Oppenheimer leitete das streng geheime Manhattan-Projekt in der Wüste von New Mexico, wo am 16. Juli 1945 die erste Atombombe gezündet wurde. Kurz darauf starben in Hiroshima und Nagasaki mehr als 200 000 Menschen durch die neue »Wunderwaffe« - die Menschheit war ins Atomzeitalter eingetreten. Erschüttert von der Zerstörungskraft seiner Schöpfung, engagierte sich Oppenheimer fortan gegen den Einsatz nuklearer Waffen. Selbst wenn die Amerikaner der Überzeugung seien, ihre Auffassungen und Ideen würden sich durchsetzen, die absolute "Ablehnung der von Auffassungen und Ideen anderer Völker" könne niemals "Grundlage für Verständigung irgendeiner Art sein". Das machte ihn im Amerika der McCarthy-Ära verdächtig. Er geriet ins Visier des FBI, wurde als Spion der Sowjetunion verleumdet.
Am 2. November 1945 kehrt der ehemalige Direktor Robert Oppenheimer (1904-1967) auf The Hill zurück. Wieder war der Hörsaal brechend voll. Er spricht vor seinen ehemaligen Mitarbeitern darüber, dass sich durch den Bau und Abwurf der Atombombe das Wesen des Krieges selbst verändert hat. Nun sei der Angreifer im Vorteil, nicht der Verteidiger. Diese Krise verlangt einen historischen Wandel der internationalen Beziehungen.
Es folgen detaillierte Ausführungen. Unter anderem äußert er besorgt, dass die USA auf einer unilateralen Handhabung der Atomwaffen bestehen.
Er schließt seinen Vortrag mit einer Auseinandersetzung zu Präsident H.S. Truman (1884-1972), dessen triumphaler Tonfall ihn überhaupt nicht gefällt:
„Wenn man an das Problem herangeht, indem sagt: Wir wissen, was recht ist, und wir würden die Atombombe gerne dazu benutzen, um euch davon zu überzeugen, dass es besser ist, mit uns einer Meinung zu sein, dann ist man in einer sehr schwachen Position und wird keinen Erfolg haben .… " .... wir Amerikaner sind 140 Millionnen, und auf der Erde leben zwei Milliarden Menschen". Selbst wenn die Amerikaner der Überzeugung seien, ihre Auffassungen und Ideen würden sich durchsetzen, die absolute "Ablehnung der von Auffassungen und Ideen anderer Völker" könne niemals "Grundlage für Verständigung irgendeiner Art sein".
Die Zuhörer im Auditorium waren tief bewegt."
Nach: Kai Bird, Martin J. Sherwin: J. Robert Oppenheimer. Die Biographie. List Taschenbuch. Berlin 2011, 327 bis 329
J. Robert Oppenheimer (1904-1967), der »Vater der Atombombe«, zählt zu den schillerndsten Figuren der jüngeren Zeitgeschichte. Für ihre glänzende Biographie des »amerikanischen Prometheus« erhielten der Journalist Kai Bird und der Historiker Martin J. Sherwin den Pulitzer-Preis. Exemplarisch lassen sie das Drama eines Forschers lebendig werden, der sich zwischen Erkenntnisdrang und ethischer Verantwortung entscheiden muss. Oppenheimer leitete das streng geheime Manhattan-Projekt in der Wüste von New Mexico, wo am 16. Juli 1945 die erste Atombombe gezündet wurde. Kurz darauf starben in Hiroshima und Nagasaki mehr als 200 000 Menschen durch die neue »Wunderwaffe« - die Menschheit war ins Atomzeitalter eingetreten. Erschüttert von der Zerstörungskraft seiner Schöpfung, engagierte sich Oppenheimer fortan gegen den Einsatz nuklearer Waffen. Das machte ihn im Amerika der McCarthy-Ära verdächtig. Er geriet ins Visier des FBI, wurde als Spion der Sowjetunion verleumdet und musste den Staatsdienst quittieren. Sein Privatleben wurde an die Öffentlichkeit gezerrt, seine Wohnung verwanzt, sein Telefon abgehört. Erst 1963 rehabilitierte ihn Präsident Kennedy. Über dreißig Jahre hinweg haben die Autoren Interviews mit Oppenheimers Angehörigen, Freunden und Kollegen geführt, FBI-Akten gesichtet, Tonbänder von Reden und Verhören ausgewertet und Oppenheimers private Aufzeichnungen eingesehen. Ihre beeindruckend gründliche Biographie gewährt intimen Einblick in diese charismatische Persönlichkeit, bei der Triumph und Tragik so nahe beieinander lagen.
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