Etwas mehr als 100 Tage ist Guatemalas neuer Präsident Bernardo Arévalo im Amt, das er nur durch eine breite Unterstützung der Zivilgesellschaft, besonders der Indigenen, antreten konnte.
Sein großes Versprechen ist es u.a. gegen den sogenannten „Pakt der Korrupten“ aus Politik, Unternehmertum, Militär und des Organisierten Verbrechens vorzugehen. Aktuell versucht er die Entlassung der Staatsanwältin Consuelo Porres zu erreichen.
Warum sein Kampf ein schwieriger wird, und was er sonst noch zu tun hat, um die Versprechen an seine Wähler:innenschaft einzulösen, berichtet Knut Henkel in der aktuellen Ausgabe des Südwind-Magazins nach einer Recherche in Guatemala.
Die Operation PBSUCCESS (auch Operation SUCCESS) war eine 1954 vom US-amerikanischen Auslandsgeheimdienst CIA durchgeführte Geheimdienstoperation mit dem Ziel, den demokratisch gewählten Präsidenten von Guatemala, Jacobo Árbenz Guzmán, zu stürzen. Nachdem im August 1953 die Regierung Mossadegh im Iran durch die CIA Operation TPAJAX erfolgreich gestürzt wurde, war es die erste große verdeckte Operation der 1949 gegründeten CIA in Zentralamerika und wurde wegen ihres zunächst innerhalb der US-Regierung so gesehenen „Erfolgs“ zum Vorbild für weitere derartige Aktivitäten in Lateinamerika und in vielen Ländern weltweit. Ein kleiner Teil der CIA-internen, lange als Geheimsache unter Verschluss gehaltenen Akten zu der Operation, ist mittlerweile öffentlich zugänglich.
Die Aktion ging unter anderem auf das Drängen des US-Lebensmittelkonzerns United Fruit Company (heute Chiquita Brands International) zurück, der ausgedehnten Grundbesitz in Guatemala besaß und durch die von Arbenz geplante Landreform seine Interessen gefährdet sah. UFCO-Direktor Sam Zemurray gelang es dank des Propagandaspezialisten Edward Bernays, den westlich orientierten, integren Präsidenten als Kommunisten und Handlanger Moskaus zu diffamieren.[1]
Der damalige CIA-Direktor Allen Welsh Dulles war nebenbei als Rechtsanwalt und Lobbyist für das Unternehmen tätig, ebenso wie sein älterer Bruder John Foster Dulles, der ab 1953 Außenminister der Vereinigten Staaten wurde. Die CIA bildete eine Ad-hoc-„Befreiungsarmee“ von ungefähr 400 Kämpfern in Nicaragua aus und versorgte sie mit Waffen. Unter dem Befehl von Castillo Armas drang diese am 18. Juni 1954 über Honduras nach Guatemala ein. Arbenz musste daraufhin am 27. Juni 1954 zurücktreten.
Der so herbeigeführte völkerrechtswidrige[2] Staatsstreich verursachte erhebliche politische Instabilität in dem sich damals gerade in einer Stabilisierungsphase befindlichen bzw. friedlichen Land und markierte den Beginn von vier Jahrzehnten repressiver Gewaltherrschaft verschiedener, sich gegenseitig ablösender Militärdiktaturen, die von den USA politisch und militärisch unterstützt wurden.[3] Während dieses Bürgerkriegs wurden bis zu seinem Ende 1996 zwischen 140.000 und 200.000 Guatemalteken getötet. Die meisten wurden vom Militär und staatlich gesteuerten, inoffiziellen paramilitärischen Todesschwadronen ermordet. Eine große Zahl wurde dabei zum Opfer der Praxis des so genannten Verschwindenlassens, sie werden auch als Desaparecidos bezeichnet.[4][5]
(..) Die Berichterstattung in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Sowohl die ost- wie die westdeutsche Presse berichteten sehr ausführlich über die Ereignisse in Guatemala vom 18. bis 28. Juni 1954. Ein Grundproblem galt trotz aller ideologischen Differenzen in der Berichterstattung für beide: Es gab keine zuverlässigen Informationen, und die wenigen, die sie erhielten, stammten aus den USA.
