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Menschen der unteren Einkommenshälfte verursachen 6 Tonnen CO2 pro Jahr, die der reichsten 10 % 34 t

"Wie hoch ein CO₂-Fußabdruck ist, hängt weniger davon ab, wo ein Mensch lebt, als davon, ob er innerhalb dieses Landes zu den Armen oder Reichen gehört".Der britische Think Tank Autonomy fordert in Großbritannien eine CO₂-Steuer für das reichste Prozent der Bevölkerung. Wäre eine "Sondersteuer für die Luxusemissionen der Reichen" nicht fair und vernünftig? Sowohl in den USA als auch in Europa zeigen Umfragen, dass die meisten Menschen sich eine stärkere Besteuerung der Reichen wünschen.


Damit ist er nicht allein. Sowohl in den USA als auch in Europa zeigen Umfragen, dass die meisten Menschen sich eine stärkere Besteuerung der Reichen wünschen. Die Corona-Pandemie hat dieses Gefühl noch verschärft. Selbst der Internationale Währungsfonds, einst so etwas wie der Inbegriff neoliberalen Denkens, fordert inzwischen eine Vermögenssteuer, um die Kosten der Pandemie gerechter zu verteilen. Nur mit der größten aller Krisen, dem Klimawandel, wurde die Debatte bisher kaum verknüpft.


Das allerdings ändert sich gerade. Die Hilfsorganisation Oxfam veröffentlicht seit einiger Zeit nicht mehr nur Zahlen zum Vermögen der Superreichen, sondern auch zu deren gigantische Emissionen. Der britische Think Tank Autonomy fordert in Großbritannien eine CO₂-Steuer für das reichste Prozent der Bevölkerung. Und auch Philippe Benoit vom Center on Global Energy Policy der Columbia Universität in New York fragt in einem Beitrag für Ethics & International Affairs, ob eine "Sondersteuer für die Luxusemissionen der Reichen" nicht vernünftig wäre.

Man kann die Proposition 30 deshalb auch als einen politischen Testballon begreifen. Dass er ausgerechnet in Kalifornien startet, ist wohl kein Zufall. Wie in kaum einem anderen US-Staat ist der Klimawandel hier längst im Alltag der Menschen angekommen. Waldbrände verwüsten riesige Flächen. Aus Angst vor Naturkatastrophen verlassen inzwischen mehr Menschen den Küstenstaat, als neue hinzukommen. Gleichzeitig gibt es in Kalifornien so viele Millionäre und Milliardäre wie sonst nirgendwo in den USA. Silicon-Valley-Größen wie Marc Zuckerberg leben in schicken Villen neben Hollywoodstars und Hedgefondsmanagern. Hier kann man schon mal auf die Idee kommen, sich das Geld für den Klimaschutz dort zu holen, wo es mehr als reichlich vorhanden ist.


Auch in Paris, am vom berühmten Ökonomen und Ungleichheitsforscher Thomas Piketty gegründeten World Inequality Lab, ist das Thema längst angekommen. Es ist hier vor allem sein Co-Direktor Lucas Chancel, der mit neuen spektakulären Zahlen für Aufsehen gesorgt hat. Mit Mitte 30, Brille und Dreitagebart würde Chancel auch gerade noch so als Student durchgehen. Er gehört zu jener Generation von Ökonomen, die mit dem Klimawandel aufgewachsen sind. Das Thema, sagt er, habe ihn schon in der Schule beschäftigt. Nun hat er riesige Datenmengen zu den individuellen CO₂-Emissionen aus mehr als hundert Ländern mit denen des World Inequality Lab zur Ungleichheit kombiniert. In einem Satz zusammengefasst lautet das Ergebnis: Das Problem sind die Reichen.

Wer zum oberen Prozent der Einkommensverteilung innerhalb der Weltbevölkerung gehört, hat laut Chancels Daten einen CO₂-Fußabdruck von durchschnittlich 101 Tonnen pro Jahr – der Durchschnitt aller Menschen liegt bei rund sechs Tonnen. Das aber ist noch nicht alles. Die Emissionen der Reichen wachsen auch besonders schnell – während die der ärmeren Hälfte der Bevölkerung in den USA und Europa seit 1990 bereits um 25 bis 30 Prozent zurückgegangen sind. Chancel kommt sogar zum Ergebnis, dass das, was die ärmere Hälfte der Menschen in den Industrieländern an CO₂ verursachen, oft schon oder nahezu im Einklang mit den nationalen Klimazielen für 2030 steht.


Das gilt nach einer Auswertung des World Inequality Lab auch für Deutschland. Die Menschen der ärmeren Hälfte der Bevölkerung verursachen demnach im Schnitt rund sechs Tonnen CO₂ pro Jahr. Damit liegen sie nur knapp über dem, was die Klimaziele der Bundesregierung für 2030 mit rund fünf Millionen pro Kopf vorsehen. Die einkommensstärksten zehn Prozent der Deutschen aber sind im Schnitt für 34 Tonnen pro Kopf verantwortlich, mehr als das Sechsfache des angestrebten Pro-Kopf-Ausstoßes für 2030. Die steigenden Emissionen der Reichen konterkarieren die Erfolge der ärmeren Hälfte der Bevölkerung.


Chancels Daten könnten die Art und Weise, wie wir über Klimagerechtigkeit nachdenken, durchaus verändern. Normalerweise geht es in der Debatte vor allem um die Verantwortung reicher und armer Länder. Seine Zahlen aber zeigen, dass es sich lohnt, auch auf die Unterschiede innerhalb der Länder zu schauen. "Wie hoch ein CO₂-Fußabdruck ist, hängt mittlerweile weniger davon ab, wo ein Mensch lebt, als davon, ob er innerhalb dieses Landes zu den Armen oder Reichen gehört", sagt Chancel.


Die Kohlenstoffemissionen der reichsten 1 Prozent sind mehr als doppelt so hoch wie die Emissionen der ärmsten Hälfte der Menschheit. Das reichste eine Prozent der Weltbevölkerung ist für mehr als doppelt so viel Kohlenstoffverschmutzung verantwortlich wie die 3,1 Milliarden Menschen, die die ärmere Hälfte der Menschheit bilden

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