Unerträglich, wie gefühlt weltweit militärische Lösungen favorisiert werden, wie gefühlt diplomatischen Bemühungen nicht stattfinden. Erinnern wir uns, was Krieg für unsere Vorfahren bedeutet hat.
- Wolfgang Lieberknecht
- 9. Feb. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Eine Leserin fragt: Warum erinnern wir uns nicht, was Krieg für unsere Vorfahren bedeutet hat?
Wir erfahren wenig vom Leid des Krieges in der Ukraine. Aber wie furchtbar Krieg ist, wussten unsere Großeltern. Vom Leiden und Sterben damals wie heute. Ein Leserbrief.
Monika Kruschinski
Mein Vater wurde 1943 mit 18 Jahren eingezogen und an die sogenannte Westfront geschickt. Er und einige andere, alles junge Männer, ließen sich gefangen nehmen, als die Amerikaner 1944 in der Normandie landeten, sie wollten nicht „kämpfen“. 1948 kam er aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurück. Sein älterer Bruder war gefallen und sein Vater ist im sogenannten „Volkssturm“ umgekommen. Mein Vater war dankbar, dass er dem Krieg entronnen war, ohne zu töten.
Auch der Bruder und der Vater meiner Mutter blieben im Krieg, die Schwester verunglückte kurz nach dem Krieg durch eine Mine. Keiner der Männer zog freiwillig in den Krieg. Auch hatten sie nicht die Möglichkeiten (Flucht etc.) sich der Einberufung zu entziehen. Meine Eltern erzählten, scheinbar im Gegensatz zu vielen anderen, sehr viel aus der Vergangenheit und ließen auch diese Zeit nicht aus. Für mich ist die Vorstellung unerträglich, dass meine Söhne oder Enkelsöhne in einem Krieg ihr Leben verlieren müssten.
Auch Soldaten sind Menschen und keine Bestien
Es ist für mich unerträglich zu sehen, wie gefühlt weltweit wieder militärische Lösungen favorisiert werden, wie auch die Politik gefühlt jegliche diplomatischen Bemühungen vermissen lässt. Auch wenn wir hier in Mitteleuropa über 70 Jahre Frieden haben, gab es wohl keinen Tag, an dem nicht Krieg in allen möglichen Regionen der Welt an der Tagesordnung war. Mir tun all die Menschen unsäglich leid, die diesen Kriegen zum Opfer fallen, ob Frauen, Männer, Kinder. Auch Soldaten sind Menschen und keine Bestien. Die wenigsten ziehen freiwillig in einen Krieg. Wie viel Elend, Schmerz und Trauer könnte allen Betroffenen und ihren Familien erspart bleiben?
Die größten Gewinner von Kriegen sind die Rüstungsindustrien und die haben scheinbar eine starke Lobby. Wenn es durch diplomatische Bemühungen, durch humane und gewaltfreie Kommunikation, durch Versöhnung und Verständnis keine Kriege mehr gäbe – wie viele Ressourcen könnten diese Industrien in Klimaschutz, in Forschung – einfach zum Guten der Menschheit – investieren. Muss das eine Utopie bleiben?
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