Orano, beziehungsweise damals noch Areva, hatte in den 1970er-Jahren mit dem Abbau der Uranvorkommen im Niger begonnen. Der Zugang zu den Rohstoffen war eine Bedingung, unter der Frankreich die frühere Kolonie 1960 in die Unabhängigkeit entließ. Das afrikanische Land ist bis heute eines der ärmsten der Welt. Auch das ein Grund für den Zorn auf den aus dem Amt geputschten Präsidenten Mohamed Bazoum, der als Frankreich- und EU-freundlich gilt.
Auszüge aus dem Artikel der Wirtschaftswoche:
Die neuen Machthaber im Niger hatten kaum angekündigt, ab sofort sämtliche Exporte von Uran nach Frankreich zu stoppen, da beschwichtigte das Außenministerium in Paris schon: „Was Uran angeht, haben wir extrem diverse Lieferketten, und der Niger macht nur vier Prozent der globalen Produktion aus.“ Kein Franzose soll sich sorgen, dass die Atomkraftwerke, die drei Viertel der Stromversorgung im Land sicherstellen, womöglich wegen putschender Militärs stillstehen könnten. Rückstände bei der Wartung und Korosionsprobleme in den Anlagen beschäftigen die Branche schon genug.
Zwar hat die EU-Atomwirtschaft offenbar noch Uran für etwa drei Jahre eingelagert. Doch für die europäische Stromversorgung ist die Lage aufgrund des Putsches mittelfristig brisant. Schließlich will und muss man sich zurzeit auch unabhängig machen von russischen Lieferungen. Russland steuerte 2021 immerhin 20 Prozent zu den Uranimporten bei, was die Kriegskasse in Moskau um eine halbe Milliarde Euro füllte. Damit steht mit dem Niger zusammen nun hinter knapp der Hälfte der Einfuhren nuklearen Brennmaterials ein Fragezeichen.
Dieses Bergwerk ist zurzeit das einzige im Land, das Uran fördert. Erst im Mai hatte die jetzt gewaltsam aus dem Amt getriebene Regierung mit den Franzosen noch eine Verlängerung bis ins Jahr 2040 vereinbart. Orano hält 63,4 Prozent an der Betreibergesellschaft Somair, was für Société des Mines de l’Air steht. Die übrigen Anteile gehören dem nigrischen Staat.
Im Laufe der Jahrzehnte hat Orano rund um Arlit und Akokan um die 140.000 Tonnen Uran gefördert. Nun setzt der Konzern aber auch auf eine 80 Kilometer südlich gelegene neue Mine große Hoffnungen. Der Erzkörper des Imouraren-Bergwerks gilt als zweitgrößtes Uranvorkommen der Welt. Im Konzern nennt man die Anlage deswegen auch eine „Jahrhundertmine“. Satellitenaufnahmen zeigen zwar, dass sie hier nach 2010 schnell errichtet wurde. Seit dem herrscht aber deutlich sichtbar Stillstand.
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