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Immobilienblase, Konsumflaute, Automatisierung und jetzt auch noch der US-Zollkrieg: Arbeitsmarkt unter Druck. Dies trifft viele Millionen Arbeiter & Angestellte in China

Schon seit Jahren leidet Chinas Volkswirtschaft unter der Immobilienkrise und der Schwäche des Konsums. Jetzt kommt der US-Zollkrieg dazu. Viele Millionen chinesische Beschäftigte sind betroffen. Ihre Lage wird durch den massiven Einsatz von Robotik und KI weiter verschärft. 

Der beigefügte Text diskutiert die Situation auf dem Arbeitsmarkt und die Antworten der chinesischen Regierung.

China erlebt den »China-Schock«


Immobilienblase, Konsumflaute und jetzt auch noch der US-Zollkrieg: Arbeitsmarkt unter Druck

von Wolfgang Müller


durch Investitionen in die Infrastruktur und vor allem durch die massive, staatlich geförderte Entwicklung »grüner« Technologien – vom Energiesektor über

Batterietechnologien bis zu Elektroautos. Aber das reicht nicht annähernd, dass die meisten der jedes Jahr neu auf den Arbeitsmarkt kommenden Hochschulabsolventen einen Job finden.


Die Jugendarbeitslosigkeit ist hoch. Auf breiter Front fallen die Löhne auch in

früher gut bezahlten Angestelltenjobs, wie die Abb. 1 (auf der folgenden Seite)

über die Entwicklung der Einstiegsgehälter in Chinas IT-Branche dokumentiert.


Noch schwieriger ist die Lage für Millionen Wanderarbeiter – Arbeitsmigranten aus den Landgebieten –, die jahrelang auf Baustellen und in Billigfabriken geschuftet haben und nun überflüssig sind.


Die Immobilienkrise und die Schwäche der Volkswirtschaft haben auch den

privaten Konsum einbrechen lassen, in den Einkaufszentren herrscht Flaute.


Die Preise fallen, und viele kleine Betriebe und Händler gehen in Konkurs.


Jetzt kommt noch der US-Handels- und Zollkrieg gegen China dazu. Auch wenn

zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Beitrags noch nicht klar war, ob es bei 145% Zoll auf alle US-Importe bleibt, sind viele Millionen chinesische Beschäftigte davon betroffen. Nach Analysen der Wall-Street-Bank Goldman

Sachs geht es um bis zu 20 Mio. Arbeitsplätze in China. »Die Kombination von

extrem hohen US-Zöllen, einem scharfen Einbruch der Exporte in die USA und einer langsamer wachsenden Weltwirtschaft werden zu einem substanziellen Druck auf Chinas Wirtschaft und auf Seit über drei Jahren ist Chinas Immo-

bilienmarkt zusammengebrochen. Die Ersparnisse vieler chinesischer Haus-

halte, die zum allergrößten Teil in Immobilien stecken, sind entwertet. Millio-

nen Arbeiter in der Bauindustrie und in verwandten Branchen haben ihren Job

verloren. Die Kommunen, die bislang auf Landverkäufe an Immobilienentwickler als feste Einnahmequelle gesetzt hatten, sind klamm und haben Schwierigkeiten, die Löhne der kommunalen Beschäftigten zu zahlen. Bis 2020 hatte der Bausektor über ein Viertel zur gesamten Wirtschaftsleistung und zu den zeitweise zweistelligen Wachstumsraten beigetragen.


Der Einbruch des Immobilienmarkts belastet die gesamte Wirtschaft. Zweistellige Wachstumsraten gibt es schon länger nicht mehr. In den letzten Jahren wuchs Chinas Volkswirtschaft aber immerhin noch um knapp 5%, gefördert


weiter:


Wolfgang Müller schrieb zuletzt in Heft 3-2025

zu »Made in China 2025. Erfolge und Probleme des bisherigen Wirtschaftsmodells der Volksrepublik«.


Kurztext: China gilt im Westen als der neue Feind. Der Aufstieg der Volksrepublik zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht, die Auseinandersetzungen mit den USA und die rigiden Anti-Corona-Maßnahmen haben ein neues Feindbild auch hierzulande entstehen lassen. Ist das Land eine aggressive Super- oder eine verantwortungsvolle Großmacht?

Inhalt & Leseprobe:


Zwischen 1978, dem Beginn der Reformpolitik Deng Xiaopings, und dem Amtsantritt Xi Jinpings im Jahr 2013 ist das Bruttoinlandsprodukt Chinas um mehr als das 64-fache gestiegen. Mehr als 800 Millionen Menschen wurden aus der Armut geholt. Diese Erfolgsgeschichte weckt das Misstrauen westlicher politischer und wirtschaftlicher Eliten. Vor allem die USA, aber auch die EU und die NATO bringen sich in Stellung. Die deutsche Bundesregierung verhält sich ebenfalls konfrontativ gegen den wichtigsten Wirtschaftspartner.

Nach Staats- und Parteichef Xi Jinping will das Land das »Jahrhundert der Erniedrigung« durch die westlichen Kolonialmächte hinter sich lassen und mit »gemeinsamem Wohlstand« im Inneren »der Welt auf Augenhöhe begegnen«. Aber ist China deswegen eine neue imperialistische Macht, die nach der Weltherrschaft greift und jetzt mit der »neuen Seidenstraße« den Globalen Süden ausplündert?

China ist erfolgreich, obwohl es sich nicht der »regelbasierten internationalen Ordnung und Wertegemeinschaft« verschrieben hat, sein System nicht den Blaupausen für liberale Demokratien entspricht. Zudem will es autarker werden, um sich vor möglichen Sanktionen zu schützen. Ob China verantwortungsvoll agiert, wird sich auch an der Klimapolitik zeigen, denn das Land ist für über 30% der aktuellen CO2-Emissionen verantwortlich.

Allerdings werden die globalen Ambitionen durch die innenpolitischen Realitäten gebremst, denn China ist längst noch kein reiches Industrieland mit einem entwickelten Sozialsystem. Angesichts der massiven sozialen und politischen Widersprüche ist die von der chinesischen Regierung angestrebte »common prosperity« noch ein fernes Ziel.

Die Führung Chinas verweist darauf, dass die Corona-Pandemie andauere, die Erholung der Weltwirtschaft auch wegen der Ukraine-Krise in gewaltigen Schwierigkeiten stecke. Unter diesen Umständen sollten China und Europa als globale Kräfte, Märkte und Zivilisationen ihre Kommunikation verstärken und eine konstruktive Rolle in den Fragen von Frieden und Entwicklung in der Welt spielen, um stabilisierende Faktoren in einer turbulenten Zeit zu sein.


Der Autor:Wolfgang Müller hat lange Jahre in der IG Metall Bayern den Siemens-Konzern und die Auto- und Zulieferindustrie betreut. Zuvor war er Software-Entwickler bei US-Computerkonzernen. Er lebte mehrere Jahre in Beijing. Im VSA: Verlag erschien 2021 sein Buch »Die Rätsel Chinas – Wiederaufstieg einer Weltmacht. Digitale Diktatur, Staatskapitalismus oder sozialistische Marktwirtschaft?«.






 
 
 

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