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Der „Todesfluss“ zwischen der Ukraine und Rumänien ist für viele Ukrainer der letzte Ausweg zum Überleben: Fluchtweg für Hunderte vor dem Krieg und der Mobilisierung

Auf ihrer Flucht vor dem Krieg sterben sie im kalten Wasser. Oder aufgrund minderwertiger Neoprenanzüge, weil sie die Temperaturen im Gewässer unterschätzen. Oder weil sie versuchen, den Fluss nachts zu überqueren und tödliche Hindernisse erst zu spät erkennen. Dabei wollten Dutzende ukrainische Männer eigentlich nur vor dem Tod, der ihnen im Krieg drohte, flüchten.

So haben laut rumänischen Behörden über 2000 Männer den Grenzfluss Theiß, ein Nebenfluss der Donau, der die Ukraine und das EU- und Nato-Mitglied Rumänien teilt, seit Kriegsbeginn überquert. Mindestens 22 Ukrainer sollen bei den Fluchtversuchen gestorben sein, weitere werden vermisst. Deshalb spricht man in der ukrainischen Öffentlichkeit schon vom „Todesfluss“.


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Denn das Passieren der Theiß, also die Flucht aus dem kriegsgebeutelten Land in die EU, ist für den Großteil der ukrainischen Männer illegal. Seit dem Februar 2022 gilt nämlich eine Generalmobilmachung samt Ausreiseverbot für wehrpflichtige Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren. Zudem wurde erst kürzlich das Mobilisierungsgesetz von Präsident Wolodymyr Selenskyj verschärft – das Alter für Reservisten wurde beispielsweise von 27 auf 25 Jahre abgesenkt. Womöglich will Kiew bald auch verurteilte Straftäter zum Militär einziehen.

Es zeigt die Not, in der sich die Ukraine befindet: Die hohen menschlichen Verluste in der Armee sind im Zuge des russischen Angriffskriegs personell kaum auszugleichen; die Moral unter ukrainischen Soldaten sei nicht mehr dieselbe als noch in den ersten Kriegsmonaten oder nach der Rückeroberung von Gebieten im Osten des Landes. Viele Ukrainer, die sich zunächst freiwillig für den Krieg meldeten, kämpfen fast ununterbrochen – Berichten zufolge mit nur wenigen Urlaubstagen im Jahr. Freiwillige gibt es nach über zwei Jahren Krieg ebenfalls praktisch nicht mehr.

In einer Dokumentation der BBC beschreiben Grenzbeamte, wie sie Leichen vom ukrainischen Ufer herausziehen. Einige wollten die Theiß passieren, sagt ein Polizist, könnten aber nicht mal schwimmen.

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Schleuserbanden erleben eine Hochkonjunktur mit ihrem Geschäft. Für die Organisation einer solchen Flucht lassen sich die Schleuserbanden zum Teil fürstlich bezahlen – laut dem Grenzschutz der Ukraine waren es kurz nach dem russischen Einfall ungefähr 2000 Euro pro Übertritt, nun kostet es bis zu 10.000 Euro.

Während einer Rede im Parlament sagte Yuriy Sodol, der Generalleutnant der ukrainischen Truppen, dass die Russen in bestimmten Abschnitten an der Front den Ukrainern zahlenmäßig um mehr als sieben zu eins überlegen seien.

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