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AutorenbildWolfgang Lieberknecht

Anders als die westliche Führungsmacht, USA, bekennt sich China zu einer multipolaren Welt

In der UNO-Charta ist 1945 völkerrechtsverbindlich der Aufbau einer gemeinsamen Weltordnung gleichberechtigter Staaten beschlossen worden. Völkerrechtswidrig erheben die US-Politiker den Anspruch, dass die Welt führen dürfen. Das war auch Obamas Überzeugung und ist die Überzeugung von Biden. Sie wollen niemandem erlauben, mit ihnen gleichzuziehen. Wenn nur China die stärkste Wirtschaftsmacht wird, wird es dann noch für eine multipolare Ordnung plädieren oder nur jetzt aus der Position des von den USA Diskriminierten? Wir wissen es nicht, aber wir sollten China jetzt beim Wort nehmen mit ihrem Bekenntnis zu einer multipolaren Ordnung, für die auch Russlands Führung eintritt und von den USA das gleiche Bekenntnis fordern. Dann sollten wir im globalen Diskurs besprechen, wie diese Ordnung aussehen sollen und aufgebaut werden kann. Und in nationalen Diskursen sollten wir die Bevölkerungen unserer jeweiligen Staaten überzeugen, dass eine solche Ordnung die einzige Chance ist, die globalen Herausforderungen, wie Klimazerstörung, die Aufrüstungsspirale und die Kluft zwischen Arm und Reich überwinden zu können und menschenwürdiges Leben für alle schaffen zu können.


In Erinnerung an die Gewalt, die Ausbeutung, die Unterwerfung, die die Chinesen von Japan und europäischen Staaten (auch Deutschland) erfahren haben, betont Xi Jinpings: Das Ausland solle sich gegenüber seinem Land nicht länger als Lehrmeister aufspielen, sagte er. Ohne die Vereinigten Staaten beim Namen zu nennen, dürfte Xi vor allem Washington gemeint haben. «Ihr werdet uns nicht mehr unterdrücken und schikanieren»: war Xi Jinpings besondere Botschaft ans Ausland zum 100. Geburtstag der KP Chinas

Die Rede des Partei- und Staatschefs auf dem Tiananmen-Platz gilt als Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten. Xi Jinping präsentierte sich selbstbewusst und bezeichnete die Wiedervereinigung mit Taiwan als historische Aufgabe.


In solchen Passagen schwingt das in China verbreitete Geschichtsverständnis mit. Die demütigenden Niederlagen während der Opium-Kriege vor 180 Jahren und die anschliessende Kolonialisierung wichtiger Städte durch ausländische Mächte haben ihre Spuren hinterlassen.

Mit dem Aufstieg Chinas streben die Machthaber in Peking wieder jene führende Rolle an, die ihr Land einst innegehabt hat. Xi unterstrich, dass er an der multipolaren Weltordnung festhalten wolle und keine Rolle als Hegemon anstrebe. Auch mit solchen Formulierungen hatte er unausgesprochen die Vereinigten Staaten und den Anspruch Washingtons auf weltweite Führung im Blick. Auch betonte er, dass sich China vom eingeschlagenen Weg nicht abbringen lassen werde.


Tsingtau - ein Kapitel deutscher Kolonialgeschichte in China. 1897-1914.

Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museum

Die militärische Besetzung der Bucht von Kiautschou in China vor einhundert Jahren, der "ungleiche" Staatsvertrag über die Abtretung eines Pachtgebietes und die Sicherung der deutschen Interessenszone in der Provinz Schantung im Jahre 1898 sind markante Beispiele für das aggressive Auftreten des Deutschen Reiches in außereuropäischen Regionen während der Zeit des Imperialismus.

