduzent. Zwei Bergwerke mit einer Gesamtproduktion von 4116 t Uran lieferten etwa 7 % der Weltförderung.[2] Nach schwierigen Verhandlungen einschließlich der Produktionseinstellung im Jahr 2010 unterzeichneten Orano, der Betreiber der beiden derzeit aktiven Urangruben, und die nigrische Regierung im Jahr 2014 einen neuen Fünfjahresvertrag für den Weiterbetrieb der beiden aktiven Bergwerke. Dieser beruht auf dem nigrischen Berggesetz von 2006 und beinhaltet die schrittweise Erhöhung der Förderabgaben auf 12 %, gemessen am Marktwert des Urans und in Abhängigkeit von der Profitabilität der Gruben sowie Investitionen in die regionale Infrastruktur des Landes. Die Uranförderprovinz befindet sich im Norden des Landes, etwa 900 km nördlich der Hauptstadt Niamey. Das gewonnene Uran wird zunächst an die Eigner der Bergwerksunternehmen anteilig verkauft. Der dafür geltende Preis wird durch die nigrische Regierung festgelegt (etwa 145 US$ pro kg Uran im Jahr 2014). Die Anteilseigner können ihren Urananteil dann selbstständig auf dem Weltmarkt vermarkten oder eigenständig verbrauchen. Der Export der Urankonzentrate erfolgt über den Hafen von Cotonou im Nachbarland Benin. Ziel der Uranexporte ist hauptsächlich die Konversionsanlage im französischen Pierrelatte.[1] Der Niger ist Unterzeichner des Atomwaffensperrvertrages einschließlich des Zusatzprotokolls, welches das Land 2004 unterzeichnete. Uranbergbau im Niger – Wikipedia
Greenpeace:
Die Uranminen im Niger stellen eine enorme gesundheitliche Bedrohung für die Bevölkerung der umliegenden Ortschaften dar. Die Analyse zeigt, dass vier von fünf Wasserproben die international geltenden Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) überschreiten. Dieses Wasser wird dort als Trinkwasser verwendet.
Die Radioaktivität verstärkt die Armut, weil sie Opfer fordert. Mit jedem Tag wächst für uns die Gefahr zu erkranken, während Areva mit unseren natürlichen Ressourcen Hunderte Millionen macht, prangert Almoustapha Alhacen, President der lokalen Nigerianischen NGO Aghir in’ Man, an.
Die Hälfte des Areva-Urans stammt aus zwei Minen im Niger, einem der ärmsten Staaten Afrikas. Das Land ist seit 40 Jahren der weltweit größte Uranlieferant. Doch was der Bevölkerung von dem Reichtum bleibt, ist nichts außer den Abfällen und der giftigen radioaktiven Strahlung.
In Akokan wurde Schutt aus den nahe gelegenen Uranminen zum Bau von Straßen verwendet. Bereits 2007 stellte ein unabhängiges Unternehmen fest, dass der Schutt, und damit die Straßen, radioaktiv belastet ist. Areva säuberte daraufhin die Straßen und erklärte die Gegend für strahlungsfrei.
Areva behauptet ein umweltfreundliches Unternehmen zu sein, verhält sich aber nicht so. Der schockierend hohe Grad der radioaktiven Kontamination enthüllt die Wahrheit. Areva muss sofort aktiv werden, um eine weitere Verstrahlung der umliegenden Dörfer zu beenden, sagt Rianne Teule, Atomexpertin von Greenpeace International.
Greenpeace fordert eine unabhängige Erforschung der Gebiete um die Minen herum und nachfolgend eine Säuberung der verstrahlten Orte. Areva muss Verantwortung für sein Handeln übernehmen, nicht nur im Niger sondern weltweit, so Teule.
EU-Aussenbeauftragter Borrell: Niger verlässlicher Sicherheitspartner 5. Juli
Zum Auftakt eines zweitägigen Besuchs im westafrikanischen Niger hat der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell das Land als wichtigen und verlässlichen Sicherheitspartner in der instabilen Sahelzone bezeichnet. "Ich möchte noch einmal betonen, wie sehr (die EU) die Partnerschaft mit Niger wertschätzt", sagte Borrell am Mittwoch nach einem Treffen mit Präsident Mohamed Bazoum.
Ende vergangenen Jahres gab die EU bekannt, die nigrischen Streitkräfte künftig mit einer Militärmission im Kampf gegen den Terrorismus unterstützen zu wollen. Auch die Bundeswehr sagte ihre Beteiligung an dem Einsatz zu. Die EU engagiert sich bereits seit gut zehn Jahren mit der zivilen Aufbaumission EUCAP Sahel Niger in dem westafrikanischen Land. Dabei unterstützt die EU bei der Ausbildung nigrischer Polizisten. Nach Militärputschen in Mali und Burkina Faso ist der Niger der letzte der drei Nachbarn, der von einer demokratisch gewählten Regierung geführt wird.
