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Kriegsgefahr:Provoziert die EU in der Ostsee den Krieg gegen Russland?Die EU kapert illegal in internationalen Gewässern Tanker mit russischem Öl.Das hat fast zu einem bewaffneten Zwischenfall geführt

Das ist ein Artikel von Thomas Röper. Er ist Deutscher und lebt in Russland. Er vermittelt uns die russische Sichtweise. Das ist dringlich, um beide Seiten im Konflikt verstehen und auf eine friedliche Lösung hinwirken zu können. Er wurde von der EU jetzt sanktioniert, darf u.a. nicht mehr in die die EU einreisen. Andersdenkende einzuschüchtern und wegen ihrer Meinung zu betrafen widerspricht den Menschenrechten auf Meinungs- und Informationsfreiheit. Sollten wir das hinnehmen? Kann das dann nicht bald jeden Kritiker der Eskalationspolitik der UU treffen, die leicht zu einem Krieg führen kann?

Kriegsgefahr

Die EU kapert in internationalen Gewässern der Ostsee illegal Tanker mit russischem Öl. Vor etwas über einer Woche hätte so ein Vorfall fast zu einem bewaffneten Zwischenfall geführt. Wie die EU versucht, in der Ostsee einen Krieg gegen Russland zu provozieren und die NATO mit hineinzuziehen.

von Anti-Spiegel

24. Mai 2025 06:00 Uhr

Was derzeit in der Ostsee vor sich geht – und vor allem, wie wichtig es ist -, kann man, wie so oft, nur verstehen, wenn man sich die Chronologie anschaut. Derzeit gibt es immer häufiger Meldungen über eine „wachsende russische Bedrohung in der Ostsee“, vor der beispielsweise Außenminister Wadephul vor einer Woche mal wieder gewarnt hat.

Also schauen wir uns die Vorgeschichte einmal an. Und ich muss Sie warnen, denn dieser Artikel wird wieder ein sehr langer Artikel, aber das ist zum Verständnis des Themas leider unvermeidbar.


Nord Stream und Balticconnector

Am 26. September 2022 wurden beide Pipeline-Stränge von Nord Stream 1 und einer der beiden Pipeline-Stränge von Nord Stream 2 in der Nähe von Bornholm gesprengt. Bekanntlich wurde der Vorfall nie aufgeklärt und bekanntlich hat die Bundesregierung bei Parlamentarischen Anfragen zu der Sprengung gemauert.

Ein Jahr später, am 8. Oktober 2023, wurde eine andere Pipeline, die Balticconnector, die von Finnland nach Estland durch die Ostsee führt, beschädigt. Unmittelbar danach beschuldigten europäische Politiker und Medien Russland, es habe die Pipeline wahrscheinlich sabotiert und NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg kündigte am 11. Oktober 2023 ein entschlossenes Handeln der NATO an, sollte sich herausstellen, dass die Beschädigung der Pipeline ein „vorsätzlicher Angriff“ gewesen sei.

Allerdings stellte sich schnell heraus, dass Russland damit nichts zu tun hatte, worüber die Medien allerdings nicht in so großen Überschriften berichteten und natürliche entschuldigte sich auch kein europäischer Politiker dafür, Russland unbegründet beschuldigt zu haben.

Tatsächlich hatte das chinesische Schiff „New Polar Bear“ die Pipeline mit seinem Anker beschädigt, was nicht selten vorkommt. Die Pipeline wurde repariert und im April 2024 wieder in Betrieb genommen, den Schaden übernahm die Versicherung.


Beschädigte Unterseekabel

Ab Ende 2024 berichteten westliche Medien über jeden Schaden an Unterseekabeln in der Ostsee, weshalb für die Öffentlichkeit der Eindruck entstand, Beschädigungen an Unterseekabeln seien etwas Seltenes und Ungewöhnliches, denn früher gab es über solche Schäden ja praktisch nie Medienberichte. Tatsächlich sind Schäden an Tiefseekabeln aber vollkommen normal und Routine.