In China trafen die Deutschen auf ein Land, das sich seiner kulturellen Tradition als Universalstaat bewusst war, aber infolge politischer, militärischer und sozialer Krisen die fremden Inbesitznahmen und Kontrollen des Landes akzeptieren musste. Das chinesische Kaiserreich reagierte mit Reformbemühungen, um sich dem Druck zu widersetzen. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit den Tätigkeiten der Fremden im Lande führte auch zu Widerstand und fand im Boxeraufstand zur Jahrhundertwende ihr intensivstes Ventil.


Zur Einordnung:

China in der Kolonialzeit Blick auf China - Teil 2


1839 bis 1842 und 1858 bis 1860 fanden die beiden "Opiumkriege" statt. Gegner Chinas war zuerst England, später dann auch Frankreich. China verlor diese kriegerischen Auseinandersetzungen und war danach gezwungen, sich der Wirtschaft und dem Handel aus Europa zu öffnen. Daraus zogen die industrialisierten europäischen Mächte und später auch Japan Nutzen, China war im Grunde zu einer Kolonie geworden. Engländer und andere Europäer schmuggelten im 19. Jahrhundert aus ihren Kolonien in Südasien Opium nach China. Die Droge war hier verboten, erfreute sich aber schnell großer Beliebtheit. In China kam es zu wirtschaftlichen und sozialen Problemen durch den zunehmenden Drogenschmuggel und Drogenkonsum. Opiumschmuggel Auf Befehl des Kaisers wurden im Juni 1839 große Mengen geschmuggelten Opiums ins Meer geschüttet. Tatsächlich wurde dies zum Anlass für den nun folgenden Krieg. (Quelle: Wikipedia)Die Opiumhändler machten sehr gute Geschäfte. China lieferte Tee nach Europa, wollte seinen Markt jedoch nicht unkontrolliert öffnen. 1839 befahl der Kaiser von China die Vernichtung von einer großen Menge beschlagnahmten Opiums. Das Vereinigte Königreich von Großbritannien begann daraufhin einen militärischen Einsatz in China, um diesen Absatzmarkt für eigene Waren gewaltsam zu öffnen. China hatte den Handel streng bewacht, so mussten alle ausländischen Händler in die Hafenstadt Kanton kommen, wo chinesische Beamte ein Auge auf die Geschäfte warfen. Das Opium kam auf Schleichwegen ins Land, durchgeführt wurde das vor allem von der britischen "East India Company", die im Namen der englischen Krone die koloniale "Wertschöpfung" und den Handel mit den entsprechenden Produkten organisierte. Das im Juni 1839 beschlagnahmte Opium ließ der Kaiser von seinen Leuten ins Meer schütten. Erster Opiumkrieg Englische "Opiumschiffe": Die "East India Company" produzierte die Droge vor allem in der Kolonie Bengalen in Südasien und exportierte sie dann nach China. (Quelle: Wikipedia)Großbritannien erklärte jetzt zwar nicht gleich den Krieg, setzte aber einen Flottenverband mit Kriegsschiffen in Bewegung, um den Druck auf China spürbar zu verstärken. Da beide Seiten auf ihren Positionen beharrten, kam es schnell zu ersten Kriegsakten. Die englische Flotte machte wichtige Seewege zu und wurde durch nachrückende Truppen aus dem indischen Raum unterstützt. China war militärisch eindeutig im Nachteil, die Briten konnten ihnen ihren Willen schnell aufzwingen. Der Erste Opiumkrieg endete mit dem "Vertrag von Nanjing", China musste nun einige Häfen komplett öffnen. Hongkong wurde britische "Kronkolonie". Mit dem Ersten Opiumkrieg begann Chinas Niedergang als Weltmacht - man wurde immer mehr zu einer Kolonie der Europäer. Zweiter Opiumkrieg Die "China-Expedition" der französischen Soldaten in einer zeitgenössischen Darstellung. (Quelle: