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Wer in Deutschland unterstützt den Aufruf des Papstes zum Waffenstillstand? Die katholischen deutschen Bischöfe verlangen keine Verhandlungen: EKD-Friedensbeauftragter& BSW für Verständigung mit Putin

Autorenbild: Wolfgang LieberknechtWolfgang Lieberknecht

Aktualisiert: 11. März 2024

Wir haben über den mutigen Vorstoß des Papstes für eine Beendigung des Krieges durch Waffenstillstand und Verhandlungen berichtet. Der Papst hat es damit die Diskussion angeschoben über Alternativen zum Krieg. Das ist wichtig vor allem jetzt, wo klar wird, dass die Regierung in Kiew die von Russland zusammen mit Ost-Ukrainern kontrollierten Gebiete nicht zurückerobern kann. Die NATO aber ist nicht bereit, dass zu akzeptieren und diskutiert Vorschläge, Bodentruppen in die Ukraine zu schicken oder weitreichende Waffen wie den Taurus zu liefern. Mit ihnen könnte die Ukraine Russland angreifen. Solche Eskalationsschritte könnten aber leicht zu einer unkontrollierbaren Entwicklung führen und in einem auch Deutschland direkt betreffenden Weltkrieg enden.

Eine der wenigen Stimmen zur Unterstützung des Papstes: Berlin (dts Nachrichtenagentur) - BSW-Chefin Sahra Wagenknecht verteidigt Papst Franziskus gegen Kritik an seinen Äußerungen zur Ukraine. "Die Aufforderung des Papstes, endlich Friedensverhandlungen zur Beendigung des Ukraine-Kriegs aufzunehmen, ist mutig und klug", sagte Wagenknecht den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagausgaben). "Anders als die Bellizisten aus Union, Grünen und FDP, die unser Land mit Taurus-Lieferungen direkt zur Kriegspartei machen möchten, nimmt Papst Franziskus die Friedensbotschaft des Christentums ernst." Die Kritik an ihm sei respektlos und vielfach unter der Gürtellinie. "Im Ukraine-Krieg wird schon lange nicht mehr gewonnen, sondern nur noch gestorben", so die Parteivorsitzende.


Kretschmer stellt sich hinter Papst-Äußerungen zu Ukraine-Krieg

Die Ukraine solle im Krieg mit Russland den Mut haben, die „weiße Fahne“ zu hissen – für diese Aussage erntete Papst Franziskus von mehreren deutschen Politikern heftige Kritik. Anders sieht es Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU).

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat sich hinter Papst Franziskus‘ an die Ukraine gerichteten Aufruf zu Friedensverhandlungen mit Russland gestellt. „Papst Franziskus ist ein besonnener Mann. Seinen Aufruf ‚Mut zu Verhandlungen‘ teile ich“, sagte der Regierungschef den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.

„Es ist klar, dass die Ukraine unterstützt werden muss und Russland der Aggressor in diesem Krieg ist“, sagte Kretschmer weiter. „Dennoch müssen wir uns mehr anstrengen, das Sterben im Krieg zu beenden.“


Von der "Welt" gesammelte Stimmen:

Strack-Zimmermann: „Ich schäme mich als Katholikin“

Die Äußerungen sind in Deutschland auf Entsetzen und scharfe Kritik gestoßen. Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann widersprach ihm scharf. „Bevor die ukrainischen Opfer die weiße Flagge hissen, sollte der Papst laut und unüberhörbar die brutalen russischen Täter auffordern, ihre Piraten-Fahne – das Symbol für den Tod und den Satan – einzuholen“, sagte die Vorsitzende des Bundestags-Verteidigungsausschusses den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Und warum in Gottes Namen verurteilt er nicht die verbale mörderische Hetze von Kyrill I., Vorsteher der Russisch-Orthodoxen Kirche und Ex-KGB-Agent, dem ukrainischen Volk gegenüber“, fragte Strack-Zimmermann. Sie fügte hinzu: „Ich schäme mich als Katholikin, dass er das unterlässt.“


„Wer von der Ukraine verlangt, sich einfach zu ergeben, gibt dem Aggressor, was er sich widerrechtlich geholt hat, und akzeptiert damit die Auslöschung der Ukraine“, sagte Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). Auf Distanz ging auch der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter.


„Es ist Wladimir Putin, der den Krieg und das Leid sofort beenden kann – nicht die Ukraine“, sagte dazu Göring-Eckardt. Frieden könne es nur geben, wenn er gerecht sei und die Existenz und Identität der Ukraine nicht infrage stelle. Auch müsse Russland für seine Kriegsverbrechen zur Verantwortung gezogen werden.

„Unglaublich, das Oberhaupt der katholischen Kirche stellt sich auf die Seite des Aggressors“, schrieb Kiesewetter im Internetdienst X. Der Papst liefere damit Russlands Präsident Wladimir Putin eine „Blaupause für weiteres Vorgehen“.


