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Tag für Tag werden 6000 Menschen vertrieben. Hundert Milizen operieren im rohstoffreichen Ost-Kongo

Das Land, aus dem viele der Rohstoffe für Handys und Elektroautos kommen, an der Lage der Menschen gibt es kaum Interesse und auch nicht an der Lösung der Konflikte, denn der Reichtum des Landes fließt ja auch so in die reiche Welt.

Die Demokratische Republik Kongo ist Schauplatz der größten Zahl neuer interner Vertreibungen weltweit: Jeden Tag wurden durchschnittlich 6.000 Menschen aus ihren Häusern vertrieben. Gemeinden flohen vor brutaler Gewalt, Häuser wurden zerstört, und Familien hatten keinen Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Wasser oder Gesundheitsversorgung. Insgesamt sind derzeit mehr als fünf Millionen Menschen innerhalb der DR Kongo auf der Flucht, und eine weitere Million ist aus dem Land geflohen, wobei die meisten als Flüchtlinge in den Nachbarländern leben. Ist es für uns ein Problem, wenn Menschen vertrieben werden? Wir sind doch eine menschliche Familie: Erster von zehn Berichten über die am meisten ignorierten Krisen der Welt vom Norwegischen Flüchtlingsrat.


Der Norwegische Flüchtlingsrat kümmert sich nicht nur, um die Menschen, die geflohen sind. Er macht auch die Lage der Menschen in den Gebieten sichtbar, aus denen die Menschen fliehen oder vertrieben werden. Jedes Jahr erstellt er eine Liste der zehn am meisten ignorierten Krisen in der Welt. Er will damit Menschen und Staaten aufwecken, ermutigen die Menschen zu unterstützen und sich für die Überwindung der Krisen zu engagieren. Wir wollen das unterstützen und auch zur Vernetzung der Menschen beitragen, die sich im Sinne der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte als eine menschliche Familie verstehen und unsere Mitmenschen in und aus diesen Gebieten unterstützen wollen. Wir veröffentlichen jetzt nacheinander die Berichte über die zehn Länder.


Wir beginnen mit der Demokratischen Republik Kongo.

Das Land ist so groß wir ganz Westeuropa. Es wurde in Berlin 1885 von europäischen Staaten und den USA kreiert. Unter Bismarcks Konferenzleitung schenkten die Staaten den Kongo dem belgischen König Leopold als Privatbesitz. Bei furchtbaren Massakern von belgischen Soldaten und ihren Hilfstruppen und europäischen Unternehmen verlor die Hälfte der Kongolesen ihr Leben, zehn von 20 Millionen Einwohnern. Der erst nach der Unabhängigkeit gewählte Premierminister des Kongo, Patrice Lumumba wollte dass die Kongolesen das Schicksal des Landes nun selbst bestimmen. Er wollten die Rohstoffe des Landes nicht mehr den internationalen Konzernen überlassen, sondern damit die Lebensbedingungen der Kongolesen verbessern und mit den Europäern auf gleicher Augenhöhe verhandeln. US-Präsident Eisenhower entschied, ihn zu eliminieren, ebenso die belgische Regierung. In einem Zusammenspiel westlicher Staaten wurde er getötet und das Land ins Chaos gestürzt, das bis heute anhält. Über Milizen, korrupte Netzwerke und die Nachbarländer holen sich die Konzerne der Industrieländer die Rohstoffen aus dem Land, die dann u.a. in unseren Elektro-Autos und Handys landen. Für sie läuft die Krise gut: Sie bekommen, was sie wollen, billige Rohstoffe. Es gibt keine Interesse, die Krise zu lösen, das stellen die Menschen fest, die sich für die Menschen im Kongo engagieren. Was das für die Menschen im Kongo bedeutet, geht aus dem NRC-Bericht hervor. Wenn Du das genauso empörend findest, wie wir, engagier Dich mit uns und bau ein Team auf zur Unterstützung der Kongolesen, die ihr Menschenrecht auf Leben und Menschenwürde durchsetzen wollen.

