Indiens Bauern setzen »Marsch auf Delhi« fort. Überschuldung ist vor allem für viele Kleinbauern gravierend. In jüngerer Zeit nahmen sich pro Jahr landesweit mehr als 5000 Kleinbauern das Leben.
- Wolfgang Lieberknecht
- 21. Feb. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Kernforderung der Bauern ist indes die Sicherung der Mindestabnahmepreise, die aktuell bei staatlichen Aufkäufen für insgesamt 23 landwirtschaftliche Produkte gezahlt werden. Zudem werden klare Regeln für die Erhöhung der Preise gefordert. Nach Beratungen mit Experten und der eigenen Basis über das Angebot der Regierung solle der Protestmarsch am Mittwoch »friedlich weitergeführt werden«, heißt es.
Zur Erinnerung: Etwas mehr als zwei Jahre ist es her, dass die größte Protestaktion von Bauern der jüngeren Vergangenheit Premierminister Narendra Modi und seine hindu-nationalistische sowie neoliberale Bharatiya Janata Party (BJP) gezwungen hatte, eine im Raum stehende Reform des Agrarsektors zurückzunehmen.
Rund ein Jahr hatte der Widerstand gegen ein umstrittenes Gesetzestrio gedauert, das eine weitgehende Öffnung der bislang regulierten Landwirtschaft für Kapitalmarktspekulanten bedeutet hätte. Viele weitere gesellschaftliche Gruppen hatten sich 2020 und 2021 mit den Bauern solidarisiert. Beim Abbruch der Proteste war vereinbart worden, dass eine Expertenkommission untersuchen solle, welche Umstrukturierungen zur Verbesserung der Lage der Bauern denkbar wären. Die Empfehlungen dieses Gremiums sind bisher nicht umgesetzt worden.
Auch weil sich die Probleme vieler Bauern verschärft haben, nahmen die Proteste wieder teils landesweite Ausmaße an. An einem nationalen Aktionstag am Freitag beteiligten sich selbst im nordostindischen Tripura lokale Gruppen mit eindrucksvollen Demos. Und im Punjab legten Busfahrer zeitweise ihre Arbeit nieder.
Keinen Durchbruch gab es indes beim Thema Überschuldung. Die ist vor allem für viele Kleinbauernfamilien ein gravierendes Problem und führt immer wieder zu Selbstmorden. In jüngerer Zeit nahmen sich pro Jahr landesweit jeweils mehr als 5000 Kleinbauern das Leben.
Auch vor diesem Hintergrund bereitet man sich in Delhi auf den geplanten Protestmarsch vor. Seit einer Woche sind Ortschaften am Stadtrand festungsartig gesichert, selbst im Zentrum manche Metro-Eingänge abgesperrt. Der Marsch hatte an der Grenze der Unionsstaaten Punjab und Haryana pausiert.
Comments