Soviel Gewalt wie nie nach 1945: Kriege, Bürgerkriege&zwischenstaatliche Konflikte weltweit bis 2022
- Wolfgang Lieberknecht
- 17. Dez. 2023
- 7 Min. Lesezeit
nach Statista:

Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK)
ist ein unabhängiger, gemeinnütziger und interdisziplinärer Verein. Seit 1991 widmen wir uns der Förderung, Verbreitung und Implementierung des Wissens um Entstehung, Verlauf und Beilegung inner- und zwischenstaatlicher politischer Konflikte. Nach einem enormen Zuwachs in den vergangenen Jahren, hat das HIIK momentan über 200 ehrenamtliche Mitarbeitende.
Sie geben jährlich das Konfliktbarometer heraus:
Mit der 31. Ausgabe des Konfliktbarometers setzt das HIIK seine jährliche Berichtsreihe über politische Konflikte weltweit fort. Das globale politische Konfliktpanorama im Jahr 2022 war durch einen Anstieg der Zahl der hochgewaltsamen Konflikte gekennzeichnet. Sowohl die Zahl der wars als auch die der limited wars stieg von 20 auf 21 an. Im Gegensatz zum letzten Jahr wurde ein Krieg in Europa [→ Russia – Ukraine] und ein weiterer Krieg auf dem amerikanischen Kontinent [→ Haiti (inter-gang rivalry)] beobachtet.
Von den 21 limited wars, die in diesem Jahr beobachtet wurden, eskalierten neun aus violent crises oder non-violent conflicts. Auch die Zahl der violent crises stieg von 164 auf 174, von denen rund 30 Prozent oder insgesamt 53 in Asien und Ozeanien beobachtet wurden. Gewaltsame innerstaatliche Konflikte waren mit 136 oder rund 30 Prozent aller beobachteten Konflikte weiterhin die häufigste Konfliktart.
Das Konfliktbarometer 2022 kann hier heruntergeladen werden:
3.25 MB Map Kit 2022 DOWNLOAD

Das Map Kit 2022 beinhaltet alle bereits veröffentlichten Karten des Konfliktbarometers 2022 als einzelne PDF-Dateien sowie die zugrunde liegenden Daten als xlsx- und csv-Dateien:
All Conflicts (Global / National Level)
All Conflicts (Global / Subnational Level)
Regional Map Europe
Regional Map Africa
Regional Map Americas
Regional Map Asia & Oceania
Regional Map Middle East & Maghreb
Die Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung ist ein anderer Beobachter des Kriegsgeschehens:
Kriegsgeschehen 2022 Im Schatten des Kriegs gegen die Ukraine Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung zieht Bilanz für 2022 Die Zahl der kriegerischen Auseinandersetzungen weltweit ist 2022 leicht zurückgegangen. Das geht aus Untersuchungen der Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) hervor. Demnach wurden 2022 insgesamt 28 Kriege und bewaffnete Konflikte geführt. Gegenüber dem Vorjahr verzeichnete die AKUF damit einen Rückgang von 30 auf 28 kriegerische Konflikte. Von den 3 beendeten bewaffneten Konflikten des Jahres 2022 hatte der im Süden Thailands seit 2004 angedauert. Die beiden anderen beendeten bewaffneten Konflikte im zu Indonesien gehörenden West-Papua und in Chile waren dagegen von kurzer Dauer.
Neu eskaliert ist dagegen der Konflikt in der nigerianischen Region Biafra, die vor allem durch den Krieg Ende der 1960er Bekanntheit erlangt hatte. Das Jahr 2022 stand vor allem im Schatten des Angriffs Russlands gegen die Ukraine. Die bedeutete nicht nur eine deutliche Eskalation des seit 2014 andauernden Krieges in der ostukrainischen Donbas-Region sondern auch einen Wechsel des Kriegstyps: von einem innerstaatlichen Krieg mit mehr oder weniger verdeckter russischer Kriegsbeteiligung hin zu einem zwischenstaatlichen zwischen Russland und der Ukraine.
Über andere Kriege wurde dagegen kaum berichtet. Dies betraf insbesondere auch den Krieg in der äthiopischen Region Tigray, der noch einmal besonders viele Todesopfer forderte, bevor er im Herbst durch ein Abkommen zwischen der Regierung und des Rebellen beendet wurde.
Auch insgesamt war Afrika mit 11 Kriegen und bewaffneten Konflikten die von Kämpfen zahlenmäßig am stärksten betroffene Weltregion. Es folgten Nordafrika, West- und Zentralasien (inkl. Kaukasus) mit 8 sowie Asien mit jeweils 7 kriegerischen Konflikten. In Lateinamerika und Europa war jeweils ein Krieg zu verzeichnen.
