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Aktuelle Studie zeigt die Dürftigkeit der Berichterstattung über den Bundeswehreinsatz in Mali.

Aktuelle Studie untersucht Berichterstattung über den Bundeswehreinsatz in Mali. Medien beschränken sich auf Agenturberichte und staatliche Propaganda. Hintergrundrecherchen gibt es kaum.



Dagegen zeigt sich der Einfluss der Nachrichtenagenturen. Denn etwa 60 Prozent aller Berichte seien eins-zu-eins von den Agenturen übernommen worden oder basierten auf Material von Agenturen. Eine besondere Rolle spielten dabei die französische AFP und die deutsche Presseagentur dpa.

Afrikanische Experten mahnen an, dass den Militäreinsätzen in der Sahelzone in Deutschland "höchstes Interesse" zukommen sollte. Unabhängige Journalisten und Redaktionen müssten bei Fragen von Krieg und Frieden deutlich mehr leisten. Dass unter den analysierten Artikel keiner dabei war, der von einem afrikanischen Autor stammte, wertete einer der Experten als "Verachtung" und Affront.

Die Studie führt einen emeritierten deutschen Afrikanistik-Professor an, der erklärte, "dass die Mandatsverlängerungen im journalistischen Feld offensichtlich ‚für einen Routinevorgang‘ gehalten würden". Und das sei falsch: Selbst die Regierungsfraktionen hätten im letzten Jahr Sahel-Papiere erarbeitet, ebenso das Auswärtige Amt. Auch die Entscheidungen im Bundestag seien keine Routine gewesen.

Journalismus hätte jedoch die Aufgabe, diese permanent zu hinterfragen, was nur ginge, wenn man sich nicht fortwährend auf Propaganda und Verlautbarungen von Regierungen, deren Militärs und internationalen Organisationen stütze. Dass ganze Gruppen von wichtigen Quellen wie afrikanische Experten, Geschäftsleute, Intellektuelle, Künstler und Religionsvertreter so gut wie nicht zu Wort kommen, "tut weh" und sei "inakzeptabel".

Vor diesem Hintergrund weist die Otto-Brenner-Stiftung auf die Bedeutung des Themas Frieden im deutschen Grundgesetz hin. Für einen richtigen Umgang mit Truppenentsendungen und für deren Bewertung seien parlamentarische Debatten und massenmediale Diskurse grundlegend. Doch die deutschen Medien informierten die Bürger nicht "hintergründig", weder über das eine noch über das andere. Von der Förderung eines gesellschaftlichen Diskurses könne deshalb keine Rede sein.

Die historische Niederlage des Westens in Afghanistan, die Irak- und Libyen-Desaster, Syrien, der Stellvertreterkrieg im Jemen und nicht zuletzt der aktuell eskalierte Russland-Ukraine-Krieg geben mehr als genug Anlass für Redaktionen, ihre Krisen- und Kriegsberichterstattung zu professionalisieren.


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