Jährlich kommt es im globalen Netzwerk von Unterseekabeln durchschnittlich zu 150 bis 200 Schäden, was nicht viel ist, wenn man bedenkt, dass in den Weltmeeren 1,4 Millionen Kilometer Kabel verlegt sind. 70 bis 80 Prozent der Schäden sind menschengemacht, das sind zum Beispiel das (manchmal auch unbeabsichtigte) Werfen von Ankern oder das Ziehen von Schleppnetzen, die an den Kabeln hängen bleiben. Nur 10 bis 20 Prozent der Schäden hängen mit der Natur zusammen, wenn sich Kabel beispielsweise abnutzen, weil sie sich aufgrund von Strömungen an Felsen reiben.

Schäden an Unterwasserkabeln sind so normal, dass eine Flotte von speziellen Reparaturschiffen bereit steht, die strategisch so auf der ganzen Welt platziert sind, dass sie jeden Schadensort innerhalb von 10 bis 12 Tagen erreichen und den Schaden beheben können.

Die Ostsee ist das weltweit am dichtesten „verkabelte“ Meer der Welt, durch die Ostsee führen unzählige Daten- und Stromleitungen und auch Pipelines. Daher ist die Ostsee auch mehrmals jährlich von Kabelschäden betroffen, was aber nie große Schlagzeilen gemacht hat, weil es normal ist und solche Schäden routinemäßig repariert werden und die Kabel und Pipelines natürlich auch versichert sind.


Das gewollte Narrativ in die Welt setzen

Aber anscheinend hatte irgendjemand bei der NATO oder der EU im Jahr 2024 die Idee, ab sofort jeden Kabelschaden als russische Sabotage darzustellen und in die Medien zu bringen. Man musste also nur abwarten, denn jedes Jahr gibt es mehrere Kabelschäden in der Ostsee. Man musste nicht einmal selbst aktiv werden, man musste nur auf den nächsten Schaden warten.

Und man musste nicht lange warten. Im November 2024 kam es innerhalb von zwei Tagen gleich zu Schäden an zwei Kabeln und Politiker und Medien im Westen begannen, Russland Sabotage vorzuwerfen. Bundesverteidigungsminister Pistorius erklärte:

„Niemand glaubt, dass diese Kabel aus Versehen durchtrennt worden sind. Von daher müssen wir konstatieren – ohne konkret zu wissen, von wem es kommt – dass es sich um eine hybride Aktion handelt.“

Die damalige Bundesaußenministerin Baerbock schloss sich dem an und sprach von einem hybriden Angriff. Das könnten „alles nicht einfach nur Zufälle sein“, sagte sie, sprach „Einschüchterungsversuchen“ und nannte den Namen von Russlands Präsident Wladimir Putin.

Das finnische Außenministerium und das Auswärtige Amt in Berlin zeigen sich „zutiefst besorgt“ und auch Polen, Frankreich, Spanien, Italien und Großbritannien schlossen sich dem an. Die Minister der fünf Länder sowie Baerbock warfen Russland in einer gemeinsamen Erklärung vor, „systematisch die europäische Sicherheitsarchitektur anzugreifen“. Die Regierung in Moskau verstärke ihre „hybriden Aktivitäten gegen Nato- und EU-Staaten in bisher nicht gekanntem Ausmaß und Vielfalt, was erhebliche Sicherheitsrisiken“ mit sich bringe, hieß es in der Erklärung weiter, der sich auch Kaja Kallas, die heutige EU-Chefdiplomatin, anschloss.

Das gewollte Narrativ war damit in der Welt und es wurde von Politik und Medien danach fleißig wiederholt.