Die AKUF führt die jährliche Erhebung seit 1986 durch. Krieg definiert die AKUF als einen gewaltsamen Massenkonflikt, der alle folgenden Merkmale aufweist: (a) an den Kämpfen sind zwei oder mehr bewaffnete Streitkräfte beteiligt, bei denen es sich mindestens auf einer Seite um reguläre Streitkräfte (Militär, paramilitärische Verbände, Polizeieinheiten) der Regierung handelt; (b) auf beiden Seiten muss ein Mindestmaß an zentralgelenkter Organisation der Kriegführenden und des Kampfes gegeben sein, selbst wenn dies nicht mehr bedeutet als organisierte bewaffnete Verteidigung oder planmäßige Überfälle (Guerillaoperationen, Partisanenkrieg usw.); (c) die bewaffneten Operationen ereignen sich mit einer gewissen Kontinuierlichkeit und nicht nur als gelegentliche, spontane Zusammenstöße, d.h. beide Seiten operieren nach einer planmäßigen Strategie, gleichgültig ob die Kämpfe auf dem Gebiet einer oder mehrerer Gesellschaften stattfinden und wie lange sie dauern. Bewaffnete Konflikte sind gewaltsame Auseinandersetzungen, bei denen die Kriterien der Kriegsdefinition nicht in vollem Umfang erfüllt sind. In der Regel handelt es sich dabei um Fälle, in denen eine hinreichende Kontinuierlichkeit der Kampfhandlungen nicht gegeben ist.
Die kriegerischen Konflikte im Jahr 2022 Alles einblenden Konflikte in der Region Afrika 2022 Konflikte in Asien 2022 Konflikte in der Region Nordafrika, West- und Zentralasien 2022 Konflikte in der Region Süd- und Mittelamerika 2022 Konflikte in der Region Europa 2022
Entwicklungstrends seit 1945 (leider nur bis 2007)
Die Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) zählt 238 Kriege in der Zeit von 1945 bis 2007. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und bis Ende 1992 ist eine fast stetige Zunahme der weltweiten Kriegsbelastung von etwa einem laufenden Krieg pro Jahr zu beobachten. Bestimmte historische Ereignisse oder Perioden wie zum Beispiel der Ost-West-Konflikt und die Dekolonisation übten nicht den ihnen oft unterstellten Einfluss auf diesen Trend aus. Anscheinend wirken sich hier längerfristige und tiefergehende Prozesse aus. Kriegsschauplätze / Akteure
Bei einer näheren Betrachtung der Kriege fällt zunächst auf, dass die Zentren der bürgerlich-kapitalistischen Welt weitgehend frei von Kriegen sind. Über 90 Prozent der Kriege nach 1945 fanden in Regionen der Dritten und ehemaligen Zweiten Welt statt, kriegerische Auseinandersetzungen verlagerten sich also fast vollständig in die Peripherien. Von den 238 Kriegen fanden statt: in Asien 68, in Afrika südlich der Sahara 64, im Vorderen und Mittleren Orient 60, in Süd- und Mittelamerika 30 und in Europa 16. In Nordamerika fand überhaupt kein Krieg statt. Allerdings steht der Befriedung innerhalb der industriegesellschaftlichen Welt nach 1945 ein relativ hohes Maß an kriegerischem Eingreifen einiger Industriestaaten in der Dritten Welt gegenüber. Bei der Häufigkeit der Kriegsbeteiligungen liegen Großbritannien (22 Beteiligungen), die USA (16) und Frankreich (14) (neben Indien (19), Irak (11) und Jemen (11)) in der Spitzengruppe. Die nähere Betrachtung zeigt jedoch, dass hierbei spezifische historische Umstände wie die Stellung als (ehemalige) Kolonialmächte oder der Versuch der USA, ihren Hegemonieanspruch militärisch durchzusetzen, eine Rolle spielten. weiter: Kriegearchiv : Internationale Beziehungen : Universität Hamburg (uni-hamburg.de)
Ein Internationaler Beobachter:


Krieg und Frieden
Kriege sind auch in vielerlei Hinsicht schrecklich: Sie verunsichern das Leben der Menschen, senken ihren Lebensstandard, zerstören die Umwelt und können, wenn sie zwischen Ländern geführt werden, die mit Atomwaffen bewaffnet sind, eine existenzielle Bedrohung für die Menschheit darstellen.
Es ist schwer zu verstehen, ob mehr oder weniger Menschen an den Folgen des Krieges sterben, wenn man die Nachrichten verfolgt. Man muss sich auf Statistiken verlassen, die sorgfältig gesammelt werden, damit sie im Laufe der Zeit verglichen werden können.
Wie messen Forscher, wie häufig und tödlich bewaffnete Konflikte sind?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, um zu messen, wie häufig und tödlich bewaffnete Konflikte sind. Was sind sie? Und wann ist welche Maßnahme die beste?
Von: Bastian Herre
6. Juli 2023
Weitere Informationen zu Konfliktdaten Erkunden Sie die in diesem Artikel erläuterten Metriken in unserem Konfliktdaten-Explorer, und lesen Sie mehr über die Daten in unserem Artikel dazu.