Niger (deutsch [ˈniːgɐ], französisch [niˈʒɛːʁ] ), amtlich Republik Niger, ist ein Binnenstaat in Westafrika. Der namensgebende Fluss Niger durchfließt den relativ dicht besiedelten Südwesten des Wüsten- und Savannenstaates.
Niger grenzt im Norden an Algerien und Libyen, im Westen an Mali und Burkina Faso, im Osten an den Tschad und im Süden an Nigeria und Benin. Es ist ein Binnenstaat mit Anteil an der Sahara, dem Sahel und dem Sudan. Die größte Stadt Nigers ist die Hauptstadt Niamey. Weitere Großstädte sind Zinder, Maradi und Agadez.
Die ehemalige französische Kolonie ist seit 1960 unabhängig und ist die Heimat einer Vielzahl verschiedener ethnischer Gruppen. Seit der Unabhängigkeit wurden sieben verschiedene Verfassungen verabschiedet und vier Militärdiktaturen installiert. Existenzbedrohend für den größten Teil der nigrischen Bevölkerung sind regelmäßig wiederkehrende Dürren und Hungersnöte bei einer zu schnell wachsenden Bevölkerung aufgrund mangelnder Geburtenkontrolle.[5] Niger zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen zählt Niger zu den Ländern mit geringer menschlicher Entwicklung.[4]
Niger: Gewalt gefährdet die Zukunft von Jugendlichen im jüngsten Land der Welt Veröffentlicht 05. Feb 2023|Bearbeitet 10. Feb 2023 Niger Bildung
Zwangsvertreibungen und massive Schulschließungen haben die Zahl der Kinder, die in Niger keine Schule besuchen, drastisch erhöht und bedrohen die Zukunft einer ganzen Generation, betont NRC Flüchtlingshilfe.
Derzeit gehen 42 Prozent der Kinder nicht zur Schule, gegenüber 34 Prozent vor fünf Jahren. In einem Land, in dem derzeit die Hälfte der Bevölkerung unter 15 Jahre alt ist, macht dies den Bildungsfortschritt der vergangenen Jahrzehnte wieder rückgängig.
„Nigers Gewalt findet unter der ärmsten und jüngsten Bevölkerung der Erde statt. Es stellt 50 Jahre Fortschritt in Richtung Bildung auf den Kopf, wird aber dennoch vom Rest der Welt immer noch vernachlässigt“, sagte Jan Egeland, NRC-Generalsekretär, als er diese Woche das Land besuchte.
„Heute wurden rund 900 Schulen wegen bewaffneter Angriffe geschlossen. Eine halbe Million Kinder, die in Konfliktgebieten in Niger leben, benötigen dringend Bildungs-Nothilfe. Wenn die Zukunft eines Landes an seiner Jugend hängt, muss gegenwärtig mehr getan werden, um der Jugend Hoffnung auf Bildung, Beschäftigung und Schutz ihrer Menschenrechte in Niger und dem Rest der Sahelzone zu geben.“
Seit 2018, als die Gewalt aus Mali und Burkina Faso überschwappte, ist die westliche Region Tillabéri zum Epizentrum von Angriffen auf die Zivilbevölkerung des Landes geworden. Mehr als die Hälfte der 2021 getöteten Zivilisten befand sich in Tillabéri, und die vertriebene Bevölkerung hat sich seit 2018 vervierfacht. Die Unsicherheit ist extrem hoch. Die Region haust 92 Prozent aller geschlossenen Schulen des Landes und ungefähr die Hälfte aller Kinder mit Bedarf für Bildungs- und pädagogischer Nothilfe.
Es ist wichtig, Klassenzimmern zu öffnen, aber oft nicht genug: Kinder in Krisengebieten brauchen auch Hilfe bei der Bewältigung von Traumata, die ihr Verhalten und ihre Lernfähigkeit massiv beeinträchtigen können. Nur knapp die Hälfte, der von NRC in Niger befragten Kinder gaben an, sich leicht konzentrieren und in der Schule ihr Bestes geben zu können. Ganze 70 Prozent gaben an, dass sie wenig oder keine Hoffnung für die Zukunft haben.
Die weit verbreitete Gewalt und die daraus resultierenden, teilweise mehrfachen, Vertreibungen, wirken sich auch auf den Zugang zu Zivildokumenten für Jugendliche aus. Fast drei von vier Kindern, die auf der Flucht geboren wurden, haben keine Geburtsurkunden. Dies erschwert zusätzlich ihren Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und Lebensunterhalt.