Dass nur zwei Monate später, am 19. Januar 2025, bekannt wurde, dass die Kabelschäden nicht durch Sabotage entstanden sind, haben deutsche Medien dabei lieber verschwiegen, stattdessen aber am 26. Januar von einem weiteren Kabelschaden berichtet – und natürlich wurde wieder schnell (und ohne Beweise) mit dem Finger auf Russland gezeigt, um das gewollte Narrativ der russischen Sabotage von europäischer Infrastruktur in der Ostsee weiter zu befeuern.


Der konstruierte Vorwand

Dass man dieses Narrativ brauchte, hat einen Grund. Zuvor war nämlich bereits beschlossen worden, die Ostsee künftig für russische Schiffe und auch Schiffe, die Handel mit Russland treiben, zu blockieren. So eine Maßnahme muss, wenn sie wirklich durchgeführt wird, zwangsläufig zu einer russischen Reaktion führen. Daher musste die Öffentlichkeit darauf vorbereitet werden, dass die Blockade der Ostsee eine angeblich berechtigte Maßnahme ist und dass etwaige Versuche Russlands, sich dagegen zu wehren, natürlich eine weitere, „unprovozierte russische Aggression“ seien.

Estland hat im Februar 2024 israelische Anti-Schiffsraketen vom Typ Blue Spear mit einer Reichweite von fast 300 Kilometern Reichweite erhalten. Ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass Estland versuchen kann, damit die nördliche Ostsee für russische Schiffe zu blockieren. Das russische St. Petersburg mit seinen Häfen liegt nur etwa 100 Kilometer Luftlinie von der estnisch russischen Grenze entfernt und die Passage durch die Ostsee zwischen Estland und Schweden ist auch nur etwas mehr als 100 Kilometer breit.

Am 17. September 2024 veröffentlichte die Estnische Nationale Rundfunk- und Fernsehanstalt ein Interview mit dem estnischen General Vahur Karus, der die vereinigten Militärstäbe des Landes leitet. In dem Interview erzählte der General sehr offen, dass Estlands Streitkräfte von der NATO den Auftrag erhalten hätten, sich auf eine mögliche kriegerische Auseinandersetzung zwischen der NATO und Russland vorzubereiten. Estland solle dann Ziele auf russischem Gebiet angreifen. Zu seinen Aussagen passt die Tatsache, dass Estland in letzter Zeit verstärkt Mehrfachraketenwerfer vom Typ HIMARS und französische Caesar-Haubitzen erhält.

Parallel dazu erklärte der Befehlshaber der estnischen Streitkräfte Generalmajor Andrus Merilo in einem Interview, dass die finnischen und estnischen Militärkommandos beabsichtigen, Pläne dafür zu konkretisieren, wie sie die Aktivitäten der russischen Baltischen Flotte in der Ostsee „notfalls“ und in einer „Extremsituation“ unterbinden könnten. Wörtlich hieß es:

„Die maritime Verteidigung ist ein Bereich, in dem Finnland und Estland ihre Zusammenarbeit weiter ausbauen werden, und vielleicht können wir konkretere Pläne entwickeln, wie wir, wenn es im wahrsten Sinne des Wortes notwendig ist, gegnerische Aktivitäten in der Ostsee vollständig unterbinden können.“

Merilo präzisierte, dass das militärisch möglich sei. Auf die Frage der Journalisten, in welcher Situation die Sperrung des Finnischen Meerbusens für Russland erfolgen könnte, antwortete Merilo, dies hänge von der Sicherheitslage ab.

Vier Tage später, am 21. September, gab es einen heftigen Angriff auf die russische Stadt Toropez, bei dem ein russisches Munitionslager zerstört worden sein soll. Offiziell wurde der Angriff von der Ukraine aus mit Langstreckendrohnen aus ukrainischer Produktion durchgeführt. Diese Drohnen mussten dazu 400 Kilometer entlang der russisch-weißrussischen Grenze zurücklegen. Gleichzeitig ist Toropez aber nur hundert Kilometer von Lettland und 150 Kilometer von Estland entfernt.