Wenn wir messen, wie häufig und tödlich bewaffnete Konflikte auf der ganzen Welt sind, können wir besser verstehen, wie das Leben und die Lebensgrundlagen der Menschen von massiver Gewalt betroffen sind.
Forschende gehen jedoch nicht nur mit den Herausforderungen um, bewaffnete Konflikte und Konflikttote unterschiedlich zu identifizieren, sondern bestimmen auch mit unterschiedlichen Maßstäben die Regelmäßigkeit und Aktualität von Konflikten.
In diesem Artikel erkläre ich, welche Maßnahmen Forschende typischerweise einsetzen und was ihre jeweiligen Stärken und Schwächen sind.
Anschließend können Sie all diese Maßnahmen in den folgenden Diagrammen und in unserem Konfliktdaten-Explorer erkunden.
Wie messen Forscher, wie häufig Konflikte sind?
Definieren von Konflikten
Bevor Konfliktforscher messen können, wie verbreitet bewaffnete Konflikte sind, müssen sie entscheiden, welche Konflikte sie untersuchen wollen.
Sie könnten sich alle Arten von bewaffneten Konflikten ansehen. Aber sie interessieren sich vielleicht nur für einige Typen.
Wenn sie sich zum Beispiel nur für das Risiko großer Kriege interessieren, könnten sie nur Konflikte zwischen Teilnehmern untersuchen, die militärische Kräfte organisiert haben und daher am stärksten gefährdet sind, viele Tote zu verursachen.
Sie könnten Konflikte weiter auf solche beschränken, bei denen Gewalt nicht nur angedroht, sondern tatsächlich angewendet wurde, weil dies darauf hindeutet, dass beide Seiten bereit und in der Lage waren, zu kämpfen.
In diesem Artikel erfahren Sie mehr darüber, wie Konflikte in verschiedenen Quellen definiert werden.
Anzahl der Konflikte
Sobald die Forscher entschieden haben, welche Konflikte sie untersuchen wollen, können sie zwischen mehreren Maßstäben wählen, wie häufig sie auftreten. 1
Ein einfaches Maß ist die Anzahl der Konflikte. Sie werden in der Regel für jedes Jahr gezählt, manchmal aber auch für andere Zeiträume, wie Tage oder Jahrzehnte.
Die Anzahl der Konflikte gibt es in zwei Hauptvarianten: die Anzahl der neuen Konflikte und die Anzahl der laufenden Konflikte.
Die Anzahl der neuen Konflikte beantwortet die Frage, wie oft Konflikte ausbrechen. Es ist nützlich, weil es bei der Aufrechterhaltung des Friedens oft darum geht, den Ausbruch eines Konflikts von vornherein zu verhindern; Parteien haben oft mehr Kontrolle darüber, ob sie einen Konflikt beginnen, und weniger Kontrolle darüber, wie lange er dauert oder wie stark er eskaliert.
Die Anzahl der laufenden Konflikte beantwortet die Frage, wie viele Konflikte derzeit stattfinden. Es ist eine hilfreiche Maßnahme, wenn man bedenkt, dass Menschen von bewaffneten Konflikten betroffen sind, unabhängig davon, ob sie gerade erst begonnen haben oder noch andauern.
Die Diagramme zeigen die Anzahl der laufenden und neuen bewaffneten Konflikte, aufgeschlüsselt nach Typ, unter Verwendung von Daten des Uppsala Conflict Data Program (UCDP).


Konfliktrate
Ein weiteres Maß ist die Konfliktrate, also die Anzahl der Konflikte im Verhältnis zur Anzahl der Konfliktmöglichkeiten.
Bei zwischenstaatlichen Konflikten schätzen die Forscher diese Anzahl der Möglichkeiten, indem sie die Anzahl der Länderpaare zählen, da jedes Land einen Konflikt mit jedem anderen Land haben könnte. arabische Ziffer
Bei anderen Arten von Konflikten sind die Chancen weniger klar, da beispielsweise die Anzahl der bewaffneten Gruppen in einem anderen Land als dem Staat schwer zu bestimmen ist. Die Anzahl der Länder wird daher als Näherungswert verwendet.
Die Division durch die Anzahl der Länderpaare oder Länder trägt der Tatsache Rechnung, dass sich die Anzahl der Länder im Laufe der Zeit verändert hat und dass, wenn es mehr von ihnen gäbe (z. B. seit Mitte des 20. Jahrhunderts), mehr von ihnen einen Konflikt zwischen oder innerhalb von ihnen haben könnten.
Die Konfliktrate tritt also wieder in zwei Hauptvarianten auf: als Anzahl der Konflikte geteilt durch die Anzahl der Länderpaare und dividiert durch die Anzahl der Länder.
Die Diagramme zeigen die Rate der laufenden Kriege nach Typ unter Verwendung von Daten aus Project Mars bzw. Correlate of War.
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