Die Megakrise, die die Demokratische Republik Kongo heimsucht, hätte 2020 eine Mega-Reaktion verdient. Stattdessen litten die kongolesischen Gemeinden im Stillen, fernab des medialen Rampenlichts und mit akut geringer internationaler Unterstützung.


Die humanitäre Notsituation in der DR Kongo verschlechterte sich im Jahr 2020 aufgrund eines Anstiegs der Gewalt und der Ernährungsunsicherheit. Das Land wurde zum Schauplatz der größten Zahl neuer interner Vertreibungen weltweit: Jeden Tag wurden durchschnittlich 6.000 Menschen aus ihren Häusern vertrieben. Gemeinden flohen vor brutaler Gewalt, Häuser wurden zerstört, und Familien hatten keinen Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Wasser oder Gesundheitsversorgung.

Insgesamt sind derzeit mehr als fünf Millionen Menschen innerhalb der DR Kongo auf der Flucht, und eine weitere Million ist aus dem Land geflohen, wobei die meisten als Flüchtlinge in den Nachbarländern leben.

Humanitärer Bedarf steigt an

Die zyklische Gewalt und die Vertreibung haben dazu geführt, dass große Teile des Landes unbewirtschaftet sind und die Menschen obdachlos und von ihrer Lebensgrundlage abgeschnitten sind. In Kombination mit einem Einbruch der Wirtschaft und den wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid-19 bedeutete dies, dass die Zahl der Hungernden und der Bedarf an humanitärer Hilfe stark anstieg. Ende 2020 waren fast 20 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen, im Vergleich zu etwa 13 Millionen im Jahr zuvor. Hinzu kam, dass das Land von zwei Ebola-Ausbrüchen betroffen war.


Wenig internationale Unterstützung

Die Kluft zwischen humanitärem Bedarf und Unterstützung war alarmierend. Weniger als 33 Prozent der Gelder, die benötigt wurden, um die Bedürfnisse der kongolesischen Bevölkerung zu befriedigen, gingen ein, was das Land zu einer der am stärksten unterfinanzierten Krisen der Welt machte. Die krasse Finanzierungsrealität im Jahr 2020 veranlasste die Vereinten Nationen zu einem Spendenaufruf, um im Jahr 2021 nur 10 Millionen der 20 Millionen bedürftigen Menschen zu unterstützen.

Der jahrzehntelange Konflikt hat zu einer Ermüdung der Geber und zu einem Mangel an Bereitschaft geführt, die Notsituation anzuerkennen und zu bewältigen, die sich vor dem Hintergrund einer langwierigen Krise entwickelt.

Wenig Schutz

Zur Gebermüdigkeit gesellte sich ein Mangel an internationalen politischen Initiativen, um diesem afrikanischen Land Stabilität zu bringen. Berichten zufolge operierten etwa 100 bewaffnete Gruppen in den östlichen Teilen des Landes und richteten in den Gemeinden verheerende Schäden an. Trotz der Präsenz von UN-Friedenstruppen versagten die kongolesische Regierung und die internationale Gemeinschaft weitgehend darin, Zivilisten vor dem Tod, Frauen vor Vergewaltigungen durch bewaffnete Männer und Kinder vor der Rekrutierung durch bewaffnete Gruppen zu schützen.

Der Konflikt führte zu einem Mangel an Bildungsmöglichkeiten, der die Zukunft einer ganzen Generation gefährdete und Kinder besonders anfällig für Gewalt und Rekrutierung machte.

2021 bringt neue Rekordtiefs

Die Hungersnöte stiegen weiter an, als das Jahr 2021 kam. Die Vereinten Nationen läuteten im April die Alarmglocke, dass eine Rekordzahl von 27 Millionen Menschen - jeder dritte Kongolese - unter akutem Hunger leidet.





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