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Rojava in Gefahr: Nur hier konnten Forderungen der syrischen Demokratiebewegung umgesetzt werden

Der Westen fördert dort nicht die Demokratie, wie er es uns als sein Ziel erklärt hat: Die US-Regierungen haben der türkischen Regierung die Invasion und Besetzung von Teilen der Region ermöglicht. Sie entziehen dem Land durch die Besetzung und Plünderung des Erdöls wichtige Ressourcen zum Aufbau des zerstörten Landes. Die westlichen Wirtschaftssanktionen treffen vor allem die Kleinen Leute und auch die Menschen in Rojava. Wir sollten das Ende der US-Besatzung durchsetzen, den Abzug der türkischen Armee und das Ende der Wirtschaftssanktionen gegen Syrien und einen friedlichen nationalen Dialog fördern. Was meint Ihr dazu?


Auszüge aus einem Bericht der Neuen-Züricher-Zeitung: Rojava der einzige Ort in Syrien, in dem zumindest ein Teil jener Forderungen umgesetzt wurde, für welche die Syrer 2011 auf die Strasse gegangen waren.

Die Kurden haben den Bürgerkrieg in Syrien genutzt, um im Nordosten des Landes die autonome Region Rojava zu errichten. Nach sieben Jahren steht das kurdische Autonomieprojekt vor seiner bisher grössten Herausforderung: Die Zukunft von Rojava steht auf dem Spiel.



In dem System, das von der Idee des demokratischen Konföderalismus des PKK-Gründers Abdullah Öcalan inspiriert ist, hat die Bevölkerung ein gewisses Mitspracherecht: Jedes Stadtviertel, jedes Dorf wählt einen Rat, in dem Männer wie Frauen gleichermassen beteiligt sind. Dieses Rätesystem hat Hunderte linke Freiwillige aus aller Welt nach Rojava gezogen.


Für viele andere Kurden würde mit dem Untergang der kurdischen Autonomieregion Rojava eine der wenigen positiven Folgen des syrischen Bürgerkrieges verloren gehen. «Schaut euch um», sagt der Kommandant. «Hier kämpfen Männer, Frauen, Kurden, Araber, Armenier, Aramäer, alle Seite an Seite.» Tatsächlich stehen unter Helaps Kommando ein kürzlich gegründetes armenisches Bataillon sowie eine arabische Fraueneinheit.


Nicht zuletzt deshalb hoffen die Kurden auf eine diplomatische Lösung mit Asad.


Beide Seiten verhandeln derzeit über eine Eingliederung Rojavas in die Syrische Arabische Republik – unter Wahrung gewisser Autonomierechte. «Wir wollen eigene Sicherheitskräfte, eine eigene Verwaltung und dass unsere Kämpfer ein selbständiger Zweig der syrischen Armee bleiben», sagt Helap. Doch auch ihm ist wichtig zu betonen: «Wir sind keine Separatisten.» Demnach geht es den Kurden nicht um die Gründung eines eigenen Staats, sondern nur um Autonomie innerhalb Syriens.


Die YPG füllten mit christlichen und arabischen Verbündeten das Vakuum, das die syrische Regierung hinterliess, als sie nach Beginn des Bürgerkriegs 2011 die Kontrolle über den Nordosten verlor. Asad erhebt jedoch nach wie vor Anspruch auf die Kontrolle des ganzen Landes und setzt dabei nicht nur auf Diplomatie. Ausgerechnet die türkische Offensive im Herbst 2019 ermöglicht es ihm, widerstandslos die Präsenz der eigenen Armee in Nordostsyrien auszuweiten.


Seitdem hat die von Iran finanzierte und ausgerüstete regimetreue Miliz NDF wiederholt versucht, von den Kurden kontrollierte Stadtviertel zu übernehmen. Ob mit der Waffe oder durch Verhandlungen: Asad scheint entschlossen, die Region wieder in seine Gewalt zu bringen.


Dem kurdischen Autonomieprojekt stehen entscheidende Monate bevor. Es ist nicht auszuschliessen, dass Syrien zehn Jahre nach Beginn des Krieges vor einer erneuten Eskalation der Kämpfe steht.


Eine Schlüsselrolle für die Zukunft Rojavas spielen die Grossmächte USA und Russland. Während die Russen das Regime von Bashar al-Asad unterstützen, stehen die Amerikaner aufseiten der Kurden. Doch nach dem Sieg der Kurden über die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Frühjahr 2019 schränkten die USA ihre Unterstützung ein. Im Oktober 2019 liess der amerikanische Präsident Donald Trump sogar zu, dass die Türkei in der Operation «Friedensquelle» entlang der Grenze eine 120 Kilometer breite «Sicherheitszone» eroberte.


Die Türkei will verhindern, dass die kurdische Miliz sich dauerhaft jenseits ihrer Grenze in Syrien festsetzen kann. «Die Drohnen der türkischen Armee kreisen fast unaufhörlich am Himmel», sagt Helap.


Die USA hingegen zogen sich auf wenige Gebiete im äussersten Osten zurück. Dort liegen die grössten Erdölvorkommen des Landes. Laut dem syrischen Ölminister Bassam Tomaa kontrollieren die USA heute 90 Prozent der syrischen Vorkommen. Dadurch habe das Regime 92 Milliarden Dollar verloren. Aus Sicht von Helap wurde Rojava durch die USA militärisch, aber auch wirtschaftlich verraten. Denn die im Juni 2020 gegen Asad verhängten Wirtschaftssanktionen schaden langfristig auch der kurdischen Autonomieregion.

Der YPG-Kommandant hat aber auch Zweifel an der langfristigen Unterstützung Russlands für Präsident Asad. Er hält es nicht für ausgeschlossen, dass die Russen der Türkei in Syrien entgegenkommen, wenn sie im Gegenzug dafür etwa in den Konflikten in Libyen oder in Nagorni Karabach von der Türkei Zugeständnisse erhalten. Doch egal, wer in Syrien wirklich wen unterstützt: Die entscheidende Schlacht um Rojava stehe schon bald bevor, sagt Helap überzeugt.

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