Bricht der Kontakt zur »Global Sumud Flotilla« für 20 Minuten ab, werden sie in den italienischen Häfen keine israelischen Schiffe mehr be- und entladen sowie die Ausfahrt blockieren.
- Wolfgang Lieberknecht
- vor 3 Stunden
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Pressenza: „Der Wind hört nicht auf zu wehen“ – Römer unterstützen die Global-Sumud-Flotilla

Tausende Menschen haben sich am Dienstag um 19 Uhr in Rom auf dem Piazzale Aldo Moro vor der Universität La Sapienza versammelt. Das „Trommelfeuer”, das direkt nach der Attacke einer israelischen Drohne gegen eines der nach Gaza aufbrechenden Boote losging, hat funktioniert.
„Wir blockieren alles! Generalstreik! Der Wind hört nicht auf zu wehen. Wir sind Global-Sumud-Flotilla“, heißt es auf Slogans und Transparenten.
Die Forderungen sind klar: Die Regierung, die Institutionen und die Universitätsfakultäten müssen Israel politisch und wirtschaftlich isolieren und die Flottilla verteidigen.
Ein Solidaritäts- und Anklagestützpunkt, die von Schülern und Studenten dominiert wird, aber gleichzeitig ein Teil der Bevölkerung Roms, der sich endlich über politische und gewerkschaftliche Grenzen hinweg vereint hat: Das ist die „Bodenmannschaft”, die sich von den Drohungen und Angriffen Israels nicht einschüchtern lässt. Die Bewegung wird zu einem Marsch zur Piazza Vittorio, und es ist eine dauerhafte Mobilisierung in den nächsten Tagen zur Unterstützung der Global-Sumud-Flotilla angekündigt.
»Global Sumud Flotilla«
»Wir haben rund 300 Tonnen Güter an Bord«
Tunesien: Nach Luftangriffen auf zwei Boote ist »Global Sumud Flotilla« entschlossen, bis Gaza zu fahren. Ein Gespräch mit Ezequiel Peressini
Interview: Thorben Austen
Ezequiel Peressini ist in Argentinien Mitglied der Partei Izquierda Socialista (Sozialistische Linke) und Teil der Internationalen Arbeitereinheit – Vierte Internationale (UIT–CI). Er befindet sich an Bord eines der Boote, die eine Solidaritätsflotte nach Gaza bilden
Sie befinden sich an Bord eines der Boote der »Global Sumud Flotilla«, der Solidaritätsflotte auf dem Weg nach Gaza. Am Dienstag soll es einen Angriff mit Drohnen auf das Hauptschiff der Flotte gegeben haben. Was können Sie dazu sagen?
Es war ein direkter Angriff mit Drohnen auf das Familienschiff der Flotte. Er ereignete sich, während die Schiffe im Hafen von Sidi Bousaid, einem Vorort von Tunis, vor Anker lagen. Bei unserem Stopp geht es darum, dass sich die Schiffe sammeln und genügend Treibstoff, Wasser und Lebensmittel an Bord nehmen. Es war ein direkter Angriff des israelischen Staates, der die Flotte am Weiterfahren hindern sollte.
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Was erwarten Sie auf der Weiterfahrt?
Wir wissen, was mit vorherigen Flotten passiert ist. Israel droht unverblümt, nennt uns »Terroristen« und droht uns Haft in Hochsicherheitsgefängnissen an. Aber wir sind vorbereitet. Für alles, was passieren wird, trägt Israel die Verantwortung. Wir sind über 50 Schiffe mit 1.000 Genossinnen und Genossen aus 40 Ländern – der Türkei, Nordafrika, Belgien, Deutschland, Mexiko und Argentinien, um nur einige zu nennen. An Bord befinden sich bekannte Aktivistinnen wie Greta Thunberg und die ehemalige Bürgermeisterin von Barcelona, Ada Colau. Dutzende Abgeordnete und Bürgermeister aus aller Welt fordern in einer Erklärung, die Flotte ungehindert passieren zu lassen. Die weltweite Aufmerksamkeit ist sehr wichtig.
Ist davon mittlerweile genügend vorhanden?
Die Völker der Welt stehen hinter dem Kampf der Palästinenser. Wir sind sowohl bei der Abfahrt in Barcelona als auch bei der Ankunft in Tunis von Massenmobilisierungen begleitet worden. Italienische Hafenarbeiter stehen im ständigen Kontakt mit der Flotte und haben folgendes angekündigt: Bricht der Kontakt für 20 Minuten ab, werden sie in den italienischen Häfen keine israelischen Schiffe mehr be- und entladen sowie die Ausfahrt blockieren. Kein Nagel kommt dann mehr nach Israel, sagen sie. Italien ist ein wichtiger Seehafen für Israel. Ähnliches haben brasilianische Öl- und Hafenarbeiter angekündigt, um den Export von Erdöl nach Israel zu stoppen. Beim Radrennen Vuelta de España gibt es täglich große Proteste gegen die Teilnahme des israelischen Teams Israel-Premier Tech.
Welche Ziele verfolgt Israel aus Ihrer Sicht?
Man muss sich klarmachen: Israel führt seit 78 Jahren einen Völkermord in Palästina durch. Die aktuelle Eskalation im Krieg, das Bombardieren der letzten noch intakten großen Gebäude in Gaza und die systematischen Bombardierungen zeigen deutlich, dass Israel die Vertreibung der gesamten Bevölkerung Gazas zum Ziel hat. Mehr als zwei Millionen Menschen sollen ihre Heimat verlieren. Geplant ist die abschließende Kolonialisierung Palästinas. Ministerpräsident Netanjahu will das zionistische Projekt eines Großisraels zu Ende bringen. Der Angriff auf die Hamas-Delegation in Katar ist da nur der letzte Schritt, der aber deutlich macht: Israel will nicht verhandeln.
Welche Rolle spielen jeweils die USA und europäische Regierungen?
Es ist völlig offensichtlich und nicht zu leugnen, dass diese sich der Komplizenschaft schuldig machen – vor allem Deutschland und die USA. Ohne die Unterstützung von Donald Trump könnte Israel den Völkermord so nicht durchführen.
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