„Die USA und der Holocaust“ Westliche Demokratien wollten keine jüdischen Flüchtlinge aufnehmen
- Wolfgang Lieberknecht
- 22. Okt. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Die Konferenz von Évian 1938 beriet auf Initiative des US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt über die aufgrund nationalsozialistischer Unterdrückung rapide ansteigenden Flüchtlingszahlen von Juden aus Deutschland und Österreich. Die Konferenz endete weitgehend ergebnislos, da sich außer der Dominikanischen Republik alle Teilnehmerstaaten weigerten, mehr jüdische Flüchtlinge aufzunehmen. Das nationalsozialistische Regime Adolf Hitlers schlachtete das Scheitern der Konferenz für seine antisemitische Propaganda aus. Viele Zeitzeugen und Historiker sehen in Évian ein moralisches Versagen der westlichen Demokratien, da ein anderer Ausgang viele Juden vor der Ermordung im Holocaust hätte bewahren können.

Wozu eine restriktive Flüchtlingspolitik führen kann, zeigt eine TV-Dokumentation aus den USA. Sie zeichnet die Abschottung der USA in den 1930er Jahren und die Konsequenzen für die europäischen Juden nach.
Berlin - In „Indiana Jones“ und vielen anderen Hollywood-Produktionen werden deutsche Nazis immer noch gerne als ultimative Bösewichte gecastet. Doch von Hitlers Machtübernahme 1933 und bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 fiel in der kalifornischen Traumfabrik kein kritisches Wort über das Hakenkreuz-Regime. Das Deutsche Reich war als Exportmarkt für US-Filme zu lukrativ, und Propagandaminister Joseph Goebbels ließ jeden Film sperren, der sein Missfallen erregte. Eine Zeit lang hatte der deutsche Vize-Konsul in Los Angeles sogar die Vollmacht, Drehbücher noch vor Beginn der Produktion abzulehnen.
Wie in den meisten Ländern war Antisemitismus auch in den USA weit verbreitet. Dazu kamen in den 30er Jahren infolge der Weltwirtschaftskrise Massenarbeitslosigkeit und Armut. Die vorhandenen Gelder, so hieß es, würden benötigt, um die eigene Bevölkerung zu versorgen. Gegen die Verfolgung der deutschen Juden gab es seit 1933 zwar große Demonstrationen in mehreren amerikanischen Städten, doch die Aufnahmequoten wurden nicht angepasst. Nur wenn amerikanische Staatsbürger mit enormen Geldbeträgen für einen jüdischen Flüchtling bürgten, hatte dieser eine Chance.
Im Sommer 1939 wiesen die USA und Kanada sogar die „St. Louis“ der Hamburg-Amerika-Linie mit 900 jüdischen Flüchtlingen an Bord zurück. Eine NS-Zeitschrift höhnte: „Wir sagen offen, dass wir die Juden nicht wollen, während die Demokratien immer wieder behaupten, sie seien bereit, sie aufzunehmen - und dann die Gäste im Regen stehen lassen.“ Erschütternde Dokuserie: „Die USA und der Holocaust“ (msn.com)
Lange Zeit galten die USA als sicherer Hafen für Juden in der Diaspora. In weiten Kreisen der US-Gesellschaft war Antisemitismus uneingeschränkt tabu. Doch das ändert sich mittlerweile – und viele geben Präsident Donald Trump eine Mitschuld.
Konferenz von Évian

schwarz: Deutsches Reich; blau: Teilnehmende Staaten der KonferenzAuf der Konferenz von Évian, die vom 6. bis 15. Juli 1938 auf Initiative des US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt zusammenkam, berieten die Vertreter von 32 Staaten und 71 Hilfsorganisationen, wovon jedoch nur 24 Vertreter kurz Stellung beziehen durften, über die aufgrund nationalsozialistischer Unterdrückung rapide ansteigenden Flüchtlingszahlen von Juden aus Deutschland und Österreich. Da die Schweiz befürchtete, ein Treffen am Sitz des Völkerbunds in Genf könne ihr Verhältnis zum nationalsozialistischen Deutschland belasten, trafen sich die Delegierten im nahegelegenen Évian-les-Bains in Frankreich. Die Konferenz endete weitgehend ergebnislos, da sich außer der Dominikanischen Republik alle Teilnehmerstaaten weigerten, mehr jüdische Flüchtlinge aufzunehmen. Das nationalsozialistische Regime Adolf Hitlers schlachtete das Scheitern der Konferenz für seine antisemitische Propaganda aus. Viele Zeitzeugen und Historiker sehen in Évian ein moralisches Versagen der westlichen Demokratien, da ein anderer Ausgang viele Juden vor der Ermordung im Holocaust hätte bewahren können.
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