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Genscher: Habe den Eindruck, dass manche die Teilung Europas nur an Russlands Westgrenze verschieben

Russland und sein Präsident empören sich zurecht über die Aufstellung von NATO-Raketen an der russischen Grenze


Meinung von Genscher über Putin und den wachsenden Konflikt zwischen dem Westen und Russland im Jahr 2014. Ich hatte es damals gesehen und jetzt die Aufzeichnung der Sendung gefunden, die die Verantwortung des Westens für die Eskalation zum Krieg beschreibt. Darauf hatte auch Helmut Schmidt im gleichen Jahr hingewiesen und gar vor der Eskalation zum Weltkrieg gewarnt.

Genscher: Da es in Europa keine Stabilität ohne und noch weniger gegen Russland geben kann, muss man ihre Sorgen ernst nehmen. Man muss auch einhalten, was man versprochen hat, keine ständige Stationierung von NATO-Truppen vorzunehmen. Wenn man dann Raketen-Abwehrstellungen an Russlands Grenze aufbaut, empört sich Russland zu recht. Diese Raketen sind sicher nicht - wie erklärt - gegen Iran gerichtet (etwas Minute 7ff). Ein offenes Wort ist nötig, damit wir nicht zu einem Kräfteverschleiß kommen im Gegeneinander, sondern Weiterkommen. Ich erinnere an Putins Ansprache im Bundestag. Er wurde mit Beifall überschüttet. Leider ist aus dem Vorschlag, eine Freihandelszone von Lissabon bis Wladiwostok zu schaffen, nichts geworden. Dann wäre die Assoziierung der Ukraine in die EU sicher anders gesehen worden. Als der Kalte Krieg zu Ende ging, sind wir davon ausgegangen, dass das das Ende der Teilung Europas bedeutet. Heute habe ich den Eindruck, dass es im Westen viele Leute gibt, die die Teilung nur an die russische Westgrenze verlegen wollten. Wir sollten die Beziehungen zu Russland neu gestalten!

WL: Meines Erachtens steht hinter diesen richtigen Feststellungen das dominierende strategische Vorherrschaftsdenken in den USA und Großbritanniens, auf jeden Fall ein gemeinsames Eurasien zu verhindern und vor allem die Zusammenarbeit der Schwergewichte Russland und Deutschland, um ihre Vorherrschaft nicht zu gefährden. Mit seiner Feststellung, dass die Raketenabwehr die gegenseitige Abschreckung (wer als Erster schießt, stirbt als Zweiter) schwächte: Sie können dem Westen ermöglichen Russland anzugreifen und seine Antwort-Raketen abfangen, also töten ohne auch getötet zu werden.


 
 
 

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