Der Vertragsbruch

Am 21. Oktober 2024 brach Deutschland den 2+4-Vertrag über die deutsche Wiedervereinigung, indem in Rostock ein „maritimes taktisches Hauptquartier für die NATO“ eröffnet wurde. Das war die offizielle Bezeichnung, die das deutsche Verteidigungsministerium in seiner Presseerklärung benutzt hat. Das war klarer Bruch des 2+4-Vertrages, in dessen Artikel 5 es über das Gebiet der ehemaligen DDR unmissverständlich heißt:

„Ausländische Streitkräfte und Atomwaffen oder deren Träger werden in diesem Teil Deutschlands weder stationiert noch dorthin verlegt“

Dieser unbestreitbare und offene Vertragsbruch war den deutschen Medien und auch der NATO schnell so unangenehm, dass die Medien ihre Berichte über die neue NATO-Basis in Rostock anschließend heimlich umformulierten und dass die NATO ihre Presseerklärung dazu wieder löschte. In der Presseerklärung der NATO wurde nämlich deutlich gesagt, der in Rostock eingerichtete Stab „koordiniert die Marineaktivitäten im Ostseeraum mit den Verbündeten und liefert ihnen rund um die Uhr ein aktuelles gemeinsames maritimes Lagebild“, was ein unbestreitbarer Bruch des 2+4-Vertrtages ist.

Der neue Stützpunkt der NATO in Rostock war damit offensichtlich Teil der offenbar lange vorbereiteten Pläne, die Ostsee für Russland zu blockieren, wofür man sich ab November 2024 mit den Meldungen über angeblich von Russland sabotierte Unterseekabel selbst den Vorwand liefern wollte, um der Öffentlichkeit zu erklären, dass dieser Schritt angeblich notwendig und berechtigt ist.

Der Bruch des 2+4-Vertrages wird nun zur Normalität, denn Anfang Juni beginnt das alljährliche NATO-Manöver Baltic Operations, kurz BALTOPS, zu dem 30 internationale Kriegsschiffe und Tausende Soldaten und sogar ein US-Flugzeugträger in Warnemünde erwartet werden. Wie war das mit der Passage aus dem 2+4-Vertrag, in die ehemalige DDR dürfen keine ausländischen Streitkräfte verlegt werden?

Ein weiterer Vorwand, den Politik und Medien in den letzten Monaten ins Feld führen, ist die im Westen sogenannte „russische Schattenflotte“, mit der Russland sein Öl exportiert, was von deutschen Medien sogar als „illegal“ bezeichnet wird, weil die EU den Export von russischem Öl sanktioniert hat. In Wahrheit sind diese einseitigen Sanktionen illegal, denn völkerrechtlich legale und bindende Sanktionen kann nur der UNO-Sicherheitsrat beschließen.

Außerdem wird behauptet, die Tanker der „Schattenflotte“ seien alt und damit ein Umweltrisiko, um einen weiteren medialen Vorwand für ein Vorgehen gegen die Tanker zu konstruieren.


Piraterie in der Ostsee

Damit wurden die Tanker der „Schattenflotte“ gleich in mehreren Narrativen in die Medien gebracht. Erstens beschädigen die Tanker angeblich im russischen Auftrag Kabel und Pipelines in der Ostsee, zweitens transportieren sie angeblich illegal russisches Öl und drittens sind sie angeblich ein Umweltrisiko. Damit ist es gelungen, der europäischen Öffentlichkeit das Gefühl zu geben, ein Vorgehen gegen diese Tanker sei nicht nur nötig, sondern sogar legal.

Damit war die europäische Öffentlichkeit auf den nächsten Eskalationsschritt vorbereitet. Und der ließ nicht lange auf sich warten.