„Eine Geburtsurkunde ist nicht nur ein Stück Papier. Es ist der Schlüssel zur Zukunft eines Kindes“, sagte Egeland. „Um dauerhafte Lösungen für Vertriebene zu finden, muss ihr Recht auf eine legale Existenz garantiert werden. Während wir mit den Behörden zusammenarbeiten, um Vertriebene bei der Beschaffung oder Wiedererlangung ihrer Zivildokumente zu unterstützen, müssen die Bemühungen dringend verstärkt werden, um die Verfahren zu vereinfachen und sie für gefährdete Bevölkerungsgruppen erschwinglicher zu machen.“
Wegen der Verschlechterung der humanitären Krise in der Sahelzone zwischen Niger, Burkina Faso und Mali, müssen Geberländer, nationale Behörden und die humanitäre Gemeinschaft einen Weg finden, um ein sicheres Umfeld für Binnenvertriebene, Flüchtlinge und Aufnahmegemeinschaften zu schaffen.
Fakten und Figuren:
Niger ist eines der ärmsten Länder der Welt, mit mehr als 10 Millionen Menschen (über 40 % der Bevölkerung), lebend in extremer Armut – aber es ist auch das jüngste Land der Welt mit 49 % der Bevölkerung, derzeit unter 15 Jahre alt (Weltbank & Weltbank).
Die Rate der Kinder, die nicht zur Schule gehen, ist zwischen 1973 und 2017 kontinuierlich gesunken, von 89 % auf 34 % (Weltbank).
Mit 153.455 Binnenvertriebenen beherbergt die Region Tillabéri nun 40 % aller Binnenvertriebenen des Landes (insgesamt 376.809). Die Zahl der Vertriebenen in Tillabéri hat sich seit 2018 mehr als vervierfacht, während sie in der Region Diffa, Nigers anderem Hotspot von Vertreibung (OCHA), relativ stabil geblieben ist.
Im Jahr 2021 wurden in Tillabéri, Diffa, Tahoua und Maradi mehr als 4.200 Sicherungsvorfälle (darunter Entführungen, Attentate, Diebstähle, Bedrohungen) registriert, eine Steigerung von 38 % gegenüber 2020. Über 1.700 Zivilisten wurden getötet, 54 % davon in Tillabéri (Niger’s Sicherungscluster).
Bis Dezember 2022 waren landesweit 878 Schulen geschlossen, davon 809 in der Region Tillabéri (Bildungscluster). 2023 benötigen insgesamt 444.290 Kinder humanitäre Hilfe, für Zugang zu Bildung, 47 % davon in der Region Tillabéri (OCHA’s 2023 Überblick zu humanitärem Bedarf).
NRC führte 2021 eine Bewertung des Wohlergehens von Kindern in Schulen in der gesamten Zentralsahelzone durch. In Niger gaben 71 % der Befragten an, dass sie wenig bis gar keine Hoffnung für die Zukunft haben. Nur 38 % gaben an, sich vom Schulpersonal unterstützt zu fühlen, wenn sie Angst haben (Bericht vom Januar 2022).
72 % der Befragten in Niger gaben an, keine Geburtsurkunden für auf der Flucht geborene Kinder zu haben (Project 21, Central Sahel Regional Protection Monitoring, Bericht Nov. 2021)
3 Millionen (1 von 6 Menschen im Land) benötigen 2023 humanitäre Hilfe (OCHA, 2023 Überblick zu humanitärem Bedarf).
2 Millionen Menschen sind im Jahr 2023 in Niger mit schwerer Ernährungsunsicherheit konfrontiert, mit einem voraussichtlichen Höhepunkt von demnächst fast 3 Millionen Menschen (Cadre Harmonisé).
12.202 Geburtsurkunden wurden im Jahr 2022 dank direkter Unterstützung durch die Informations-, Beratungs- und Rechtshilfeprogramme von NRC in Niger ausgestellt.
Hinweise für Redakteur*innen:
Fotos von Jan Egelands Besuch in Niger stehen hier zur freien Verwendung und Verteilung zur Verfügung.
B-Roll-Aufnahmen von Egelands Besuch in Niger stehen hier zur kostenlosen Verwendung und Verteilung zur Verfügung.
Für mehr Informationen kontaktieren Sie bitte: Globale NRC-Medien-Hotline: media@nrc.no, +47 905 62 329.
Megatrends Afrika: Niger - neuer Partner und letzter Stabilitätsanker im Sahel?
Megatrends wie Globalisierung und Digitalisierung bieten dem afrikanischen Kontinent große Chancen, bedeuten aber auch enorme Herausforderungen. Die Podcast-Reihe »Megatrends Afrika« zeigt auf, wie diese Umbrüche den Kontinent prägen. In Folge drei erklärt Lisa Tschörner, welche Rolle Niger bei der Terrorbekämpfung in der Sahelzone spielt.
NGO in Niger:
Informationen ev. auch von dem antiimperialistischen Netzwerk in Frankreich:
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