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Juden flohen vor Europäern zu Muslimen. Die wandten sich gegen Israel nicht aus Antisemitismus...

Betrachtet man den Heiligen Koran wie es ihm gebührt, in seiner Ganzheit als ein kohärentes Werk, ist kein anderer Schluss zulässig, als die islamische Theologie als zutiefst menschen- und in diesem Fall judenfreundlich anzuerkennen. Auch rückblickend gilt jene Zeit als goldenes Zeitalter des Früh-Islam der Toleranz, in dem die Zusammenarbeit zwischen Muslimen, Juden und Christen eine kulturelle und wissenschaftliche Blütezeit hervorbrachte. Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass es gewisslich antisemitische Muslime gibt. Auch hier ist zunächst ein geschichtlicher Exkurs notwendig, um zu verstehen, wie sich Antisemitismus unter Muslimen entwickelte. Für die Verfasser des Bild-Manifests mag es überraschend klingen, aber Historiker sind sich einig, dass sich der Antisemitismus in der muslimischen Welt im Vergleich zum christlichen Europa relativ „spät“ entwickelte. Paradoxerweise führen die Spuren zurück nach Europa, weshalb einige Historiker behaupten, dass der europäische Antisemitismus als koloniales Erbe in die muslimischen Länder exportiert wurde. Die Gefahr für Juden geht in Deutschland nicht von Muslimen, sondern vor allem von Rechtsextremisten aus


Deutschland: Gefahr für Juden geht nicht von Muslimen, sondern vor allem von Rechtsextremisten aus Sind Muslime am Antisemitismus in Deutschland schuld? Medien wie die Bild-Zeitung haben Unrecht. Ein Gastbeitrag des Imam Scharjil Khalid. Scharjil Khalid 05.11.2023 | 09:24 Uhr


„Deutschland, wir haben ein Problem!“ – So titelte die Bild-Zeitung vor einigen Tagen bei der Veröffentlichung ihres Manifests. 50 Punkte, wovon die meisten von antimuslimischen Suggestivsätzen geprägt sind, setzen Muslime pauschal unter Generalverdacht. Alles ganz typisch im Boulevard-Stil, eben wie wir es von der Bild gewohnt sind. In einem Punkt muss man der Bild jedoch zustimmen: Wir haben ein Problem! Ein Problem, Debatten differenziert und sachlich zu führen. Ein Problem, wirkliche Ursachen für Konflikte zu benennen. Ja, ein Problem, Gerechtigkeitsmaßstäbe einzuhalten. Immer wieder wird dieser Tage von einem „importierten“ Antisemitismus durch muslimische Migranten gesprochen, der scheinbar die treibende Kraft des Antisemitismus in Deutschland darstelle, als seien Muslime aufgrund ihrer Religion von Natur aus antisemitisch. Jens Spahn schlägt vor, einen Antisemitismus-Test für muslimische Verbände einzuführen. Das Narrativ des antisemitischen Muslims wird weitergesponnen und die Stigmatisierung von Muslimen eklatant vorangetrieben – und das nicht erst seit dem Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober.

