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"Soldaten aus Nato-Ländern sind bereits in der Ukraine." Polens Außenminister Radosław Sikorski arbeitet daran, eine Mehrheit der NATO-Staaten für den Einsatz von Soldaten in der Ukraine zu schaffen

Berliner Zeitung: Ein zwei Tage altes Video einer Konferenz mit dem polnischen Außenminister Radosław Sikorski heizt die Debatte über eine mögliche Entsendung von Nato-Truppen in die Ukraine weiter an. In einem Ausschnitt, der am Sonntag aufgetaucht ist, sagt Sikorski: „Soldaten aus Nato-Ländern sind bereits in der Ukraine. Ich möchte den Ländern danken, die dieses Risiko auf sich nehmen. Sie wissen, wer sie sind“, so Sikorski.


Der Außenminister hat sich am Freitagabend positiv zum Vorstoß des französischen Präsidenten Emmanuel Macron geäußert, Bodentruppen in die Ukraine zu entsenden. Seine Position unterscheidet sich damit von der des polnischen Regierungschefs Donald Tusk. Dieser hatte in der vergangenen Woche bei einem Besuch in Prag deutlich gemacht, Polen beabsichtige nicht, seine Truppen in die Ukraine zu schicken.


Dabei gibt es bereits mehrere Berichte, die darlegen, dass Nato-Soldaten in kleinerem Umfang für Beratungszwecke oder Geheim-Operationen in der Ukraine unterwegs seien. Der britische General Robert Magowan bestätigte etwa, dass Elitesoldaten der Kommando-Gruppe 45 der britischen Royal Marines in der Ukraine im Einsatz gewesen seien.


Morgenpost: Verdeckte Operationen? So agieren Nato-Soldaten im Krieg

Es sind bis heute brisante Missionen im Verborgenen: Soldaten mehrerer Nato-Staaten sind in überschaubarer Zahl und überwiegend geheim in der Ukraine stationiert. „Man redet nicht darüber, aber es ist klar, dass westliche Spezialkräfte in der Ukraine unterwegs sind“, heißt es in Sicherheitskreisen in Brüssel. Hinzu kämen Militärberater und Geheimdienstmitarbeiter zahlreicher westlicher Staaten. Es bestehe, heißt es, kein Zweifel daran, dass die russische Führung genau im Bilde sei und wisse, was vor sich gehe – ohne bislang Anlass zu einer Reaktion zu sehen.

Ein streng geheimes Dokument des US-Verteidigungsministeriums, das im vorigen Jahr durchsickerte, listete knapp hundert Spezialkräfte aus Nato-Armeen auf: Die Hälfte der Soldaten kam demnach aus Großbritannien, weitere aus Frankreich, den USA, den Niederlanden und Lettland. Dass die Soldaten an der Seite ukrainischer Truppen an Kampfeinsätzen gegen russische Truppen teilnehmen, wird von den verantwortlichen Regierungen klar zurückgewiesen – es gibt dafür bis heute auch nicht das geringste Indiz. Eine Kriegsbeteiligung westlicher Staaten bedeutet die Präsenz der Soldaten also erstmal nicht.

Heikel ist die Anwesenheit der Eliteeinheiten trotzdem, weshalb die Militärs der beteiligten Nato-Länder sich weitgehend in Schweigen hüllen. Anzahl der Soldaten unklar, Aufgaben vage. Deshalb sorgen die neuen Töne aus Deutschland für große Irritationen bei westlichen Verbündeten. Erst deutete Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) öffentlich an, dass britische Soldaten der Ukraine bei der Zielsteuerung der britischen Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow und der französischen Variante Scalp helfen – Scholz schloss so etwas für Deutschland aus. „Damit hat Scholz ungewollt dazu beigetragen, das Tabu der Präsenz von Nato-Kräften in der Ukraine zu brechen“, sagt Francois Heisbourg vom Londoner Institut für Strategische Studien (IISS).

Die britische Regierung versuchte es anfangs mit einem Dementi, während Sicherheitsexperten im Londoner Parlament dem deutschen Kanzler Geheimnisverrat vorwarfen. Dann wurde durch die Abhörpanne der Bundeswehr auch öffentlich klar, dass Scholz im Prinzip richtig lag: Die Briten hätten für den Einsatz der Storm Shadows „ein paar Leute vor Ort“, sagte in dem abgehörten Gespräch der Chef der Luftwaffe, Inspekteur Ingo Gerhartz, der im engen Kontakt mit den Briten steht.



 
 
 

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