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AutorenbildWolfgang Lieberknecht

Seit Kriegsbeginn wurden zwischen 20.000 und 50.000 Menschen in der Ukraine Gliedmaßen amputiert

Die Ukraine muss zehntausenden Kriegsversehrten auf die Beine helfen. Die Wartelisten für die Reha-Zentren sind lang. Und doch wird weiter auf Sieg und nicht auf Verhandlungen gesetzt. Und jeden Tag kommen weitere Opfer hinzu, auch auf russischer Seite. Sie alle zahlen dafür, dass Selensky sich geweigert hatte, das Minsker Abkommen umzusetzen und den seit 2014 begonnenen ukrainischen Bürgerkrieg friedlich zu lösen und dass NATO und USA Russlands Vorschlag zurückgewiesen haben, über die Neutralität der Ukraine zu verhandeln und über den Abzug der US-Raketen von der russischen Grenze. Viele meinen, dass der völkerrechtswidrige russische Einmarsch durch rechtzeitige Verhandlungen hätte vermieden werden können. Viele meinen, dass die US-Politik diesen Krieg bewusst provoziert hat und die Ukrainer nutzt, um Russland als globalen Konkurrenten zu schwächen und Russland sich in die Enge gedrängt gefühlt hat. Wer kann das Sterben und Verstümmeln beenden und wer zieht diese Politiker aller Seiten zur Rechenschaft, die so viele Leben zerstört haben und noch zerstören? Wolfgang Lieberknecht

Eine Reportage aus Lwiw im Standard.at



Der Standart: Illia Smirnow etwa stammt ursprünglich aus der Stadt Nikopol, nahe dem besetzten Atomkraftwerk Saporischschja.

Vor ziemlich genau einem Jahr geriet Smirnow bei Bachmut unter Artilleriefeuer und wurde verwundet. "Bei den meisten hier war es Bachmut", sagt er, als er sich nach der Übungseinheit in seinem Rollstuhl ausruht und den anderen Männern zunickt, die an diesem Tag mit ihm im Gymnastikraum des Rehabilitationszentrums Superhumans in Lwiw trainieren. Laut Sprecher Andrij Ischyk sind 97 Prozent der derzeit 60 Patienten männlich und überwiegend Soldaten.

"Um ehrlich zu sein dachte ich nicht, dass ich jemals lebend zurückkommen würde", erinnert er sich an den Tag zurück, an dem er an der Front verwundet wurde. Er dient bereits seit 2019 in der Armee. Im Jahr darauf nahm ihn die 80. Luftlandebrigade, die in Lwiw stationiert ist, unter Vertrag. Zuletzt war er als Mechaniker im Einsatz.

Zwei Kameraden befestigten die lebensrettenden Tourniquets an seinen Oberschenkeln, um den Blutfluss zu stoppen. "Ich kann mich noch erinnern, dass es gegen sechs Uhr morgens passiert ist und ich vor Schmerz geschrien habe", erzählt er.

Er wurde von einem Krankenhaus ins nächste gebracht, zuerst nach Kramatorsk, dann nach Dnipro, Kiew und schließlich nach Lwiw, wo er von Superhumans erfuhr und endlich seine Prothesen erhielt. Er hatte Glück. Derzeit stehen mehr als 500 Namen auf der Warteliste.

Warten auf die Prothese

Laut Medienberichten haben seit Kriegsbeginn 20.000 bis 50.000 Soldaten und Zivilisten ein oder mehrere Gliedmaßen verloren, viele von ihnen warten derzeit auf Prothesen. Davon, dass die Zahl in den nächsten Monaten steigen wird, ist auszugehen. Die Kämpfe an der Front und die Luftangriffe gehen unvermindert weiter, und die Ukraine selbst gilt mittlerweile als das am stärksten verminte Land der Welt: 30 Prozent des Territoriums sind infolge des russischen Angriffskriegs kontaminiert.

Nur wenige Stunden vor dem Interview erlebte Lwiw einen der heftigsten Luftangriffe seit langem. Jede Prothese sei einzigartig, erklärt Konontschuk und zeigt auf ein Modell. 40 Arme und 150 Beine für 160 Patienten hat ein Team seit Eröffnung des Rehabilitationszentrums im April 2023 fertiggestellt. An die schweren Schicksalsschläge, über die er täglich erfährt, habe sich Konontschuk schon lange gewöhnt, sagt er.

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