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US-Sicherheitsexperte Kupchan: Töten beenden. Der Krieg könnte die Ukraine zerstören: Plan B nötig!

Autorenbild: Wolfgang LieberknechtWolfgang Lieberknecht

Charles Kupchan: Bei dem Versuch, die Ukraine zu retten, könnte sie zerstört werden. Denn je länger dieser Krieg anhält, desto mehr fügt er dem Land enormen Schaden zu, die Bevölkerung ist um ein Drittel geschrumpft. Er verursacht globale Störungen, Energie- und Nahrungsmittelknappheit und Unruhen in Teilen der Dritten Welt. Er polarisiert das internationale System, indem er die USA und ihre Verbündeten gegen Russland und China aufbringt, während sich der Rest der Welt weigert, Partei zu ergreifen. Außerdem könnte dieser Krieg jederzeit eskalieren. Wir haben einige ziemlich beängstigende Momente erlebt: Raketen fielen auf polnisches Gebiet, russische Kampfjets schossen eine US-Drohne über dem Schwarzen Meer ab, Drohnen explodierten über dem Kreml oder trafen Wohngebiete in Moskau. Es ist jetzt an der Zeit, einen Plan B vorzubereiten, der diesen Krieg eher früher als später beendet. Ich glaube nicht, dass die Ukraine ihre territoriale Integrität auf dem Schlachtfeld vollständig wiederherstellen kann, sondern am Verhandlungstisch.

Auszüge aus dem Handelsblatt-Artikel: US-Sicherheitsexperte: „Bei dem Versuch, die Ukraine zu retten, könnte sie zerstört werden“

Je länger der Krieg anhält, desto lauter werden Rufe nach einer diplomatischen Lösung – zumindest in den USA, dem größten Geldgeber der Militärhilfen. Charles Kupchan, früherer Europadirektor im Nationalen Sicherheitsrat des Weißen Hauses unter dem ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama, ist sich sicher: Spätestens Ende des Jahres werde der Westen seine Strategie ändern und einen Waffenstillstand stärker einfordern müssen. „Jeder will der Gegenoffensive eine Chance geben. Aber in den kommenden Monaten wird mehr und mehr die Haltung in den Vordergrund rücken: Das ist kein Krieg, der Jahre andauern sollte. Wir müssen einen Weg finden, das Töten zu beenden“, sagt Kupchan, der heute Sicherheitsexperte bei der Denkfabrik Council on Foreign Relations ist.

Aber ich glaube nicht, dass die Ukraine ihre territoriale Integrität auf dem Schlachtfeld vollständig wiederherstellen kann, sondern am Verhandlungstisch.

Wenn die Kampfsaison zu Ende geht, wird es eine neue Pattsituation geben. Spätestens dann muss der Westen zu einer diplomatischen Strategie übergehen, die auf einen Waffenstillstand abzielt. Wie kann eine Friedenslösung aussehen?

Das allererste Ziel muss sein, den Krieg zu beenden und das Töten zu stoppen. Wir brauchen eine stabile Kontaktlinie, hinter die sich die Truppen zurückziehen, und idealerweise den Einsatz einer internationalen Friedens- und Überwachungstruppe. Zentral wäre dann der Beginn von Gesprächen über eine neue Kontaktlinie, was mit den von Russland besetzten Teilen passieren soll, auch mit der Krim oder dem Donbass. Diese Gespräche würden wahrscheinlich sehr lange dauern.

Wie lange sind die militärischen Hilfen der USA garantiert?

Wir müssen uns darauf einstellen, dass der gegenwärtige Rückhalt mit der Zeit abnimmt. Entweder aufgrund politischer Umstände, die es für US-Präsident Joe Biden schwieriger machen, seine Vorstellungen durchzusetzen. Oder weil wir mit dem Bedarf an Material einfach nicht mithalten können. Die Mittel aus den USA reichen wahrscheinlich bis zum Spätsommer. Dann muss Biden von einem gespaltenen Kongress mehr Geld anfordern. Spätestens im Wahljahr 2024 wird Biden unter Druck geraten, stärker auf einen Waffenstillstand und eine diplomatische Lösung zu drängen.

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