Mitte März 2025 hat Deutschland den unter panamaischer Flagge fahrenden Tanker „Eventin“ beschlagnahmt, der 100.000 Tonnen russisches Öl geladen hatte. Das Schiff trieb zunächst manövrierunfähig nördlich von Rügen und wurde dann in Gewässer vor Sassnitz geschleppt und dort von der deutschen Küstenwache und der Bundespolizei überwacht. Mitte März hat der deutsche Zoll das Schiff und das Öl dann beschlagnahmt und das mit den Sanktionen der EU gegen russische Ölexporte begründet, was beim Spiegel so klang:

„Die Bundesregierung hat sich für ein robustes Vorgehen gegen einen Tanker der geheimen Schattenflotte entschieden, mit der Russland trotz der geltenden Sanktionen weiter weltweit Öl verkauft. (…) Das ungewöhnlich harsche Vorgehen soll aus Sicht des Kanzleramts und des Außenministeriums ein Zeichen an Russland sein, dass Deutschland dem Transit von russischem Öl durch die Ostsee nicht tatenlos zusieht.“

Diese für die deutschen Leser gewählten Formulierungen sollten suggerieren, dass die deutsche Regierung im Rahmen geltenden Rechts handelte. Allerdings ist das Gegenteil der Fall, denn nur der UN-Sicherheitsrat hat das Recht, legal Sanktionen auszusprechen und danach auch deren Umsetzung notfalls gewaltsam zu erzwingen. Dieses Recht haben jedoch weder Deutschland noch die EU oder die NATO, wenn die das ohne Sanktionen des UN-Sicherheitsrates tun, dann ist völkerrechtlich schlicht Piraterie.

Anfang April 2025 hat – wieder – Estland nachgezogen. Im estnischen Parlament wurde ein Gesetzentwurf eingebracht, der es dem estnischen Militär erlauben würde, zivile Schiffe zu versenken, die nach Meinung der estnischen Regierung eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstellen. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass Militär- und Marinekommandeure den Schiffseigner oder dessen Flaggenstaat erst nach Anwendung von Gewalt benachrichtigen müssen.

Das wäre ein Kriegsakt, wenn das estnische Militär ein ziviles Schiff eines anderen Staates ohne Vorwarnung angreift und versenkt. Und schon bevor das Gesetz endgültig verabschiedet wurde, hat Estland zugeschlagen und am 11. April ebenfalls ein Schiff gekapert, das laut der estnischen Regierung russisches Öl transportieren sollte.

Ich habe dazu am 13. April einen Artikel mit der Überschrift „Kriegsvorbereitungen – Die geplante Blockade der Ostsee und die Rolle der baltischen Staaten dabei“ veröffentlicht, in dem ich ausführlich über die Provokationen gegen Russland und auf die offensichtlichen Versuche, die Ostsee zu blockieren und Russland damit zu einer militärischen Antwort zu zwingen, hingewiesen habe.

Und letzte Woche folgte der nächste Eskalationsschritt auf diesem Weg.

Russischer Kampfjet muss Tanker schützen

Am 13. Mai 2025, übrigens nur zwei Tage vor den in Istanbul geplanten russisch-ukrainischen Verhandlungen, hat – wieder – die estnische Marine versucht, einen Tanker auf dem Weg nach Russland zu kapern. Das estnische Militär versuchte, den Tanker „Jaguar“ dazu zu zwingen, die internationalen Gewässer zu verlassen und in estnische Hoheitsgewässer einzufahren. Dort hätte Tallinn die rechtliche Handhabe besessen, das Schiff festzusetzen, wie es die deutschen Behörden im März mit dem Tanker „Eventin“ gemacht hat.

Die estnischen Marinesoldaten begannen, den Tanker mit einem Patrouillenboot zu rammen und versuchten zweimal, Truppen aus einem Hubschrauber an Bord des Schiffes abzusetzen. Außerdem brachten sie Marineflieger zu dem Schiff, doch die Besatzung folgte weiterhin ihrem Kurs in Richtung des russischen Hafens Primorsk.

