Netanjahu wollte immer eine militärische Lösung. Nuklearanlagen dürften niemals angegriffen werden, sagt der Generaldirektor der Atomenergieagentur (IAEA). Der Krieg kann nur in einem Desaster enden.
- Wolfgang Lieberknecht

- 15. Juni
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Handelsblatt: Netanjahu hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er eine militärische Lösung bevorzugt. Jetzt hat Israel den Erzfeind „präventiv“ angegriffen, wie es die Armee nennt. Die Luftangriffe richteten sich auch gegen die drei Nuklearanlagen Natans, Isfahan und Fordow.
Nuklearanlagen dürften niemals angegriffen werden, sagte Rafael Grossi, Generaldirektor der Atomenergieagentur (IAEA). Sein Vorgänger Mohamed el-Baradei fand noch deutlichere Worte: „Gezielte Schläge gegen Nuklearanlagen“ seien gemäß den Genfer Konventionen verboten, erklärte er.
Bisher ist nach iranischen Angaben und auch laut der IAEA keine erhöhte Strahlung messbar. Das könnte sich jedoch ändern. Sollte Israel – womöglich mit amerikanischer Unterstützung – die teilweise tief unter der Erde vergrabenen Anlagen zerstören, wäre ein Desaster unvermeidlich.
An der Entschlossenheit des Irans sollte niemand zweifeln
Auch geopolitisch hätte es weitreichende Folgen. Der Iran dürfte sich kaum dem Druck beugen, auf sein Atomprogramm zu verzichten. Und er hat genügend gut ausgebildete Wissenschaftler, um es erneut aufzubauen. Anstatt abzunehmen, würde das Streben nach einer Atomwaffe zunehmen. Der ohnehin instabile Nahe Osten würde noch instabiler.
Der Iran könnte sogar seine Drohung wahr machen und aus dem Atomwaffensperrvertrag aussteigen. Auch wenn es womöglich Jahre dauert, bis der Iran sein Atomprogramm wieder auf den heutigen Stand bringt – an der Entschlossenheit sollte niemand zweifeln. Israel hätte zwar Zeit gewonnen, mehr aber auch nicht.
Statt mehr Sicherheit bekäme Israel das, was Netanjahu verhindern will: eine größere Bedrohung.


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