Auszüge aus Tacheles, Das jüdische Wochenmagazin/Berliner Zeitung
Masha Gessen diskutiert den Gaza-Krieg und ihre Thesen dazu
Am Montagabend hat Masha Gessen in der Berliner Zentrale der Heinrich-Böll-Stiftung vor freundlichem Publikum ihre Thesen zum Gaza-Krieg und die Distanzierung der den Grünen verbundenen Stiftung von der Verleihung des Hannah Arendt-Preise an sie diskutiert. 1967 in eine jüdische Familie in Moskau geboren und non-binär, hatte Gessen im «New Yorker» Gaza mit den von den Nazis in Osteuropa etablierten Ghettos für Juden verglichen.
Gessen gab bekannt, die Diskussion sei erst nach einer Weigerung ihrerseits zustande gekommen, privat mit Scholz über den Eklat von letzter Woche zu sprechen.
Gessen verstärkte indes die Kritik an Israel: Die IDF habe in Gaza «den Befehl, keine Gefangenen zu machen.» Dies sei jüngst durch die Erschiessung dreier israelischer Geiseln klar geworden, die sich unbewaffnet hätten ergeben wollen: «Menschen die nicht bewaffnet sind, Menschen die sich ergeben, werden erschossen.»
Zum Gaza-Ghetto-Vergleich legte Gessen nach, während des Holocaust seien nicht alle Juden in den Gaskammern ermordet worden: «1,3 Millionen starben an Krankheiten und Hunger. Und heute hat Human Rights Watch festgestellt, dass Israel das Aushungern als Waffe im Krieg benutzt. Das ist ein Kriegsverbrechen.»
Im Unterschied zu den europäischen Ghettos seien aber viele Menschen in Gaza noch immer am Leben und so habe die Welt immer noch die Möglichkeit, etwas für sie zu tun. Albrecht behauptete später, in Deutschland werde niemand mundtot gemacht. Gessen gab zurück, die Böll-Stiftung habe mit ihrem Rückzug eine grosse Diskussion an der Universität von Bremen verhindert, erklärte jedoch: «Der Versuch, mich mundtot zu machen, ist fehlgeschlagen und hat das Gegenteil erreicht.»
Gessen kritisiert die Antisemitismus-Definition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), die Kritik am Zionismus weitgehend mit Judenhass gleichsetze: «Kritik an Israel als antisemitisch zu bezeichnen, trivialisiert Antisemitismus und gefährdet Juden.»
Die aus Südafrika stammenden Künstlerin Candice Breitz fragte, warum man «zur Zerstörung von jüdischer Meinungsvielfalt in diesem Land beiträgt».
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