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"Hexensabbat" scheint niemand als rassistisch, sexistisch und antisemitisch aufzufallen - mir schon

Hexensabbat und anderer Zores

Hexensabbat bezeichnet einen nicht überblickbaren Zustand, Chaos, Wirrwarr, Unordnung. Genaue Gründe werden eher vermutet als bewiesen. Mehrere Ursachen treffen zusammen.



Der Begriff Hexensabbat scheint niemand als rassistisch, sexistisch und antisemitisch aufgefallen zu sein. Er wird nach wie vor bedenkenlos gerne in Wirtschaftsnachrichten verwendet. Der Begriff jedoch ist in mehrfacher Hinsicht sehr bedenklich und deswegen aus dem zu verwendenden Wortschatz zu streichen so wie andere auch.


Der Begriff bringt einen auf Frauen und auf eine Minderheit bezogenen negativ konnotierten Kontext als völlig selbstverständlich zusammen. Frauen wurden als Hexen diffamiert und häufig aufgrund erfolterter Geständnisse völlig absurder Verhaltensweisen verbrannt. Juden aus vergleichbaren Gründen ebenfalls.

Es diffamiert Frauen als Hexen und den Sabbat als gar verwerfliches, gefährliches unkalkulierbares Treiben. Es beschädigt den Begriff des Sabbats und damit den heiligen Tag der Juden. Es stellt Frauen und Juden in einen gefährlichen Kontext. Frauen, die lüsternen, listenreichen, unberechenbaren Wesen, Juden, denen man vergleichbares Verhalten vorwarf. Die zwei zusammen ergeben die Melange Hexensabbat. Selbst, wenn das Wort nicht sehr häufig benutzt wird, weiß man sofort, was gemeint ist und die dazugehörigen Assoziationen schießen durch den Kopf.


Das ist das Eine.


Das Andere ist die dazugehörige offene und versteckte Diffamierung beider Gruppen auf allen Ebenen. Gleichberechtigung steht als Verfassungsgebot im Grundgesetz und bleibt seit dessen Entstehung uneingelöst. Keine paritätische Besetzung in Positionen hoher Verantwortung in Politik und Gesellschaft, keine gleichen Löhne, Erziehungsarbeit wird Frauen überantwortet, Benachteiligungen all überall. Die für alle Mitglieder rechtsverbindliche UN-Resolution 1325, Frauen, Frieden, Sicherheit die fordert, dass Frauen zur Wahrung und Durchsetzung ihrer Rechte an Friedensverhandlungen zu beteiligen sind, wird seit 21 Jahren nicht in verbindliches, nationales Recht umgesetzt, verhindert durch CDU/CSU.


Nach der Shoa, nach der Ausrottung eines Teils der deutschen Bevölkerung, des jüdischen, änderte sich nichts an einer Grundhaltung, der Ausgrenzung von Juden aus der Bevölkerung als ein originärer Teil derselben. Nach fast zweitausend Jahren bleibt ein Teil als der Bevölkerung ausgegrenzt und fremd. Jiddisch ist eine deutsche Literatursprache. Hebräische Begriffe finden sich zuhauf im Deutschen wieder und Talmud und Thora bilden das Rückgrat des Alten Testaments, des ethischen Gerüsts unserer Normen und Haltungen. Menschen mosaischen Glaubens waren und sind Deutsche in allen Klassen, Herkünften und Bereichen. Sie sehen nicht mal anders aus, sie sind wie wir, nur halt mit einer anderen Religion. Mittlerweile stammt die jüdische Bevölkerung aus vielen verschiedenen Staaten, genauso wie andere Deutsche auch. Russische Juden heißen Ashkenazim, Deutsche. Nur zur Erinnerung.


Es gibt weitere zu verhandelnde Sachverhalte zu diesem Thema. Weder die Gendergerechten noch die auf Aussöhnung und Verständigung zwischen Juden und Deutschen beachteten diesen Begriff. Ich übersetze das mit tiefsitzendem sowohl Frauen- als auch Judenhass. Beide werden zu wenig als solche wahrgenommen. In diesem Zusammenhang verweise ich auf die essentiellen und kaum zu beseitigenden Nachteile für Frauen in Recht, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik hin und andererseits auf die nicht zu hörende Benennung der Zugehörigkeit der jüdischen Bevölkerung zum deutschen Volk. Bei allen Bemühungen scheint immer wieder auf, dass sie dem Grunde nach nicht zum deutschen Volk gehören. Die Unter- und Zwischentöne machen das aus. An diesem Punkt scheint das immer schwerer wiegende Problem von Deutschland als Einwanderungsland und der Umgang mit neuen Deutschen als einem, das die Gesellschaft heute bereits tief spaltet, auf. Das muss in diesem Kontext mitgedacht und mit bearbeitet werden. Sonst bleiben diese ohnehin nicht vollständig sein könnenden Überlegungen Stückwerk.


Wenn wir uns darauf verständigen können, Freiheit als Gleichheit zu sehen, es begreifen, annehmen, nicht akzeptieren, sondern frank und frei als unsere Überzeugung aussprechen, dann endlich kann, wenn diesen Punkten durch Erfüllung der notwendigen Veränderungen Genüge getan wurde, Frieden einkehren, muss die Tatsache, dass Gott Adomei heißt und Frauen nicht das schwache Geschlecht und Arbeitsmigranten keine Gastarbeiter sind, nichts Besonderes mehr sein.


Dann endlich können alte und neue Deutschen, die gar nicht so aussehen wie Deutsche aussehen -Ja. wie sehen sie denn aus? - endlich tief durchatmend frank und frei sagen, dass sie das sind, was sie sein müssen: ein einig Volk von Schwestern und Brüdern.


Rolf Schuh

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