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Hat Deutschland Israels Atomwaffen finanziert? "Die Welt" trug 2015 die Indizien zusammen, die für ein "Ja" sprechen.

Die Welt: Die Existenz eines israelischen Nuklearwaffenpotenzials ist schon lange kein Geheimnis mehr. Daran ändert auch nichts, dass Israel sich weiterhin international auf eine Rhetorik „absichtsvoller Zweideutigkeit“ zurückzieht und im Inneren jegliche Erwähnung eines eigenen Kernwaffenprogramms unter Strafe stellt. Im Laufe der letzten Jahrzehnte sind alle Geheimnisse des israelischen Nuklearprogramms öffentlich geworden. Alle – bis auf eines: wer das Programm finanziert hat. Doch auch dieses letzte nukleare Geheimnis Israels kann nun gelüftet werden. Das Land, das die nukleare Bewaffnung Israels maßgeblich finanzierte, war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Bundesrepublik Deutschland.


Natürlich lief all dies unter strengster Geheimhaltung ab. Doch 1960 wurde die Anlage in Dimona durch die strategische Aufklärung der USA enttarnt. Überdies forderte der französische Präsident Charles de Gaulle, dass Israel unmissverständlich den rein zivilen Charakter der Anlage öffentlich erklären müsse. Ende 1960 gab Ben-Gurion daher eine entsprechende Erklärung ab: der Reaktor diene ausschließlich der nicht militärischen Nutzung der Nuklearenergie.


Trotz weitverbreiteten Misstrauens: Belastbare Beweise für eine militärische Nutzung von Dimona gab es nicht.


Im Oktober jenes Jahres veröffentlichte die „Sunday Times“ Aussagen von Mordechai Vanunu, einem israelischen Techniker, der von 1976 bis 1985 in Dimona gearbeitet hatte. Ihm zufolge produzierte Israel im Jahr 40 Kilo Plutonium, ausreichend für acht bis zehn Bomben. Die Aussagen Vanunus waren glaubwürdig, nicht zuletzt, weil er das Innenleben der Anlage von Dimona bis hin zum Modell einer Wasserstoffbombe durch eine Vielzahl von Fotografien dokumentiert hatte. Nun wurde klar, dass „Dimona“ nicht nur die Bezeichnung für einen Schwerwasserreaktor war, sondern neun weitere Gebäude umfasste, von denen zumindest eines sechs Stockwerke in die Tiefe gebaut worden war, wobei sich in diesem das Kernstück der Anlage, die Wiederaufarbeitungsanlage zu Produktion von Plutonium, befand. Dimona war eine vollständige Nuklearwaffenfabrik. Legt man die Darstellung Vanunus über die Produktionskapazität der Anlage von Dimona zugrunde, dann verfügt Israel heute über mindestens 200 strategische Nuklearwaffen der Hiroshima/Nagasaki-Kategorie (15 Kilotonnen) sowie über nukleare Artilleriegranaten.


Wie wurde das Nuklearprogramm finanziert?


Eine Frage zum israelischen Nuklearprogramm wurde jedoch auch nach Vanunus Enthüllungen nicht gestellt. Wie konnte ein damals bettelarmes Land wie Israel eine Anlage wie Dimona, in der bis zu 2700 Personen arbeiteten, finanzieren?


Es gibt bis heute nur einen einzigen Hinweis auf eine konkrete Fremdfinanzierung des israelischen Nuklearwaffenprogramms über die von Peres gesammelten 40 Millionen Dollar hinaus. Als die Frage der deutsch-israelischen Beziehungen wieder einmal hohe Wellen schlug, deutete Ben-Gurion anlässlich eines Hintergrundgesprächs mit Herausgebern israelischer Tageszeitungen am 31. März 1963 an, dass eine Konfrontation mit der Regierung Adenauer die Entwicklung einer Abschreckungswaffe stören könne und dass deren Bedeutung für die Sicherheit Israels und die Vermeidung kommender Kriege gar nicht hoch genug einzuschätzen sei.


Dieser Hinweis war nicht nur unmissverständlich, er entsprach auch der damals Ben-Gurion wohlvertrauten Realität: Die Bundesrepublik finanzierte seit 1961 das israelische Nuklearwaffenprogramm, getarnt als Beitrag „zur Entwicklung des Negev“, einem Steckenpferd Ben-Gurions seit den Tagen der Staatsgründung.


Held der Atomwaffengegner


Neun Jahre arbeitete Mordechai Vanunu in Israels geheimer Atomforschungsanlage. Als er die Welt über die atomare Aufrüstung in seinem Land unterrichtet, zieht der Mossad ihn aus dem Verkehr.


Mordechai Vanunu (hebräisch מרדכי ואנונו, * 13. Oktober 1954 in Marrakesch) ist ein israelischer Nukleartechniker.

Er enthüllte im Jahre 1986 die Existenz des bis dahin geheimgehaltenen Nuklearforschungsprogrammes Israels und bestätigte damit Indizien für die atomare Bewaffnung des Landes.

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