Es verwundert daher nicht, dass so unterschiedliche Zeitungen wie die konservative westdeutsche Welt und das Flaggschiff der DDR-Presse, Neues Deutschland, mit völlig unrealistischen Zahlen operierten; angeblich kämpften auf beiden Seiten jeweils 5000 Mann. Während aber zum Beispiel die Welt sorgfältig den Begriff „Söldner“ für die Invasionsarmee vermied, sprach das Zentralorgan der SED ganz offen von „Luftpiraten“, wobei die Luftangriffe und ihre Auswirkungen völlig übertrieben wurden. Einen sehr fundierten und pointierten grundlegenden Artikel veröffentlichte Der Spiegel in seiner Ausgabe vom 30. Juni 1954: Guatemala. Der große Knüppel. Der nicht genannte Autor setzte auf vier Seiten den Angriff auf Guatemala in einen größeren Kontext zur früheren Politik des Big Stick der USA in der Karibik aus der Zeit vor 1933. Der „Bananenkrieg“ geriet aber vor allem in Westdeutschland schnell in Vergessenheit, wenn er auch in dem weit verbreiteten Werk Die Kriege der Nachkriegszeit von Christian Zentner (München 1969) in dem Kapitel Der Schatten des Kubaners recht objektiv geschildert wurde.
Nachwirkungen
Heute steht außer Zweifel, dass Operation Success das Vorbild für die Operation Zapata bei der Invasion in der Schweinebucht im April 1961 war. Teilweise war das Personal identisch; wieder beteiligt waren Frank Wisner und J. C. King. Das militärische und politische Desaster in der Schweinebucht war offenbar ausgerechnet auf den Erfolg von Operation Success zurückzuführen. Denn trotz erheblicher Planungsmängel und schwerer logistischer Fehler hatte das Unternehmen in Guatemala seinen Zweck quasi nach Drehbuch erfüllt. Dies verführte die CIA offenbar Jahre später dazu, grundlegende politische und militärische Unterschiede in der Situation auf Kuba 1960/61 und Guatemala 1953/54 nicht zur Kenntnis zu nehmen oder zu verdrängen. Und Fidel Castro Ruz, ehemaliger pistolero der militanten Studentenvereinigung MNR, Teilnehmer des Filibusterunternehmens von Cayo Confites der Karibischen Legion (Legión del Caribe) 1947 und inzwischen erfahrener Guerillero mit einem ausgesprochenen Machtwillen, war das genaue Gegenteil des distinguierten Berufsoffiziers Jacobo Árbenz Guzmán, der 1971 in Ciudad Mexiko in einer Badewanne ertrank.
Operation Success hatte aber auch bei einem anderen Protagonisten der kubanischen Revolution Spuren hinterlassen: Ernesto Guevara de la Serna, populär Che Guevara genannt. Guevara hielt sich 1954 als Zeitschriftenverkäufer bzw. Buchhändler in Guatemala auf. Politisch ein Anhänger von Arbenz, erlebte er am 25. Juni 1954, wie der Versuch der PGT und der Gewerkschaften scheiterte, Milizen zu bilden und den Kampf gegen die Invasoren aufzunehmen. Nach dem jetzigen Forschungsstand ist dieses Erlebnis der Grund, warum Guevara 1959 sofort darauf drang, die kubanische Armee von Berufsoffizieren zu säubern und Milizen aufzustellen.
Langfristig hatte Operation Success für das Ansehen der USA in Lateinamerika verheerende Folgen. Nach Ansicht von Mario Vargas Llosa war sie ein historischer Fehler, denn sie verzögerte »die Demokratisierung des Kontinents um Jahrzehnte und kostete Tausenden Menschen das Leben« und entfachte bei Generationen von Lateinamerikanern den Hass auf die USA.[6]
Militärgeschichtlich ist Operation Success von außerordentlicher Bedeutung, da hier zum ersten Mal in der Geschichte der Neuzeit eine militärische Operation gegen einen unabhängigen Staat von einem Geheimdienst geplant, organisiert und durchgeführt wurde, ohne dass das reguläre Militär daran beteiligt war. In diesen Kontext gehört auch die Verwendung von Söldnern. Hier zeichnete sich zum ersten Mal nach 1945 die Verwischung von militärischen und geheimdienstlichen Operationen ab, die auch für die Militärgeschichte eine Herausforderung ist, da sich hier Militär- und Nachrichtendienstgeschichte überschneiden, was nicht nur in Deutschland die Frage nach dem Zugang zu historischen Geheimdienstakten aufwirft.
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