hier einige seiner Kommentare und Stationen in seinem Leben.
Jürgen Todenhöfer
Jürgen Todenhöfer (2015) Jürgen Gerhard Todenhöfer (* 12. November 1940 in Offenburg) ist ein deutscher Politiker (ehemals CDU, seit 2020 Team Todenhöfer), Publizist und ehemaliger Medienmanager. Der promovierte Jurist war von 1972 bis 1990 Bundestagsabgeordneter der CDU. Ab 1980 war er einer der bekanntesten deutschen Unterstützer der Mudschahedin und ihres Guerillakrieges gegen die sowjetische Intervention in Afghanistan. Noch während seines Mandats als Bundestagsabgeordneter wurde er 1987 Vorstandsmitglied im Burda-Medienkonzern und behielt diesen Posten bis 2008. Seit Beginn der 2000er Jahren tritt Todenhöfer als Kritiker der USA aufgrund der von ihnen angeführten Interventionen in Afghanistan und dem Irak in Erscheinung und veröffentlichte mehrere Bücher und zahlreiche Beiträge darüber. Zwischen 2017 und 2018 war Todenhöfer kurzzeitig Herausgeber der Wochenzeitung Der Freitag. 2020 trat er aus der CDU aus und gründete seine eigene Partei namens „Team Todenhöfer“, mit der er zur Bundestagswahl 2021 erfolglos als „Kanzlerkandidat“ antrat. Inzwischen ist er auch in der Querdenker-Bewegung aktiv. Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Jürgen Todenhöfer wurde als ältester Sohn des Juristen und damaligen Amtsrichters Werner Todenhöfer (1906–2003) und seiner Frau Edith, geb. Leonhardt, im badischen Offenburg geboren.[1] Nach dem Zweiten Weltkrieg war Werner Todenhöfer Landgerichtsrat am Landgericht Offenburg, später Senatspräsident des Zivilsenats Freiburg am Oberlandesgericht Karlsruhe.[2] Todenhöfer verbrachte seine ersten Lebensjahre bei den Großeltern in Hanau, wohin ihn der Vater während der Kriegsjahre in Sicherheit gebracht hatte. Dort erlebte er den Luftangriff auf Hanau am 19. März 1945.[3] Später wuchs er mit seinen zwei jüngeren Geschwistern bei seinen Eltern zunächst in Renchen, später im Freiburger Ortsteil Wiehre auf. Studium und Beruf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Nach dem Besuch des Schillergymnasiums Offenburg und dem Abitur am Rotteck-Gymnasium Freiburg im Februar 1959[4] nahm Todenhöfer ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München auf, das er an der Pariser Sorbonne und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn fortsetzte und an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg abschloss. Er wurde an letzterer Wissenschaftlicher Mitarbeiter und dort auch im Juli 1969 mit einer Arbeit über das Thema Die deliktische Haftung des Hehlers: Unter besonderer Berücksichtigung des § 830 BGB bei Hans Stoll promoviert.[5] 1972 trat er eine Richterstelle am Landgericht Kaiserslautern an, wo er in Strafsachen tätig war. Politische Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] CDU[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Plakat zur Bundestagswahl 1980 Im Januar 1970 trat Todenhöfer in die CDU ein. Bereits im Februar 1970 holte ihn der damalige CDU-Generalsekretär Bruno Heck als persönlichen Referenten in die Bonner Parteizentrale, wo er bis Dezember 1971 tätig war. Bei der Bundestagswahl 1972 zog er über die rheinland-pfälzische Landesliste in den 7. Deutschen Bundestag ein und blieb bis 1990 Mitglied des Deutschen Bundestages; von 1980 an über ein Direktmandat aus dem Bundestagswahlkreis Tübingen in Baden-Württemberg. Im Bundestag trat er seit 1973 als entwicklungspolitischer Sprecher und später als abrüstungspolitischer Sprecher seiner Fraktion hervor. Mit der Äußerung „Im Schlafwagen kommt man nicht an die Macht“ kritisierte er 1978 den damaligen CDU-Vorsitzenden und Oppositionsführer Helmut Kohl.