Dieses Mal hat Russland nicht untätig zugeschaut und einen Kampfjet zur Unterstützung des Tankers geschickt, der das estnische Militär vertrieben hat. Der Spiegel hat seine Leser von dem Hintergrund des Vorfalls abgelenkt, in dem er seinem Artikel darüber die Überschrift „Verletzung des Nato-Luftraums – Russisches Kampfflugzeug in estnischen Luftraum eingedrungen“ gab und im Artikel selbst behauptete, das Schiff sei „illegal ohne Flagge gefahren“. Und um den Eindruck zu erwecken, die westlichen Sanktionen seien legal, endete der Spiegel-Artikel wie folgt:

„Die »Jaguar« gehört zu mehr als 100 Schiffen der russischen »Schattenflotte«. Mit diesem Begriff bezeichnen westliche Länder Schiffe, die Moskau einsetzen soll, um internationale Sanktionen zu umgehen.“

„Internationale“ Sanktionen klingt für Spiegel-Leser gleich viel gewichtiger als „europäische“ Sanktionen.

Bei diesem Vorfall fehlte bereits nicht mehr viel zu einem bewaffneten Zusammenstoß zwischen den Streitkräften der NATO und einem russischen Kampfjet.

Provoziert hat den Vorfall zweifelsfrei Estland, indem es versucht hat, ein ausländisches Schiff mit Gewalt aus internationalen Gewässern in sein Seegebiet zu zwingen, was nun einmal völkerrechtlich einen Akt der Piraterie darstellt, wenn auch dieses mal „nur“ einen versuchten Akt der Piraterie.

Russland hingegen hat legal gehandelt, indem es dem Hilferuf eines Handelsschiffes in internationalen Gewässern gefolgt ist und das Schiff vor der Bedrohung geschützt hat.

Aber die NATO und die EU scheinen einen bewaffneten Zwischenfall mit Russland in der Ostsee provozieren zu wollen, denn der Vorfall war für die Europäer keineswegs ein Grund, mal „einen Gang runterzuschalten“ – im Gegenteil. Und die Medien begleiteten das mit einer weiteren Kampagne.


Eine weitere Medienkampagne

Zwei Tage nach dem Vorfall, sagte der Vorsitzende des EU-Militärausschusses Robert Briger nach einem Treffen der EU-Stabschefs, die EU verfüge noch nicht über ausreichende Ressourcen an Schiffen und Flugzeugen, um eine Mission zum Abfangen von Tankern mit russischem Öl zu starten. Bisher habe man „keinen politischen Auftrag erhalten, eine solche Mission zu starten“, sagte er. Wenn die Aufgabe gestellt werde, müsste man jedoch „über die notwendigen Ressourcen verfügen“.

Die Militärs der EU spielen so eine Mission also schon einmal durch, um die Politik wissen zu lassen, wie viele Schiffe und Flugzeuge dafür in der Ostsee nötig wären. Es dürfte also nur eine Frage der Zeit sein, bis so eine Mission angeordnet wird.

Bis dahin muss die Öffentlichkeit weiter darauf eingestimmt werden, und das wird auch fleißig getan.

Am 16. Mai veröffentlichte der Spiegel beispielsweise einen Artikel mit der Überschrift „Bundeswehr in Litauen – Russisches Spionageflugzeug bei Nato-Übung geortet“ und schrieb in der Einleitung dazu:

„Russland hat nach SPIEGEL-Informationen versucht, die Kommunikation einer Nato-Übung in Litauen auszuspionieren. Generalinspekteur Breuer sieht in dem Vorfall einen Beleg dafür, wie real die Bedrohung durch Moskau sei.“

Dass die NATO jeden Tag Spionageflugzeuge entlang der gesamten russischen Grenze patrouillieren lässt und dass die NATO jedes russische Manöver routinemäßig mit ihren Spionageflugzeugen überwacht, hat der Spiegel in dem Artikel aus irgendeinem Grund vergessen, zu erwähnen.

