Friedensapell einer europäischen Parlamentariergruppe an die deutsche Regierung am 9. Mai in Moskau, dem Tag, an dem Russland seiner Toten aus dem Zweiten Weltkrieg gedenkt.
- Wolfgang Lieberknecht
- 10. Mai
- 5 Min. Lesezeit
"Und so erfüllt es uns mit Scham, dass ausgerechnet in Deutschland, dem Land, das für so viele Gräueltaten im Zweiten Weltkrieg verantwortlich ist, Russen von Gedenkfeiern der Toten des Zweiten Weltkrieges ausgeschlossen wurden. Wir hätten doch gerade an diesem für das deutsch-russische Verhältnis so denkwürdigen Tag gemeinsam darüber nachdenken sollen, warum trotz der bitteren Erfahrungen der Vergangenheit sich Deutschland und Russland wieder kriegerisch gegenüberstehen. Denn dieser Krieg hätte verhindert werden können, wenn wir bereit gewesen wären, mit Russland über die NATO Ausweitung zu verhandeln. Nur wo war da Deutschland? Und warum hatte Deutschland die ukrainisch-russischen Friedensverhandlungen im März 2022 nicht unterstützt? Das Istanbuler Kommuniqué war eine Glanzleistung der ukrainischen Diplomatie und Russland hatte diese ukrainischen Friedensvorschläge angenommen. Der Krieg hätte also bereits nach einem Monat beendet werden können. Wie viele Opfer, wie viel Leid, wie viel Zerstörung wäre vor allem den Ukrainern erspart geblieben."

Grabes des Unbekannten Soldaten am Roten Platz in Moskau
Mit einer kleinen Gruppe von Mitgliedern des Europäischen Parlaments besuchen wir heute zum 80.
Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges das Grab des unbekannten Soldaten am Roten Platz in
Moskau. Dieser Besuch sollte gerade für Deutschland von Bedeutung sein, denn der Soldat, der hier
begraben ist, ist im Krieg gegen Nazi-Deutschland gefallen. So mahnt er auch uns Deutsche zum
Frieden. Er ist ein stummer Zeuge des ungeheuerlichen Blutzolls, den Russland im Krieg gegen ein
verbrecherisches Nazi-Deutschland gezahlt hatte. Fast jeder Zweite der 60 Millionen Toten dieses
Krieges war ein Sowjetbürger, die große Mehrheit davon waren Russen.
Und so erfüllt es uns mit Scham, dass ausgerechnet in Deutschland, dem Land, das für so viele
Gräueltaten im Zweiten Weltkrieg verantwortlich ist, Russen von Gedenkfeiern der Toten des Zweiten
Weltkrieges ausgeschlossen wurden. Wir hätten doch gerade an diesem für das deutsch-russische
Verhältnis so denkwürdigen Tag gemeinsam darüber nachdenken sollen, warum trotz der bitteren
Erfahrungen der Vergangenheit sich Deutschland und Russland wieder kriegerisch gegenüberstehen.
Denn dieser Krieg hätte verhindert werden können, wenn wir bereit gewesen wären, mit Russland über
die NATO Ausweitung zu verhandeln. Nur wo war da Deutschland? Und warum hatte Deutschland die
ukrainisch-russischen Friedensverhandlungen im März 2022 nicht unterstützt? Das Istanbuler
Kommuniqué war eine Glanzleistung der ukrainischen Diplomatie und Russland hatte diese
ukrainischen Friedensvorschläge angenommen. Der Krieg hätte also bereits nach einem Monat
beendet werden können. Wie viele Opfer, wie viel Leid, wie viel Zerstörung wäre vor allem den
Ukrainern erspart geblieben.
Heute ist die neue deutsche Regierung dabei, die Friedensbemühungen des amerikanischen
Präsidenten aktiv zu untergraben. Wenn dann gar der inzwischen ernannte deutsche Außenminister
erklärte, dass „Russland immer unser Feind sein wird“ und bedauert, dass die Taurus
Marschflugkörper nicht vor Mai eingesetzt werden könnten, um Moskau anzugreifen, glaubt man sich
in die Zeit des Zweiten Weltkrieges zurückversetzt. Einem Frieden wird uns diese deutsche Haltung
sicherlich nicht näherbringen.
