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Todd: Der Abstieg des Westens kann zu einer friedlicheren Welt führen, da die USA Ursache für Konflikte ist. Wenn die USA aufhören, Europa gegen Russland aufzustellen hat Frieden eine Chance in Europa

Autorenbild: Wolfgang LieberknechtWolfgang Lieberknecht

Emmanuel Todd: „Deutschland sollte sich um eine Brics-Mitgliedschaft bewerben“

Für den französischen Historiker werden die Brics das Machtvakuum füllen, das der Westen hinterlassen wird. Im Abstieg der USA sieht er eine Chance für den Frieden.

Interview

Raphael Schmeller

22.10.2024 06:07 Uhr

Die Schwerpunkte:

Emmanuel Todd, französischer Historiker, prognostizierte bereits 1976 den Zerfall der Sowjetunion.

Heute sieht Todd den Niedergang des Westens und den Aufstieg der Brics-Staaten als neuen globalen Machtfaktor.

Todd empfiehlt Deutschland und Europa, sich von den USA zu lösen und Frieden mit Russland zu schließen.

Er betrachtet den Krieg in der Ukraine als verloren für den Westen.

Der Brics-Gipfel findet derzeit in Kasan statt, und Todd sieht in den Brics-Staaten eine wachsende Gegenmacht zum Westen.

Laut Todd zeigt der Niedergang des Westens sich besonders in wirtschaftlichen und sozialen Problemen der USA, wie Kindersterblichkeit und Ungleichheit.

Er kritisiert die wirtschaftliche Situation in den USA, die trotz großer Investitionen der Regierung stagniert.

Todd sieht die Präsidentschaftswahlen in den USA als symptomatisch für die Probleme des Westens, da beide Kandidaten unfähig seien, den Abstieg aufzuhalten.

Der Ukrainekrieg zeigt laut Todd die geopolitische Schwäche des Westens, der den Krieg verloren habe.

Die Brics-Staaten sind heterogen, doch der Ukrainekrieg hat sie näher zusammengebracht und als Gegenpol zum Westen etabliert.

Todd sieht langfristig eine mögliche Alternative zu westlichen Bündnissen in den Brics-Staaten.

Er betont, dass der „Westen“ vor allem eine Fiktion des amerikanischen Herrschaftsbereichs sei, verkörpert durch die NATO.

Deutschland sollte laut Todd eine Mitgliedschaft in den Brics anstreben, um seine industriepolitischen Ambitionen zu fördern.

Todd schmunzelt über die Einordnung der Brics als „Club der Autokraten“ und sieht die westlichen Demokratien ebenfalls kritisch.

Er bezeichnet die USA als „liberale Oligarchie“ und sieht in Europa Mikrooligarchien.

Todd hält Deutschland außenpolitisch für nicht souverän, da es stark von den USA abhängig sei.

Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben US-Truppen in Deutschland, was Todd als fortgesetzte Besatzung sieht.

Todd beschreibt den Ukraine-Konflikt als eine vom Westen gestellte „Falle“, die zur Eskalation führte.

Der Westen habe sich in einem „verrückten Traum“ verloren, Russland durch den Krieg zu schwächen, was nicht gelang.

Der Ukrainekrieg zeigte die Grenzen der US-Militärmacht, die trotz großer Investitionen Russland nicht besiegen konnte.

Besonders Europa leidet unter den wirtschaftlichen Folgen des Krieges, wie der Energiekrise und Inflation.

Todd glaubt, dass Russland den Krieg nur beenden wird, wenn es seine sicherheitspolitischen Ziele erreicht.

Aus russischer Sicht müsse Russland Odessa und Teile der Ukraine kontrollieren und eine pro-russische Regierung in Kiew einsetzen.

Todd hält es für illusorisch, dass der Westen dies verhindern kann, da der Westen bereits verloren habe.

Die Vorstellung, Russland würde nach einem Sieg in der Ukraine andere europäische Länder angreifen, bezeichnet Todd als westliche Paranoia.

Er betont, dass Russland keine materiellen Voraussetzungen für einen größeren Krieg in Europa hat.

Der Abstieg des Westens könnte zu einer friedlicheren Welt führen, glaubt Todd, da er die USA als Ursache für Konflikte sieht.

Todd sieht Russland als Teil Europas und argumentiert, dass Frieden zwischen europäischen Nationen historisch selbstverständlich geworden ist.

Er hält es für möglich, dass sich eine friedlichere Weltordnung etabliert, wenn die USA aufhören, Europa gegen Russland aufzustellen.

Die demografischen und wirtschaftlichen Trends sprechen laut Todd gegen große Kriege, da die Voraussetzungen für Expansion fehlen.

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