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Von 2,3 Millionen Einwohnern «in Gaza ist niemand sicher»! Trotz Warnungen sterben viele Zivilisten

NZZ: Zwei Einwohner Gazas erzählen, wie sie die Situation erleben.

Mohammed Kadada ist der Schock deutlich anzuhören. Zwar sind er und seine Familie in Sicherheit, doch als am Dienstag die israelische Luftwaffe den Hanadi Tower zum Einsturz brachte, verlor Kadada sein Lebenswerk, die IT-Firma Planet for Digital Solutions. «In einer Sekunde war alles weg», sagt Kadada am Telefon. Seine Worte sind manchmal kaum verständlich, so schlecht ist die Verbindung nach Gaza.


Kurz nach der Warnung schlugen die Raketen ein

Am Abend habe er sein Büro abgeschlossen wie jeden Tag nach Feierabend und sei nach Hause gegangen. Er sei mit seiner Familie beim Abendessen gesessen, als ihn ein Wachmann des Gebäudes angerufen habe. Er sei davor gewarnt worden, dass das Gebäude bombardiert würde. Kadada konnte nur noch warten auf das Unausweichliche: Die Computer und Daten aus dem Büro zu holen, wäre viel zu riskant gewesen. Wenig später schlugen die Raketen ein. Der Turm stürzte ein.

Kadada lacht nur müde über die israelische Rechtfertigung, dass sich Hamas-Büros im Hanadi Tower befunden hätten. Sechs, sieben IT-Firmen seien dort eingemietet gewesen. In den anderen Stockwerken hätten Familien gewohnt. Die seien jetzt obdachlos, sagt der 31-jährige Unternehmer: «Ich frage mich ständig, warum Israel dieses Gebäude zerstört hat.»

Planet for Digital Solutions habe rund dreissig Mitarbeiter beschäftigt, fast die Hälfte davon Frauen, sagt Kadada. Damit hätten dreissig Familien ihr Einkommen verloren – ein schwerer Schlag in Gaza, wo die Arbeitslosigkeit in normalen Zeiten bei 50 Prozent liegt.


Alle paar Jahre eskaliert die Gewalt

Wiederaufbau ist so eine Sache in Gaza. Alle wissen: Nach ein paar Jahren eskaliert die Situation erneut, die Zerstörung beginnt von neuem. Rund 1000 Häuser, die bei der letzten grossen Gewaltexplosion 2014 zerstört worden seien, hätten bis jetzt nicht wieder aufgebaut werden können, sagt Jaser Abu Musa, der für eine ausländische Hilfsorganisation arbeitet.

Es bleibt nur die Wut

Er sei wütend, sagt Abu Musa. Wütend auf die palästinensischen Faktionen und auf Israel, welche die Bevölkerung von Gaza in Geiselhaft hielten. Wütend darüber, dass er absolut machtlos sei und nichts machen könne. Und wütend, weil er an Eid al-Fitr, dem hohen Feiertag am Ende des Fastenmonats Ramadan, nicht seine Schwestern habe besuchen können, obwohl sie nur wenige Kilometer entfernt wohnten.

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