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Israels rechtsextremer Minister BenGvir eskaliert mit neuem Besuch auf dem Tempelberg die Spannungen

Trotz zunehmender Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern besuchte der rechtsextreme israelische Politiker die heilige Stätte

erusalem – Inmitten der seit Monaten äußerst angespannten Lage zwischen Israelis und Palästinensern hat Israels rechtsextremer Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir den Tempelberg in Jerusalem besucht. "Während des Besuchs gab es keinen Zwischenfall", erklärte die Polizei am Sonntag. Der Schritt gilt angesichts der seit Monaten eskalierenden Gewalt im Nahost-Konflikt als höchst umstritten.



"Die Drohungen der Hamas werden uns nicht abschrecken, ich war auf dem Tempelberg", schrieb Ben-Gvir im Onlinedienst Telegram. Dazu postete er ein Foto von sich auf dem von Juden und Muslimen gleichermaßen als heilig verehrten Gelände mit den Worten: "Jerusalem ist unsere Seele."

Erst drei Tage zuvor hatte Ben-Gvir an einem umstrittenen Marsch von Ultranationalisten durch die Altstadt von Jerusalem am sogenannten Jerusalem-Tag teilgenommen. Viele Palästinenser sehen den Marsch, der an die Einnahme Ost-Jerusalems durch die israelische Armee im Sechs-Tage-Krieg 1967 erinnern soll, als Provokation.


Panorama von Jerusalem vom Ölberg aus.

Zutritt und Zutrittsbeschränkungen

Der Zugang zum Tempelberg ist für Muslime über acht Tore an der Nord- und Westseite der Anlage möglich.[124] Alle Tore werden von israelischen Polizisten und Angestellten des Waqf überwacht. Andersgläubigen ist der Zutritt nur über die Mughrabi-Brücke und das Marokkanertor bei der Klagemauer erlaubt. Das Betreten ist dort nur nach Sicherheitskontrollen außerhalb der Gebetszeiten und nur von Samstag bis Donnerstag möglich.

Situation der Muslime Innenraum der al-Aqsa-Moschee

Nach der Ersten Intifada verhängte die israelische Polizei Zugangsbeschränkungen für Muslime, die nicht in Jerusalem wohnen.

Zugangsbeschränkungen treten seit 2003 in Kraft bei angespannter Sicherheitslage und nach entsprechenden Informationen des israelischen Geheimdienstes.[125] Das übliche Zugangskriterium ist hierbei das Alter von Männern (über 40 oder 45 Jahren); für Frauen gibt es in der Regel keine Beschränkungen.[124]

Situation der Nichtmuslime

Das Oberrabbinat von Israel verbietet Juden den Besuch des gesamten Tempelbergs.

Auch manche Charedim nehmen an Tempelberg-Rundgängen teil.

Bis zur Zweiten Intifada durften Touristen gegen Gebühr die al-Aqsa-Moschee, den Felsendom und das Islamische Museum besuchen. Zwischen 2000 und 2003 verweigerte der Waqf Nichtmuslimen grundsätzlich den Zugang zum Haram.[126] Seit 2003 ist der Besuch des Haram wieder erlaubt, nicht jedoch der Eintritt in die Gebäude.[124] Verboten ist das Mitbringen von religiösen Büchern und Kultgegenständen jeder Art (etwa Torarollen)[124] und das Abhalten von Gebeten anderer Religionen. Aus Sicherheitsgründen werden Juden nur in kleinen Gruppen und oft mit Aufsicht eingelassen. Die Organisation HALIBA setzt sich angesichts dieser Einschränkungen für den freien Zugang von Juden zum Tempelberg ein.

Das israelische Oberrabbinat verhängte 1967 ein Betretungsverbot für den Tempelberg, da der erforderliche Zustand ritueller Reinheit in der Gegenwart nicht mehr erreichbar sei. Allerdings war ein Teil des herodianischen Tempelvorhofs (bis zur Balustrade) in der Antike auch für Nichtjuden zugänglich gewesen. So schien es möglich, auf dem Tempelberg einen Parcours aufzuzeigen, auf dem jüdische Besucher sich bewegen konnten, ohne in die Bereiche zu kommen, an denen sich einst das Tempelhaus und die inneren Höfe befanden. Besonders Schlomo Goren befasste sich intensiv mit diesem Thema und entwarf 1992 einen Plan des Tempelbergs, die einen 110 m breiten Streifen im Süden der Esplanade als „sichere“ Zone auswies, in der Juden sich aufhalten, beten und eine Synagoge errichten könnten. Goren erwähnte dabei nicht, dass sich in diesem Streifen aktuell die al-Aqsa-Moschee befindet.[127]

Was in den 1990er Jahren nur eine kleine Minderheit religiöser Juden praktizierte, gewann seitdem an Popularität im nationalreligiösen Spektrum der israelischen Bevölkerung. Diese Entwicklung wird begleitet von einem Diskussionsprozess innerhalb des Rabbinats, wo sich mittlerweile mehrere Rabbiner unterschiedlicher Provenienz für einen Besuch des Tempelbergs durch Juden aussprechen.[128] Dabei wird dem Rundgang auf der Esplanade (und nicht etwa dem Stehen, Berühren oder Sich Niederwerfen) religiöse Bedeutung zugeschrieben. Wie Sarina Chen erläutert, gibt es im Chassidismus den Gedanken, dass Wanderungen erlösende Wirkung haben können; dieses traditionelle Konzept habe sich bei den Tempelbergaktivisten mit dem modernen Konzept des Protestmarschs verbunden.[129] Der sephardische Oberrabbiner Jitzchak Josef bekräftigte 2014 das religiöse Verbot, den Tempelberg zu betreten: „Juden dürfen nicht zum Tempelberg gehen und die arabischen Terroristen provozieren. Dies muss aufhören … nur auf diese Weise wird das Vergießen von Blut des Volks Israel beendet werden.“[130]

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