[6] Todenhöfer vertrat in wichtigen Punkten Positionen, die Kohls Linie auch während dessen Kanzlerschaft widersprachen.[7] Als Hardliner der so genannten Stahlhelm-Fraktion um Alfred Dregger dem rechten CDU-Flügel zugerechnet,[7] vertrat er oft konservative Positionen, für die er aus dem damaligen sozialliberalen Regierungslager gern aufs Korn genommen wurde. Eine Kreditzusage der Bundesrepublik für die gewählte sozialistische Regierung Chiles unter Salvador Allende kritisierte Todenhöfer 1973 mit den Worten „Für sozialistische Experimente in der Dritten Welt ist die DDR zuständig“, um nach dem Militärputsch die Auszahlung ebendieses Kredites an das Regime von Putschgeneral Augusto Pinochet zu fordern.[8] Todenhöfer warf 1977 der sozialliberalen Bundesregierung vor, sie finanziere in Afrika den Terrorismus, und bezeichnete 1979 den SPD-Vorsitzenden Brandt als Sprachrohr sowjetischer Propaganda.[9] Über den SPD-Fraktionschef Herbert Wehner äußerte Todenhöfer, er betreibe „das Geschäft der Sowjetunion“, und Hans-Dietrich Genscher (FDP) unterstellte Todenhöfer, er steuere die Planwirtschaft an. „Dieser Mann ist reif für die Nervenheilanstalt“, konterte Wehner und verballhornte seinerseits Todenhöfers Namen als „Hodentöter“.[10][6] Gemäß der Aussage einer umfassenden Monografie aus 2014 über die deutsch-chilenischen Beziehungen seit 1949 durch Georg Dufner reihe Todenhöfer sich „im März 1975 in die lange Reihe deutscher Politiker-Besuche in Chile ein“. Bei seiner Rückkehr habe er berichtet, mit Militärdiktator Pinochet über die Freilassung politischer Gefangener gesprochen zu haben. Pinochet sei bereit gewesen, diese in jedes aufnahmewillige Land abzuschieben.[11] Nachdem in den folgenden Jahren rund 4.500 davon in Chile freigelassen worden waren, verbreitete Todenhöfer wiederholt und bis heute (Stand November 2015) seine Auffassung, er habe „die Freilassung von insgesamt 4.500 politischen Häftlingen in die Wege“ geleitet.[12] Während Dufner einen möglichen Zusammenhang mit Todenhöfers Besuch nicht einmal erwähnt, wurde dies in der Presse gelegentlich als Tatsache dargestellt.[6] Als 1978 die südafrikanische De-facto-Kolonialmacht Namibias dort zur Absicherung ihrer Herrschaft Parlamentswahlen abhalten ließ, dabei aber mit der SWAPO die größte schwarzafrikanische Partei davon ausschloss, bezeichnete Todenhöfer diese „Wahlen“ als die demokratischsten, die je in Afrika stattgefunden hätten.[13] Der Sicherheitsrat der UNO, deren Generalversammlung 1972 die SWAPO als einzigen Vertreter der Bevölkerung Namibias anerkannt hatte, erkannte diese Wahlen hingegen nicht an. Ende der 1970er Jahre führte ein Bericht Todenhöfers als Entwicklungspolitischer Sprecher der Unionsfraktion über das Apartheid-Regime in Südafrika zu einer fraktionsinternen Kontroverse, da er in seiner Darstellung sehr einseitig Gewalttaten des African National Congress herausstellte. Die Fraktionsführung beauftragte daraufhin die Abgeordneten Paul Hoffacker (CDU) und Walter Althammer (CSU), durch Faktenfindung ein neutraleres Bild zu schaffen. Trotz Behinderung durch die CSU-Zentrale und mit Unterstützung der Kirchen Südafrikas gelang es ihnen schließlich, eine differenzierte Darstellung der Unterdrückung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit zu erstellen, ohne dabei gewaltorientierte Formen des Widerstandes zu beschönigen.