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Der Standard meint: Die Militärregierungen haben keine positiven Resultate für die Menschen gebracht

Vor allem junge Menschen erhoffen sich von Regierungswechseln oft mehr Sicherheit und bessere Lebensperspektiven – und werden dann herb enttäuscht


Der Standard: Am verblüffendsten von allen Bildern aus dem Gürtel der Militärdiktaturen in der Sahelzone sind jene von tausenden in ein Fußballstadion gepackten jungen Menschen, die in Nigers Hauptstadt Niamey den Junta-Offizieren zujubeln. Dass die Staatsstreiche von der Bevölkerung mit Erleichterung und neuer Hoffnung aufgenommen werden, entspricht den Behauptungen der Putschisten. Es steht jedoch in krassem Gegensatz zur Wirklichkeit in Nigers Nachbarstaaten, in denen Generäle bereits vor einem oder mehreren Jahren die Macht an sich gerissen haben.


Zum Beispiel in Mali. Nach zwei Jahren Junta-Herrschaft ist der westafrikanische Unruhestaat wieder dort angelangt, wo er vor elf Jahren stand: vor einem Bürgerkrieg und der erneuten Teilung. Außer den sich immer weiter ausbreitenden Umtrieben der zahlreichen islamistischen Extremistengruppen flammt auch der Konflikt mit den sezessionistischen Tuareg im Norden des Landes wieder auf. Nach mehreren blutigen Zusammenstößen mit den Truppen des Putschistenführers Assimi Goïta spricht die ehemalige Rebellengruppe "Koordination der Bewegungen Asawads" (CMA) wieder von "Zeiten des Krieges" und kündigte die Gründung der "Nationalen Streitkräfte Asawads" (des Namens ihres erwünschten Staates) an. Das vor acht Jahren zwischen der CMA und der damaligen malischen Regierung geschlossene Abkommen von Algier scheint nur noch Makulatur zu sein.

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Vernachlässigte Krise

Auch in Malis Nachbarstaat Burkina Faso ist die Bilanz der Junta alles andere als positiv. Dort kontrolliert die Militärregierung nur noch 60 Prozent der Landesfläche, mehr als 800.000 Menschen sind von der Außenwelt abgeschnitten, eine Million Jugendliche können nicht mehr zur Schule gehen. Nach Angaben des International Rescue Committee (IRC) sind rund 42.000 Menschen vom Hungertod bedroht. Die Hilfsorganisation nennt die Krise in Burkina Faso die "am meisten vernachlässigte der Welt".

Warum drängeln sich vor diesem Hintergrund im Niger, dem jüngsten Putschland in der Sahelzone, tausende Menschen im Fußballstadion, um der Junta ihre Unterstützung zu zeigen? Erklärt wird das einerseits mit der großen Zahl arbeits- und hoffnungsloser Jugendlicher, die sich von jedem Wechsel eine Verbesserung ihrer Situation versprechen. Eine größere Rolle dürfte jedoch die Tatsache spielen, dass die nigrische Bevölkerung von den Vorgängen in den Nachbarstaaten nicht viel weiß – und von der russischen Propaganda beeinflusst wird, die vor allem in Westafrika derzeit ganz neue Blüten treibt.



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