ZUM AUTOR Scharjil Khalid ist 29 Jahre alt und hat am ersten Imam-Institut Deutschlands – der Jamia Ahmadiyya – islamische Theologie studiert. Seit 2021 ist er als Imam in Berlin tätig und in der Öffentlichkeitsarbeit der islamischen Reformgemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat aktiv. Synagogen sollen als Gotteshaus geschützt werden Wenn wir den Islam hinsichtlich Antisemitismus untersuchen wollen, sind in erster Linie die drei wesentlichen theologischen Quellen heranzuziehen: der Koran, die Sunna und die Ahadith. Im heiligen Buch aller Muslime, dem Koran, wird jüdisches Leben so hochgeschätzt und geehrt, dass den gläubigen Juden großer Lohn von Allah versprochen wird (2:63). Die Thora wird als heilige Schrift der Juden als eine Richtschnur und als Rechtleitung für die Menschen beschrieben (3:4&5). Ferner weist der Islam als abrahamitische Religion die Muslime an, unter allen Umständen die Synagogen als Gotteshaus ihrer jüdischen Glaubensgeschwister zu schützen (22:41). Daher verwundert es nicht, dass in der Sunna und den Überlieferungen des Heiligen Propheten Muhammad(saw) – dem Gründer des Islam – die geschwisterliche Beziehung zu Juden mehrfach ausdrücklich erwähnt wird. So war einer der ersten Akte des Heiligen Propheten Muhammad(saw) nach seiner Ankunft in Medina, einen Vertrag mit den Juden zu schließen, worin Muslime und Juden als eine „Umma“ bezeichnet werden. Kein Ausdruck hätte das geschwisterliche Verhältnis zwischen Juden und Muslimen besser beschreiben können als der arabische Begriff „Umma“, der für eine innige Gemeinschaft steht. Kritiker werden womöglich einwenden, was mit den Versen sei, die Juden kritisieren und von vielen als Ursprung des muslimischen Antisemitismus gesehen werden. Hier wird jedoch übersehen, dass der Heilige Koran nicht nur ein normatives Werk ist, sondern viele historisch-empirische Bezüge enthält. Die Verse, in denen Juden kritisiert werden, haben einen spezifischen historischen Kontext und sind keine Pauschalurteile. Sie rügen moralische Laster einiger weniger Juden, nicht das Judentum per se. Im Gegenteil: Diese moralischen Laster sind laut Koran Resultat der Missachtung jüdischer Gebote. Allein der folgende Vers zeigt unmissverständlich, wie sauber der Heilige Koran die zwei Ebenen trennt: „Sie sind nicht (alle) gleich. Unter dem Volke der Schrift ist eine Gemeinde, die fest (zu ihrem Vertrag) steht; sie sprechen Allahs Wort in den Stunden der Nacht und werfen sich nieder (vor Ihm).“ (3:114) Interessanterweise richtet der Heilige Koran ähnliche Kritik sogar auch an bestimmte Muslime, die wegen ihrer moralischen Laster als Bewohner des tiefsten Feuergrunds beschrieben werden (4:146). Ist der Heilige Koran jetzt dadurch muslimfeindlich? Gewiss nicht. Wie alle heiligen Schriften vermittelt auch der Koran anekdotisch moralische Prinzipien, indem verschiedene Völker und Gemeinschaften sowohl als Positiv- als auch Negativbeispiele illustriert werden. Betrachtet man den Heiligen Koran wie es ihm gebührt, in seiner Ganzheit als ein kohärentes Werk, ist kein anderer Schluss zulässig, als die islamische Theologie als zutiefst menschen- und in diesem Fall judenfreundlich anzuerkennen. Deshalb waren die Muslime zu der Zeit des Frühislam allen Religionen außerordentlich wohlgesonnen, weil sie sich im Gegensatz zu vielen heutigen Muslimen, der philanthropischen Theologie des Islam gewahr waren. Im Einklang mit dem Vers „O Volk der Schrift, kommt herbei zu einem Wort, das gleich ist zwischen uns und euch“ (3:65) lebten sie in Regionen wie Bagdad und Al-Andalus mehrere Jahrhunderte friedlich mit anderen Religionsgemeinden zusammen. Auch rückblickend gilt jene Zeit als goldenes Zeitalter der Toleranz, in dem die Zusammenarbeit zwischen Muslimen, Juden und Christen eine kulturelle und wissenschaftliche Blütezeit hervorbrachte. Muslimischer Antisemitismus entwickelte sich spät Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass es gewisslich antisemitische Muslime gibt. Auch hier ist zunächst ein geschichtlicher Exkurs notwendig, um zu verstehen, wie sich Antisemitismus unter Muslimen entwickelte. Für die Verfasser des Bild-Manifests mag es überraschend klingen, aber Historiker sind sich einig, dass sich der Antisemitismus in der muslimischen Welt im Vergleich zum christlichen Europa relativ „spät“ entwickelte. Paradoxerweise führen die Spuren zurück nach Europa, weshalb einige Historiker behaupten, dass der europäische Antisemitismus als koloniales Erbe in die muslimischen Länder exportiert wurde.








 
 
 

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