Diese Politiker, die sich für eine Fortdauer des Krieges einsetzen, sollten nie vergessen, dass es nicht
Ihr Blut oder das Blut Ihrer Kinder ist, dass hier vergossen wird, sondern das Blut von Ukrainern und
Russen.
Hass ist eben ein schlechter Ratgeber, mit Selbstgerechtigkeit gewinnt man keine Kriege und mit
Waffen letztlich auch keinen Frieden. Will Deutschland zum Frieden beitragen, muss es seine Außen-
und Sicherheitspolitik völlig umstellen. Respekt, Zuhören und Verstehen eben auch eines Gegners sind
hier die Zauberworte und nicht eine Taurus Rakete!
Ein weiteres Blutvergießen, die zunehmende Zerstörung der Ukraine, die Aufrechterhaltung von
Sanktionen und eine angebliche Erbfeindschaft zu Russland kann doch nicht im deutschen Interesse
sein. Wir brauchen jetzt Diplomatie; wir müssen den Weg zurückfinden zu einem Europäischem
Friedensprojekt.
Michael von der Schulenburg, MEP
Ruth Firmenich. MEP
9. Mai 2025, Roter Platz, Moskau
Statement for Peace
from the Tomb of the Unknown Soldier on Red Square in Moscow
Today, on 9 May 2025, we and a small group of Parliamentarians from the European
Parliament pay our respects at the grave of the unknown soldier on Red Square in Moscow.
For Germans this visit should have a special significance, as the Russian soldier who is
buried here fell in the Second World War against Nazi Germany. He is a reminder for
Germans to uphold peace among our two countries. This unknown soldier is a silent witness
to the enormous blood toll that Russia paid in the war against a criminal Nazi Germany.
Almost half of the 60 million people who died in that war were Soviet citizens, the vast
majority of them Russians.
And so we are filled with shame that, in Germany, of all places;,in the country responsible for
so many atrocities in the Second World War, Russians have been excluded from
commemorations for those who died in that war. On this day, which is so memorable for
German-Russian relations, we should have been reflecting together on why, despite the bitter
experiences of the past, Germany and Russia are once again facing each other in a war.
Because this war could have been prevented if we had been willing to negotiate with Russia
about NATO expansion. Where was Germany in all of this? And why did Germany not
support the Ukrainian-Russian peace negotiations in March 2022? The Istanbul
Communiqué was a brilliant achievement of Ukrainian diplomacy, and Russia had accepted
these Ukrainian peace proposals. The war could therefore have ended just one month after it
started. How many victims, how much human suffering, how much destruction could have
been spared - above all that of the Ukrainian people.
Today, the new German government is actively undermining the American president's peace
efforts. When the now designated German foreign minister declares that ‘Russia will always
be our enemy,’ and regrets that Taurus cruise missiles cannot be deployed before May to
attack Moscow, one feels transported back to the Second World War. This German attitude
will certainly not bring us any closer to peace.
Those politicians who promote the continuation of war must never forget that it is not their
blood or the blood of their children that is spilled here, but the blood of Ukrainians and
Russians.
Hatred is a poor advisor, arrogance wins no wars, and weapons no peace. If Germany wants
to contribute to peace, it must completely overhaul its foreign and security policy. Respect,
listening and understanding, even of one's opponents, are the magic words here, not Taurus
missiles!
Further bloodshed, the increasing destruction of Ukraine, the maintenance of sanctions and
an alleged hereditary enmity with Russia cannot be in Germany's interest. We need
diplomacy now; we must find our way back to a pan-European peace project in which all
belligerent European countries could be integrated.
With all their decisions, German politicians should never forget that it is not their blood or that
of their children that is spilled in this war, but that of Ukrainians and Russians.
Michael von der Schulenburg, MEP
Ruth Firmenich, MEP
9 May 2025, Red Square, Moscow
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