Inflationsausgleich: "Cola-Formel", für die die US-Automobilarbeiter streiken, für alle interessant
- Wolfgang Lieberknecht
- 28. Sept. 2023
- 2 Min. Lesezeit
US-Autoindustrie und die Cola-Formel
Die Welt: Den Arbeitern in der Autoindustrie geht um etwas, das als Cola-Formel bezeichnet wird, ein sogenanntes „Cost-of-living-Adjustment“, auf Deutsch: Ausgleich der Lebenshaltungskosten. Sie drängen also darauf, dass ihre Leistungen jährlich der Inflation angepasst werden.
In den 70er- und 80er-Jahren waren solche Klauseln häufig Bestandteil in den Arbeitsverträgen. Nach der Finanzkrise im Jahr 2008 wurde die Leistung jedoch oft ausgesetzt, weil die Autohersteller vor erheblichen finanziellen Schwierigkeiten standen.
Die Gewinne kamen später zurück, nicht jedoch die Cola-Vereinbarungen. Nach Angaben des „Bureau of Labor Statistics“ verdienten US-Automobilarbeiter in der Produktion im August durchschnittlich etwa 28 Dollar pro Stunde. Die Löhne unterscheiden sich je nach Beschäftigungsart – also ob Teil- oder Vollzeit – und nach Betriebszugehörigkeit jedoch stark.
Das linksgerichtete „Economic Policy Institute“ will berechnet haben, dass der inflationsbereinigte Stundenlohn der Arbeitnehmer in der Automobilindustrie seit 2008 im Schnitt sogar um 19,3 Prozent gesunken ist. „Zugeständnisse der Autoarbeiter nach der Krise in der Autoindustrie von 2008 wurden nie wieder in Kraft gesetzt“, sagt Adam Hersh, leitender Ökonom beim Economic Policy Institute.
US-Arbeiter in Streiklaune
Doch insgesamt zeigen sich die Amerikaner plötzlich in Streiklaune. Im Sommer drohten etwa 340.000 Mitarbeiter des Paketdienstes UPS damit, ihre Arbeit niederzulegen. Für die USA hätte es den größten Streik seit Jahrzehnten bedeutet. Am Ende einigten sich beide Seiten noch, das Ergebnis sei der „beste Vertrag in der Geschichte“ des Paketzulieferers, erklärte der Gewerkschaftschef anschließend.
Daneben drohten schon die Piloten großer US-Airlines mit einem Ausstand und erstritten so höhere Löhne. Und erst am 24. September erzielten die Drehbuchautoren in Hollywood eine Einigung über üppigere Verträge, nachdem sie die Traumfabrik über Monate hinweg zum Stillstand gebracht hatten. Bei Konzernen wie Starbucks oder Amazon gibt es außerdem immer wieder Versuche der Belegschaft, sich gewerkschaftlich zu organisieren.
Die Verhandlungsposition der US-Arbeiter ist aktuell so gut wie lange nicht. Die Arbeitslosenquote verharrt auf einem Rekordtief, überall fehlt es an Beschäftigten. Und so streiken die Amerikaner auch so häufig wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
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