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Putin stand nicht mehr als der blutrünstige Aggressor da, sondern als Mann mit Interessen. Und der Westen stand als Spieler da, der diese russischen Interessen in jedem Fall nicht bedacht hatte.

Pro Woche kommen in diesem Krieg ungefähr 7.000 Menschen um. Insgesamt dürften es nach UN-Zahlen über 200.000 Menschen sein.

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Pioneer, Garbor Steingart:

Während Europa geschlafen hat, wurde im nördlichsten US-Bundesstaat womöglich Geschichte geschrieben, aber mit einer Geheimtinte, die wir noch nicht entziffern können.


Der erste Gewinner ist Wladimir Putin: Der Kreml-Chef – der vom Westen ökonomisch bestraft und strafrechtlich verfolgt wird – erfuhr die maximale Aufwertung. Er bewegte sich auf Augenhöhe mit dem US-Präsidenten.

Putin war der Feldherr, dem auch Trump nicht widersprach. Es fiel kein Wort, dass Putin seine Truppen zurückziehen müsse, besetzte Gebiete abzugeben habe, die Halbinsel Krim wurde erkennbar geistig schon als russisches Territorium verbucht.

Er konnte seine Erzählung von den Ursachen des Ukraine-Krieges sowohl Trump als auch der Weltöffentlichkeit vortragen. Die Bedrohung der nationalen Sicherheitsinteressen der Russen, sprich die Nato-Osterweiterung, war sein Thema.


Bei Fox News im Interview kündigte Trump zudem an, dass die geplanten Zölle gegen China jetzt erstmal doch nicht kommen. Auch das ist wichtig für Putin: Länder, die seine Freunde sind, werden für ihre Freundschaft nicht mehr bestraft. Da bewegt sich was. Die Börse dürfte das am Montag zu honorieren wissen.


Der zweite Gewinner ist nicht ganz so strahlend, aber doch ein Gewinner: Trump. Er konnte seiner Persönlichkeit, der immer etwas Unseriöses anhaftet, einen nachdenklichen Pinselstrich hinzufügen. Da war nicht der laute, dröhnige und rauflustige Politiker zu sehen, sondern ein Mann, der leisen, bedachten Sprache.


Der dritte Gewinner ist eindeutig Selenskyj. Er wird heute als erster informiert und er wird beim nächsten Treffen mit am Tisch sitzen. Trump hat ohne seine Zustimmung keine Kompromisse gemacht, kein Territorium weggegeben, und auch keine Anschuldigungen gegen die Ukraine erhoben: Selenskyj war der dritte Mann. Nicht anwesend. Aber präsent. Ohne ihn kein Deal. Das hat Trump verstanden und daran hat er sich heute Nacht gehalten.


Der große Verlierer von heute Nacht: Eindeutig die Soldaten im Feld – auf beiden Seiten der Front. Denn es gibt keinen Frieden und nicht mal die kleine Schwester des großen Friedens, den Waffenstillstand. Es darf weiter geschossen, weiter gestorben werden. Zur Erinnerung: Pro Woche kommen in diesem Krieg ungefähr 7.000 Menschen um. Insgesamt dürften es nach UN-Zahlen über 200.000 Menschen sein.


 
 
 

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