Eingefrorener Konflikt in der Ukraine, ungelöster Konflikt in Nah-Ost schwächen die USA gegen China
- Wolfgang Lieberknecht
- 8. Nov. 2023
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Prof. Mearsheimer zu den geopolitischen Konflikten Israel-Hamas, Ukraine-Russland und USA-China: Er hatte vorausgesagt, dass die NATO-Osterweiterung zum Krieg führen werde und macht deshalb vor allem den Westen für den Krieg verantwortlich. Der habe immer mehr Staaten in die NATO aufgenommen und mit dem Beschluss 2008, die Ukraine aufzunehmen die Bogen überspannt. Der Westen habe gemeint, dass Russland das hinnehmen würde, weil es nach den Ende des Kalten Krieges zu schwach sei, sich zu widersetzen. Putin aber habe den Land neue Kraft gegeben. Er ist sicher, dass die Ukraine den Krieg nicht gewinnen kann; sie habe - angetrieben vom Westen - bereits katastrophale Verluste bei ihren Angriffen erlitten. Er rechnet nicht damit, dass Russland die gesamte Ukraine erobern wolle, es werde wahrscheinlich aber einige weitere Regionen einnehmen und dann etwa 40 Prozent der Ukraine kontrollieren. Er rechnet mit einem eingefrorenen Konflikt wie in Korea, der dann aber jederzeit wieder eskalieren könne. Er werde weiter viele Kräfte der USA binden. Dies behindere die Möglichkeiten der USA sich auf den Hauptherausforderer ihren Vorherrschaft zu konzentrieren, auf China. Es gäbe heute drei Großmächte, die die Grundstruktur der globalen Ordnung bildeten: Die USA seien zwar nicht mehr die alleinige Macht in einer von ihr beherrschten unipolaren Welt, wie nach 1990, aber immer noch die größte Macht. Als zweite Großmacht folge China und mit größerem Abstand dann Russland. Anstatt aber Russland auf ihre Seite zu ziehen, hätten die USA mit ihrer NATO-AUSWEITUNG Russland auf die Seite Chinas getrieben. Er ging dann auf den Krieg in GAZA ein (siehe unten):
Die USA hätten lange auf eine Zwei-Staaten-Lösung gedrängt, die Israel aber mehrheitlich nicht gewollt habe. Die Kräfte, die einen jüdisch-israelischen Staat in ganz Palästina verfechten, seien zu stark und hätten alle Schritte zu einer Lösung verhindert. Die USA hätten keine ernsthaften Maßnahmen ergriffen, Rechte der Palästinenser auf einen eigenen Staat gegen diese Kräfte durchzusetzen. Seit vielen Jahren analysiert John Mearsheimer, wie proisraelische Lobby-Gruppen in den USA die US-Außenpolitik beeinflussen (siehe das Video unten). Trump und Biden hätten vielmehr in den vergangenen Jahren versucht, Israel und arabische Staaten auf Kosten der Palästinenser auszusöhnen. Das werde jetzt viel schwieriger durch diesen Krieg. Es zeichne sich keine Lösung des Konflikts ab und dies binde weitere Kräfte der USA, die wiederum bei der Konfrontationspolitik gegen China fehlten.
Wolfgang Lieberknecht: Was bei ihm fehlt ist der Ausweg aus einer von Großmächten auf Kosten der kleinen Leute der ganzen Welt und der Zukunft der Menschheit dominierten Welt. Er hilft uns, die Wirklichkeit besser zu verstehen; für die Befreiung der Menschheit ist das wichtig, aber nicht ausreichend. Wir brauchen dazu die Kreativität von uns allen und sind angewiesen auf Menschen in allen Ländern und aller Religionen, die in ihren Staaten und auch deren Außenbeziehungen die nötigen Kompromisse in Menschheitsverantwortung durchsetzen. Schaffen wir das nicht, drohen immer mehr Konflikte so tödlich zu eskalieren, wie wir das gerade erleben.
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