Aus einem Bericht des Schillerinstituts: Jack Foust Matlock jr. ( amerikanischer Diplomat und Historiker, Botschafter der Vereinigten Staaten in der Tschechoslowakei von 1981 bis 1983 sowie von 1987 bis 1991 in der Sowjetunion): „Ich halte es für extrem gefährlich, einen unerklärten Krieg gegen eine Atommacht zu führen, die sich – zu Recht oder zu Unrecht – in ihrer Souveränität und sogar in ihrer politischen Existenz bedroht sieht“, sagte Matlock laut Sputnik in seinem Interview vom 3. September. Wenige Tage später betonte Matlock beim Treffen der Internationalen Friedenskoalition am 6. September: „Ich denke, was wir bei der NATO-Osterweiterung und insbesondere den Militärbasen – in dem Fall die Militärbasen, die in Polen und Rumänien für antiballistische Raketen geplant waren – verstehen müssen: Es stellte sich heraus, dass es sich dort zwar um Verteidigungswaffen handelt, diese aber leicht in Angriffswaffen umgewandelt werden können. Es war daher verständlich, dass der russische Staatschef dagegen war. Und trotzdem haben wir weitergemacht, und nachdem wir uns nach und nach aus praktisch allen Rüstungskontrollverträgen, die wir in den 80er und frühen 90er Jahren ausgehandelt hatten, zurückgezogen hatten, begannen wir mit Versuchen, die ukrainische Regierung zu beeinflussen und ihr die NATO-Mitgliedschaft anzubieten. Ich denke, das war eine völlige Umkehrung der Diplomatie, die wir während des Kalten Krieges angewandt hatten…”
Wikipedia: Jack Foust Matlock jr. ist ein amerikanischer Diplomat und Historiker. Er war Botschafter der Vereinigten Staaten in der Tschechoslowakei von 1981 bis 1983 sowie von 1987 bis 1991 in der Sowjetunion.
Reagan und Gorbatschow beim Genfer Gipfelkonferenz (1985) – Matlock am Ende des Tisches.
Nach seiner Verabschiedung aus Regierungsämtern äußerte Matlock gelegentlich mit anderen Fachleuten Kritik an der Außenpolitik der USA. Am 26. Juni 1997 gehörte er zu den Unterzeichnern eines Offenen Briefs an Bill Clinton, in dem die Pläne für die Osterweiterung der NATO kritisiert wurden.[5] Der Brief führte als Gründe an, dass durch die NATO-Osterweiterung Europa erneut geteilt würde und die Demokratisierung und Öffnung Russlands geschwächt würden. Eine Begründung, die er bei der Stellungnahme vor dem Senate Foreign Relations Committee abgab, war die Befürchtung, dass die NATO-Erweiterung zu Rückschlägen in der nuklearen Abrüstung führen und so das Risiko terroristischer Anschläge mit Hilfe von Nuklearwaffen vergrößern würde.[6]
In einem Interview mit der taz vom 10. September 2014 äußerte Matlock, es sei „ein Fehler (gewesen), die NATO in den Osten auszudehnen – und die Art und Weise, wie das geschehen ist. Wir dürfen nicht vergessen, dass das Ende des Kalten Kriegs kein westlicher Sieg war.“ Er bezog sich hauptsächlich auf die Erweiterung auf Länder wie Bulgarien und Rumänien, für die kein Sicherheitsinteresse wie für die baltischen Staaten oder Polen ausschlaggebend gewesen sei. Matlock hielt die Politik Putins im Ukraine-Konflikt nach dem Umsturz der Regierung in Kiew für eine klar vorhersehbare und aus den Sicherheitsinteressen Russlands heraus verständliche Reaktion auf eine Folge von Provokationen des Westens, die im umgekehrten Falle einer Bedrohung der USA etwa durch China eine spiegelbildliche Reaktion der USA auslösen würde.
2008 entschied die Nato, die Ukraine auf eine Spur zur Mitgliedschaft zu setzen. Ein in seinem Inneren tief gespaltenes Land, direkt vor Russlands Türe. Das alles waren sehr dumme Schachzüge des Westens. Heute haben wir die Reaktion darauf.
Der Umsturz in Kiew habe Leute in den Sicherheitsapparat gebracht, die vehement antirussisch sind und die politisch so weit rechts stehen, dass man sie ohne Übertreibung Neonazis nennen kann. Die gewaltsame Übernahme von Regierungsgebäuden habe im Westen der Ukraine begonnen, nicht im Osten.[7]
Am 16. Mai 2023 gehörte er zu den Unterzeichnern des Offenen Briefs von 15 US-Militärbeamten und Sicherheitsexperten mit dem Titel „Die USA sollten eine Kraft für den Frieden in der Welt sein“, das als ganzseitige Anzeige in der New York Times erschien. Darin wird die Biden-Regierung nachdrücklich aufgefordert, sich auf die Suche nach einer Verhandlungslösung des Russland-Ukraine-Krieges zu konzentrieren, um es „schnell“ zu beenden. Sie nannten den Krieg eine „absolute Katastrophe“, wobei die Rolle der USA bei der NATO-Erweiterung, die von aufeinanderfolgenden US-Regierungen ignorierten Warnungen und die eskalierenden Spannungen letztendlich zum Krieg geführt hätten. Die Unterzeichner schrieben, der Konflikt werde „unser Verhängnis“ sein, wenn wir uns nicht „der Ausarbeitung einer diplomatischen Lösung widmen, die dem Töten ein Ende setzt“.[8][9][10]
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