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Clinton erklärt: Wir haben bewusst geholfen, den extremistischen Wahabismus nach Asien zu bringen

Fast alle islamistischen Gewalttäter haben ihr ideologisches Fundament im Wahabismus. Diese totalitäre Auslegung des Islam ist in Saudi-Arabien Staatsreligion. Seit 1979 bezieht die Monarchie ihre Legitimation aus dem Wahabismus. In ihrem Kampf um globale Vorherrschaft sahen die dominierenden politischen Kräfte in den USA ihr Chance, den Wahabismus und den an ihn Glaubenden als Kraft für ihre sehr weltlichen Ziele einzusetzen, ihre Gegner zu besiegen. Sie nahmen dabei bewusst das Risiko in Kauf diese radikale Auslegung des Islam nach Asien zu bringen und weltweit zu verbreiten: Wir unterstützen die Feinde meines Feindes, auch wenn die alle Werte mit Füßen treten, für die wir offiziell stehen. Sie tragen damit wesentlich die Verantwortung für die Ausbreitung von Krieg und Gewalt in vielen Teilen der Erde. Was tun, um aus dieser Situation herauszukommen? Lasst uns kreativ sein.

Am 20. November 1979 besetzen rund 500 bewaffnete Männer die Große Moschee in Mekka. Sie wollen die vergleichsweise liberale saudische Regierung stürzen. Sie besetzen die Große Moschee, um die Familie Saud, die damals in Saudi-Arabien schon seit über 200 Jahren herrschte, zu stürzen. Die Moscheebesetzer hatten politischen Erfolg. Sie waren in der Mehrheit radikale Wahhabiten, die zurück wollten zum ursprünglichen Purismus der Bewegung, wie er im 18. Jahrhundert noch bestanden hatte. Der Wahhabismus, diese besonders konservative Auslegung des sunnitischen Islams – sie ist in Saudi-Arabien Staatsreligion, seit das Königreich 1932 gegründet wurde. Doch in den 70er-Jahren hatten die wahhabitischen Gelehrten keinen sonderlichen großen Einfluss. Das ändert sich nach der Moscheebesetzung. Die Religionspolitik – das ganze Land wird konservativer, reaktionär und antiliberal. Das prägt das Königreich bis heute. Und die saudi-arabische Regierung hat aus ihrer Sicht aus diesen Attentaten gelernt, indem sie nach 1979 eine Art konservative Wende durchgesetzt hat.

Nicht nur kamen fast alle Attentäter des Anschlages auf die Twin Tower aus Saudi-Arabien. Die USA sorgten mit ihrer Zusammenführung von Muslimen aus vielen Ländern unter wahabitischer Führung dafür, dass der Wahabismus weltweit stärker Fuß fassen konnte. Liberale und gemäßigte Muslime kommen seither in der ganzen Welt unter Druck dank der westlichen Führungsmacht. Und ihnen war bewusst, was sie taten, wie aus diesen Clinton-Interviews hervorgeht.

Für ihre Machterhalt haben die US-Politiker die Welt ins Chaos gestürzt und Millionen Menschen Leben, Gesundheit und Heimat genommen. Sie folgen der "realpolitischen" Auffassung der Außenpolitik: Um meine Gegner zu schwächen, arbeite ich mit ihren Gegnern zusammen, egal, welche Ziele die vertreten und auch wenn sie alle Werte negieren, für die wir stehen.

Diese außenpolitische Konzeption hatte sich in Europa bei der Auflösung des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation zuerst in Frankreich durchgesetzt: Die in Frankreich dominierenden Kräfte unterdrückten die Protestanten im eigenen Land, unterstützen aber in anderen Regionen die Protestanten gegen katholische Machthaber, um die zu schwächen und so ihre Position ihnen gegenüber zu stärken. In seiner Kritik der Außenpolitik hat Ekkehard Krippendorf analysiert, wie diese verhängnisvollen Entwicklung des Denkens sich bei der Bildung der europäischen Nationalstaaten durchgesetzt hat.

Im Heiligen Römischen Reich musste man seine Politik noch mit den christlichen Normen begründen. Das war zwar auch kein starker Schutz von Gewalt, wie Carl Friedrich von Weizsäcker schreibt, aber immerhin ein schwacher. Nachdem sich das außenpolitische Prinzip durchgesetzt hat, ist alles legitim, was dem eigenen Staat dient und andere Staaten schwächt.

Dieses von den USA angewandte Prinzip hat uns nun in ein globales Chaos geführt. Es hat uns in das Chaos zurückgeführt, das zum Zweiten Weltkrig geführt hatte.

Mit der Gründung der UNO, der Festlegung von gemeinsamen Wertmaßstäben für alle Staaten in der UNO-Charta, der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, dem UNO-Sozialpakt und UNO-Zivilpakt, machten Intellektuelle den Versuch, die nötigen Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg durchzusetzen. Die im alten außenpolitischen Denken verharrenden herrschenden Schichten konnten diese Beschlüsse nicht verhindern. Die Menschen hatten die Schrecken von Krieg, Diktaturen, Minderheitenvernichtung und Weltwirtschaftskrise noch in frischer Erinnerung. Aber sie konnten ihre Umsetzung blockieren und den völligen Rückfall in eine eine Welt des alten außenpolitischen Denkens schaffen.

Die Versuche von Willy Brandt mit der Nord-Süd-Kommission in den 70er und 80er Jahre und Michael Gorbatschow in den 90er Jahren, zu einer Weltinnenpolitik für gemeinsame Werte zu kommen, die Werte der UNO in praktische Politik umzusetzen, konnten sich nicht durchsetzen. Vor allem, aber nicht nur, weil das von der westlichen Führungsmacht USA mit allen Mitteln verhindert wurde: Der Macht, die im Zweiten Weltkrieg tatsächlich einige dafür getan hatte, dass die UNO mit diesen Ideen gegründet wurde, die heute ihre Kriege immer noch damit begründet, dass sie für diese Werte stehe und andere sie verletzten und der das immer noch zu viele abnehmen.

Wir sollten die Dokument der UNO, die Ideen von Brandt und Gorbatschow als Meilensteine sehen und sie ausbauen durch einen globalen Zusammenschluss von Unten und so der verhängnisvollen Konzeption des außenpolitischen, machtpolitischen Denkens die Grundlagen entziehen.

Packen wir es an.

Wolfgang Lieberknecht für die IFFW




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