Seit dem brutalen Angriff vom 7. Oktober ist die Hamas in aller Munde. Doch es herrscht viel Unwissen über die Ursprünge der Organisation. Nur wenn wir ihre Geschichte verstehen, können wir auf bessere Konfliktlösungen in der Zukunft hinarbeiten.
Infolge der Attacken der Hamas am 7. Oktober, bei denen rund 1.400 Israelis getötet wurden, haben sich die politischen Führungen des Westens und anderer verbündeter Staaten umgehend hinter Israel gestellt, als das Land seine Vergeltungsaktion startete. Seitdem wurden mehr als 10.000 Palästinenserinnen und Palästinenser, die überwiegende Mehrheit von ihnen Zivilpersonen, durch israelische Bomben getötet. Diese Bomben flogen auf Schulen, Krankenhäuser, Moscheen, Kirchen und Geflüchtetenlager.
Inzwischen werden die Rufe nach einem Waffenstillstand immer lauter. Doch viele Politikerinnen und Politiker sind weiterhin der Ansicht, auch nur der Versuch, den Angriff der Hamas zu verstehen und Zusammenhänge aufzuzeigen, sei eine Rechtfertigung für den Terrorismus. Tareq Baconi sprach im Podcast The Dig auf Jacobin Radio mit Daniel Denvir über die Anfänge der Hamas während der (gescheiterten) Friedensgespräche zwischen Israel und der Fatah sowie ihren anschließenden Aufstieg. Diese Friedensbemühungen, deren Höhepunkt das Osloer Abkommen von 1993 war, hätten nur dazu geführt, ein Apartheidsystem in Israel zu festigen und eine Situation zu schaffen, in der Israel das Westjordanland kontrolliert und der Gazastreifen zu einem Freiluftgefängnis geworden sei, argumentiert Baconi.
Er stellt die Ereignisse des 7. Oktober in den Kontext der Versuche der Hamas, eine Normalisierung dieses Zustands zu verhindern, und betont, dass Stabilität im Nahen Osten nur dann erreichbar ist, wenn auch die Palästinenserinnen und Palästinenser frei leben können.
Fangen wir mit der Geschichte der Hamas an. Sie wurde im Dezember 1987 während der ersten palästinensischen Intifada im Geflüchtetenlager Shati in Gaza gegründet. Das war zwanzig Jahre nach der ersten Besetzung des Gazastreifens, Ostjerusalems und des Westjordanlands durch Israel – und fast vier Jahrzehnte nach der Gründung des Staates durch jüdische Siedler sowie der sogenannten Nakba, während derer Hunderttausende palästinensische Menschen aus dem Gebiet des späteren jüdischen Staates vertrieben wurden. Was hat die Hamas-Gründer dazu bewogen, diese neue Organisation genau zu diesem Zeitpunkt zu schaffen? Warum glaubten sie, dass eine islamistische Widerstandsorganisation notwendig war, um den Kampf zu diesem Zeitpunkt auf diese Weise zu führen?
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