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Wichtiger als ihr Fußballspiel: Spieler der DR Kongo protestieren beim Afrika-Cup dagegen, dass die Welt-Öffentlichkeit die Gräueltaten im rohstoffreichen Osten der DRKongo ignoriert & geschehen lässt

Autorenbild: Wolfgang LieberknechtWolfgang Lieberknecht

Wie Spieler und Trainer im Nachgang bestätigten, war der Hintergrund für dieses Zeichen die Kämpfe im Osten des zentralafrikanischen Landes. Dort hatte zuletzt nach Angaben von Bewohnern die Rebellengruppe M23 die strategisch wichtige Stadt Sake überfallen und deren Bevölkerung in die Flucht getrieben. Augenzeugen zufolge wurden Bomben auf die Stadt abgeworfen. Ein Sprecher der Vereinten Nationen warnte in einer Mitteilung vor einer "regionalen Explosion" und rief zur zügigen Verstärkung von Truppen und Sicherheitskräften auf. Bereits seit Längerem sind im Osten des Landes zahlreiche bewaffnete Gruppierungen aktiv. "Wir wollten eine Nachricht an die ganze Welt schicken", erklärte Francois Kabulo Mwana Kabulo, der Sportminister des Landes, nach der Partie, die mit 0:1 gegen Gastgeber Elfenbeinküste verloren ging. "Wir brauchen eine Reaktion der internationalen Gemeinschaft, genauso wie es in der Ukraine und in Palästina passiert ist. Es ist eine ungerechte Rebellion."

Die Spieler der Demokratischen Republik Kongo haben vor dem Halbfinale des Afrika-Cups gegen die Elfenbeinküste ein Zeichen gesetzt. Hintergrund sind die Kämpfe im Osten des Landes.

Als am Mittwochabend in Abidjan die erste von zwei Nationalhymnen ertönte, rückte der Sport in den Hintergrund. Die Spieler der Demokratischen Republik Kongo sangen zu Beginn nicht mit, sondern hielten sich mit einer Hand den Mund zu und setzten sich zwei Finger der anderen Hand wie eine Pistole an die Schläfe. Auch der komplette Staff an der Seitenlinie inklusive des französischen Trainers Sebastien Desabre führte die Geste aus. Erst nach etwa 15 Sekunden senkten sie ihre Arme, einige Spieler sangen im Anschluss den Rest der Hymne. Zudem trug ein Teil der Mannschaft einen schwarzen Trauerflor am Arm.


Man habe daher die Tragweite der Veranstaltung nutzen wollen und den afrikanischen Fußballverband CAF um Erlaubnis gebeten, die Geste durchführen und den Trauerflor tragen zu dürfen. Dieser habe zugestimmt. "Ich hoffe, dass die Nachricht ankommt, weil wir Frieden brauchen", so Mwana Kabulo, der ebenfalls Trauerflor an seinem Hemd trug.


Auch der in der Schweiz aufgewachsene Mittelfeldspieler Charles Pickel bezog klar Stellung. "Das ist eine richtig große Sache und niemand schaut hin", beklagte er. "Das war heute ein Zeichen unserer Einheit, heute ist das wichtiger als das Spiel. Wir wollten der Welt zeigen, was dort passiert." Die Geste durchzuführen, haben "wir alle zusammen entschieden", so Pickel weiter. Trainer Desabre sprach davon, die Nationalmannschaft sei "ein Symbol des Nationalstolzes" in der DR Kongo. "Wir wollten die Gelegenheit heute nutzen, auf all die Gräueltaten im Osten des Landes aufmerksam zu machen."



Nach jahrelanger Ruhe griff die M23 Ende 2021 wieder zu den Waffen und hat seitdem große Teile Nord-Kivus erobert. Kinshasa wirft Nachbar Ruanda vor, die Rebellen zu unterstützen. Die Vereinten Nationen stützen diese These, Kigali weist die Vorwürfe zurück.

Armeesprecher Slyvain Ekenge sagte Journalisten, es gebe "intensive Kämpfe" um ein Stück Schnellstraße zwischen den Städten Sake und Minova in der benachbarten Provinz Süd-Kivu. In den letzten drei Tagen seien 20 Verletzte in das örtliche Gesundheitszentrum eingeliefert worden, "zumeist Zivilisten", hieß es aus Gesundheitskreisen in Sake. In Minova seien es 30 Verletzte gewesen. 

Die Kämpfe haben die Versorgung der Millionenstadt Goma abgeschnitten. Der Leiter der Hauptabteilung Friedenssicherungseinsätze bei den Vereinten Nationen, Jean-Pierre Lacroix, warnte nach einem Besuch im Osten der DR Kongo vor einer "regionalen Explosion" und forderte "diplomatische Bemühungen". 

Die Regierung in Kinshasa fordert den "beschleunigten" Abzug der UN-Friedenstruppe Monusco, der sie mangelnde Effektivität vorwirft.

 
 
 

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