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Er hat für die Freiheit Europas gekämpft und akzeptierte nicht mehr, Unterdrückung durch Europäer

Der Senegalese Ousmane Sembène setzte Schreiben und Filmen für die Befreiung der Afrikaner:innen ein: Befreiung von den europäischen Kolonisatoren, der neuen afrikanischen Bourgeoisie und bestimmten afrikanischen Traditionen, wie der Beschneidung oder besser geschlechtlichen Verstümmelung von Frauen


Der senegalesische Schriftsteller und Regisseur Ousmane Sembène gilt als Begründer des afrikanischen Kinos. Mit seinem Werk wollte der Sohn eines Fischers am Aufbau eines „neuen Afrikas“ mitwirken. So wird er gerne etwa mit Bertolt Brecht verglichen.

„Er kam ganz von unten, also anders als Brecht“

Diese stark empfundene gesellschaftliche Verantwortung habe Sembènes Schaffen geprägt, sagt der deutsche Autor Hans-Christoph Buch. „Man kann ihn vielleicht am ehesten mit Brecht vergleichen in unserem Kulturkreis. Er war ein überzeugter Filmemacher und Schriftsteller, der für das Volk etwas tun wollte, für sein Volk, für Afrika, und der die westlichen Medien benutzte, um diese Botschaft zu transportieren. Er kam ganz von unten, also anders als Brecht.“

Zum Kampf gegen NS-Deutschland einberufen

Geboren wurde Sembène am 1. oder 8. Januar 1923, das genaue Datum ist nicht bekannt, als Sohn eines muslimischen Fischers. Aus finanziellen Gründen musste er die Schule früh verlassen, verdiente zunächst als Mechaniker und Maurer sein Geld in der senegalesischen Hauptstadt Dakar. Er las viel, entdeckte das Kino. 1944 wurde er in die französische Armee eingezogen, um im Zweiten Weltkrieg gegen Deutschland zu kämpfen.

Das Erlebnis prägte ihn tief, sagt der senegalesische Literaturwissenschaftler Moustapha Diallo: „Nach seinem Einsatz im Zweiten Weltkrieg ist er nach Senegal zurückgegangen. Und wenn man für die Freiheit Europas gekämpft hat, kann man nicht akzeptieren, zu Hause von diesen Europäern unterdrückt zu werden.“



Kritik an Afrikas neuer Bourgeoisie

Sembène, der Autodidakt, fing an zu schreiben. In seinen Romanen und Kurzgeschichten kritisierte er die kolonialen und postkolonialen Strukturen der Ausbeutung. Und er wandte sich schon früh gegen Missstände auch in seiner eigenen Gesellschaft, zum Beispiel gegen die Maßlosigkeit der neuen afrikanischen Bourgeoisie. Die Traditionen, die Frauen unterdrückten, prangerte er beispielsweise in seinem Film „Moolaadé“ an. Über seine Arbeit daran sagte er: „Ich habe zwei Jahre lang für diesen Film recherchiert. Ich arbeite an mehreren Synchronfassungen, sodass möglichst viele Menschen den Film sehen und verstehen können. Außerdem veranstalte ich Open-Air-Vorführungen mit Frauengruppen, Hebammen und Ärztinnen, um die Debatte über das Problem der Beschneidung und der Freiheit grundsätzlich anzustoßen.“


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