Am 17. Mai titelte der Spiegel „Mutmaßliche Sabotageakte – Außenminister Wadephul warnt vor wachsender russischer Bedrohung in der Ostsee“ und schrieb in der Einleitung seines Artikels:

„Durchtrennte Kabel, gestörte Signale: Die russische Schattenflotte wird mit zahlreichen möglichen Sabotageakten in Verbindung gebracht. Außenminister Wadephul spricht nun von einer weiter verschärften Bedrohungslage.“

Obwohl es in der Ostsee seit Monaten keinen Zwischenfall mit einem Unterseekabel gegeben hat, und obwohl es bisher in keinem Fall tatsächlich irgendeine Spur nach Russland gibt, halten deutsche Medien und Politiker das Thema in den Schlagzeilen, denn es ist ja nur eine Frage der Zeit, bis wieder ein Kabel in der Ostsee beschädigt wird, weil das seit jeher mehrmals pro Jahr passiert. Und dann wird wieder – natürlich ohne jeden Beleg – Russland beschuldigt, was das Feindbild Russland in der Öffentlichkeit weiter festigt.


Polen kündigt weitere Eskalation an

Am 21. Mai sprach der polnische Ministerpräsident Donald Tusk von „verdächtigen Aktivitäten eines sanktionierten Schiffes“ im Bereich eines Unterseekabels, das Polen und Schweden verbindet. Nach Angaben des polnischen Verteidigungsministeriums befand sich das Schiff in internationalen Gewässern und änderte angeblich auf Druck der polnischen Luftwaffe seinen Kurs. Und einen Tag später erklärte Tusk bei einem Treffen mit den Kommandeuren der polnischen Marine, die Ostsee könnte zu einem Ort permanenter Konfrontation zwischen Russland und dem Westen werden. In der Ostsee werde es „immer häufiger zu verdächtigen Vorfällen in der Nähe von Infrastruktureinrichtungen kommen“.

Am gleichen Tag erklärte das polnische Außenministerium, Polen werde während seiner Präsidentschaft im Ostseerat an der Ausarbeitung von Vorschlägen zur Änderung des internationalen Seerechts in der Region arbeiten, um die Festsetzung von Schiffen in neutralen Gewässern zu ermöglichen. Es gehe zunächst „um rechtliche Lösungen, die es ermöglichen würden, Schiffe der ‚Schattenflotte‘ festzusetzen“. Der Sprecher des Ministeriums sagte weiter, Warschau werde „radikale Lösungen präsentieren“ und Außenminister Sikorski teilte mit, die Vorschläge würden während der polnischen Präsidentschaft im Ostseerat erarbeitet, die am 1. Juli beginnt.

Ebenfalls am 22. Mai war der deutsche Kanzler Merz in Litauen und hat die deutsche Brigade besucht, die dort aufgebaut werden soll, wobei er eine martialische Rede über den „aggressiven russischen Revisionismus“ gehalten hat.

Der Spiegel begleitete das mit einem Artikel mit der Überschrift „Neue Bundeswehr-Kampftruppe in Litauen – Zu den Verbündeten führt nur ein 70 Kilometer breiter Korridor“, in dem er gleichsam einen Krieg in der Region Litauen-Polen-Kaliningrad-Weißrussland durchspielte, und einen Tag später folgte noch ein Spiegel-Artikel über die Bundeswehr in Litauen mit der Überschrift „Merz und Pistorius in Vilnius – Wo Bundeswehrsoldaten jetzt Russland gegenüberstehen“.

Erinnert die Tatsache, dass deutsche Medien und Politiker inzwischen völlig offen über einen Krieg mit Russland reden und dass sie es regelrecht feiern, dass deutsche Soldaten wieder an den russischen Grenzen stehen, nur mich an eine Zeit der deutschen Geschichte, von der wir doch alle geglaubt haben, dass sie nie wiederkommen würde?


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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.


 
 
 

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