[14] Ab 1980 war er einer der bekanntesten deutschen Befürworter der von den USA im Rahmen der Operation Cyclone unterstützten Mudschahedin und deren Guerillakrieges gegen die sowjetische Intervention in Afghanistan. Mehrfach reiste er in Kampfzonen zu den Mudschahedin-Gruppen. Dabei wurde er, nach eigenen Angaben, von einem Splitter einer sowjetischen Maschinengewehrkugel im linken Knie verletzt.[15] Die sowjetische Regierung kommentierte Todenhöfers Erlebnisbericht dahingehend, dass man ihn, wenn man ihn erwische, „auspeitschen und erschießen“ werde.[16] Im Jahre 1984 legte Todenhöfer als erster CDU-Bundestagsabgeordneter seine gesamten Einkommensverhältnisse offen.[17] Ende 1984 nahm er an einem Angriff afghanischer Mudschahedin auf eine sowjetische Garnison teil, wobei ihn ein ZDF-Kameramann begleitete.[18] In dieser Zeit erreichte er mit seinen Afghanistanbesuchen und den positiven Erlebnisberichten über die dortigen, von den USA unterstützten Mudschahedin eine erhebliche Präsenz in deutschen Medien. Der von den Sowjets gestützte, kommunistische afghanische Präsident Babrak Karmal warf ihm deshalb 1985 vor, er sei illegal in Begleitung bewaffneter Banden nach Afghanistan eingedrungen und habe sich unter Tarnung an Sabotage-, Terror- und Spionagetätigkeiten gegen das Land beteiligt.[19] Todenhöfer setzte sich, gemeinsam mit anderen Kollegen, 1987 erfolgreich für die Beibehaltung des Ziels der deutschen Einheit im Parteiprogramm der CDU ein, als – laut dem ehemaligen Sprecher Helmut Kohls Karl Hugo Pruys – „Helmut Kohl bereit gewesen wäre, sie auf Druck seines Generalsekretärs Heiner Geißler sang- und klanglos unter den Tisch fallen zu lassen.“[20][21][22] Nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag bei der Wahl von 1990 zog sich Todenhöfer aus der Parteipolitik zurück. Team Todenhöfer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] → Hauptartikel: Team Todenhöfer Wahlkampfauftritt Todenhöfers vor der Münchner Feldherrnhalle (15. Mai 2021) An seinem 80. Geburtstag am 12. November 2020 gab er seinen Austritt aus der CDU und die Gründung der Partei Team Todenhöfer bekannt.[23][24] Zu einer für den gleichen Abend von ihm für 1.000 Teilnehmer als erste Parteiveranstaltung angemeldeten Versammlung am Brandenburger Tor erschienen zwei- bis dreihundert Menschen. Forderungen der neuen Partei sind das Ende von Auslandseinsätzen der Bundeswehr, der Stopp von Waffenexporten in Krisenregionen, Steuersenkungen für die Mittelschicht, eine Verlängerung der Elternzeit auf drei Jahre und der Bau von jährlich einer Million neuer Wohnungen.[25] Zu den Kernforderungen gehörte zudem die Verschlankung des Staates. Durch „Bürokratieabbau“ sollen 50 Milliarden Euro im Jahr eingespart werden, sodass die Staatsschulden auch ohne Steuererhöhungen begrenzt werden könnten.[26] Die Partei trat erstmals bei der Bundestagswahl im September 2021 (0,5 %) sowie bei den beiden gleichzeitig stattfindenden Wahlen zum Abgeordnetenhaus von Berlin (1 %)[27] und den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern (0,2 %) an.[28] In Berlin war Todenhöfer Spitzenkandidat, im Bund „Kanzlerkandidat“. Zudem trat er als Direktkandidat im Wahlkreis München-Ost an,[29] wo er mit 1,3 % das bundesweit beste Erststimmenergebnis seiner Partei erreichte. Die Partei scheiterte bei allen Wahlen deutlich an der Fünf-Prozent-Hürde.[30]
Comentários