Der CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Heuer schrieb ebenfalls auf X: „Der Papst rät also der Ukraine zu einer Existenz unter russischer Diktatur“. Heuer fügte hinzu: „Ich schäme mich als katholischer Christ einmal mehr für das Versagen der Römisch-katholischen Kirche an zentraler Stelle.“


Die Präsidentin des Evangelischen Kirchentages 2025 in Hannover, Anja Siegesmund, sagte dem RND: „Die Sehnsucht nach Frieden darf nicht dazu führen, dass das Recht des vermeintlich Stärkeren siegt“. Wer die eigene Freiheit verteidige, bedürfe der Unterstützung aller, die jetzt in Freiheit leben. „Wir stehen weiter an der Seite der Ukraine“, hob Siegesmund hervor.



Abschluss-Pressekonferenz der Frühjahrs-Vollversammlung 2024 der Deutschen Bischofskonferenz in Augsburg

Pressebericht von Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz 22.02.2024


Der Beginn der umfassenden Invasion der Ukraine durch russische Truppen jährt sich übermorgen, am 24. Februar 2024, zum zweiten Mal. Wahrlich ein trauriger Jahrestag! Die Vollversammlung hat sich vor diesem Hintergrund einmal mehr mit der Situation des Krieges befasst. Offenkundig ist die Lage in der Ukraine in den zurückliegenden Monaten schwieriger geworden; der Krieg zermürbt die Menschen und im Rest der Welt drohen Aufmerksamkeit und Solidarität langsam zu schwinden. Gerade deshalb betonen wir heute, was die deutschen Bischöfe gleich zu Beginn der Kämpfe (am 10. März 2022) in der Erklärung Der Aggression widerstehen, den Frieden gewinnen, die Opfer unterstützen gesagt haben: Wir stehen an der Seite der Menschen in der Ukraine und verurteilen den ungerechten Angriff Russlands. Über den anderen Krisen und Kriegen in der Welt dürfen wir die Ukraine, die trotz mancher Rückschläge eine erstaunliche Widerstandskraft zeigt, nicht vergessen.

Der Krieg kann nie ein Mittel der Wahl sein, es gibt keinen „gerechten Krieg“. Aber die Verteidigung gegen einen Aggressor ist unter bestimmten Bedingungen ethisch erlaubt, ja, manchmal sogar geboten. Das gilt heute wie vor zwei Jahren. Man muss es sich deutlich vor Augen halten: Die internationalen Friedensbemühungen, auch des Papstes und der Vereinten Nationen, sind von Russland abgelehnt worden und Präsident Putin setzt weiterhin auf einen Sieg, der für die Ukrainerinnen und Ukrainer Unterdrückung, Unfreiheit und anhaltende Gewalt bringen würde. Unter diesen Umständen können wir nicht zum einseitigen Gewaltverzicht aufrufen, sondern wiederholen den Appell zur Unterstützung der Ukraine, auch im Interesse eines freien und demokratischen Europas und Deutschlands. Neben der militärischen ist dabei auch wirtschaftliche und humanitäre Hilfe erforderlich. Dringend sollte eine Einigung im Streit zwischen der Ukraine und einigen EU-Staaten über die Getreide-Exporte gefunden werden.


Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Friedrich Kramer, hatte der „Mitteldeutschen Zeitung“ im Dezember gesagt, dies sei „ein Krieg, der nicht unserer ist“. Er hält die militärische Unterstützung für die Ukraine für einen Fehler und glaubt an eine Verständigung mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Diese Haltung ist in der EKD umstritten.


Schon vor zwei Jahren: EKD-Friedensbeauftragter gegen Waffenlieferungen an Ukraine

„Waffen können kein Teil der Lösung sein, sie würden eher zu einer Eskalation des Konfliktes führen“

Weimar (epd). Der neue Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Friedrich Kramer, unterstützt nachdrücklich die Position der Bundesregierung, keine Waffen an die Ukraine zu liefern und im Streit mit Russland diplomatische Lösungen zu suchen. „Waffen können kein Teil der Lösung sein, sie würden eher zu einer Eskalation des Konfliktes führen“, sagte er der in Weimar erscheinenden Kirchenzeitung „Glaube + Heimat“ (Ausgabe 6. Februar). Der 57-jährige Leitende Geistliche der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hatte das Amt am Wochenende übernommen.

Kramer rief dazu auf, nicht auf die Kriegsrhetorik zu hören. Es müssten alle Aspekte des Konfliktes beachtet werden: „Dazu gehört es auch, die Sicherheitsinteressen Russlands nüchtern in den Blick zu nehmen.“ Frieden sei für ihn ein zentrales Thema in der Kirche. Die Sorge darum gehöre in den Mittelpunkt kirchlicher Arbeit. Als einen Schwerpunkt seiner Arbeit als EKD-Friedensbeauftragter nannte Kramer, „dafür zu ringen, dass Deutschland dem seit einem Jahr in Kraft getretenen Atomwaffenverbotsvertrag beitritt“.

Der Bischof verwies auf die lange Tradition der Friedensarbeit evangelischer Christen in der DDR. Vor mehr als 30 Jahren hätten sie mit Friedensgebeten in überfüllten Kirchen gewaltfrei eine friedliche Revolution erreicht. Die evangelischen Kirchen im damaligen DDR-Kirchenbund hätten durch ihre friedensethische Arbeit viel dazu beigetragen„, erklärte Kramer. “Diese Tradition gerade der DDR-Kirchen ist ein großer Schatz, der nicht in Vergessenheit geraten darf", sagte der frühere Bausoldat.

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