Wikipedia)Im Zweiten Opiumkrieg trat dann auch Frankreich in den Krieg ein, um selbst seine imperialistischen (also auf Herrschaft ausgerichteten) Interessen wahrzunehmen. Im Jahr 1860 nahmen englische und französische Truppen Beijing ein und verwüsteten teilweise die Stadt. Der "Vertrag von Tanjin" besiegelte endgültig die chinesische Unterwerfung: Der Opiumhandel wurde gesetzlich erlaubt und christliche Missionare strömten ins Land. Die ausländischen Kaufleute durften nun im Land frei reisen und erwarben Grundbesitz. Auch Russland profitierte durch Ausweitung seines Landbesitzes von den "ungleichen Verträgen" (so nannten die Chinesen die aus den Opiumkriegen hervorgegangenen Verträge später selbst). Blutiger Bürgerkrieg durch den "Taiping"-Aufstand Der Rebell Hong Xiuquan krönte sich selbst zum "himmlischen König". Der Bürgerkrieg, in den er mit seiner Sekte zog, bedeutete den Tod für über zehn Millionen Menschen. (Quelle: Wikipedia)Die Qing-Dynastie hielt sich trotz all der Probleme noch immer an der Macht, aber ihr Ansehen war schwer beschädigt. Von 1850 bis 1864 herrschte zusätzlich noch ein blutiger Bürgerkrieg in China, der "Taiping-Aufstand", dem nach Schätzungen mindestens zehn Millionen Menschen zum Opfer fielen. Der Begründer der Rebellen hieß Hong Xiuquan, er wurde zur Führerfigur einer Sekte im südlichen China. Die Bewegung richtet sich sowohl gegen die europäischen Eindringlinge als auch gegen die noch herrschende Qing-Dynastie. 1851 rief Hong Xiuquan das "Taiping-Königreich" aus und ernannte sich selbst zum "Himmlischen König". Schließlich schlossen sich 500.000 Menschen zu einer Armee zusammen und stürmten 1853 die ehemalige Hauptstadt Nanjing. Die Taiping-Bewegung hielt diese Stadt für eine gewisse Zeit. Bei einer berühmten Verteidigungsschlacht sollen innerhalb von wenigen Tagen 100.000 Menschen den Tod gefunden haben. In den nächsten Jahren geriet die Taiping-Bewegung in zahlreiche militärische Auseinandersetzungen, auch mit den englischen und französischen Armeen. Beim missglückten Sturm auf Peking und auch bei späteren Feldzügen mussten sich die Rebellen den kaiserlichen Truppen geschlagen geben, später lösten sich ihre Kampfeinheiten auf. Krieg gegen Japan Chinesische Militäreinheit im Ersten Japanisch-Chinesischen Krieg. (Quelle: Wikipedia)1894 kam es zum "Ersten Japanisch-Chinesischen Krieg" im Streit um Korea. Japan wollte das vormals chinesisch beherrschte Gebiet enger an sich binden. China erklärte den Krieg, nachdem japanische Truppen in der koreanischen Hauptstadt Seoul den Königspalast besetzt hatten. China unterlag innerhalb von acht Monaten und kapitulierte. Man musste nun auf Korea verzichten und war in der Auseinandersetzung mit den europäischen Mächten zusätzlich geschwächt. Nach dieser demütigenden Kriegsniederlage forderte man in China eine radikale Modernisierung des eigenen Militärapparates. Später (zwischen 1937 und 1945) sollte es noch zum Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg kommen. Der "Boxeraufstand" Die Rebellion der "Boxer". (Quelle: Wikipedia)Im Jahr 1900 war eine neue Rebellenbewegung entstanden: die "Boxer". Ihren Namen verdankten die "Boxer" den von ihnen beherrschten traditionellen chinesischen Kampfkünsten wie "Kung Fu". Die tiefe Unzufriedenheit und Unsicherheit im Land verursachte Hass auf die ausländischen Vertreter und Missionare, daneben wurden auch die chinesischen Christen als Feindbilder ausgemacht. Immer häufiger kam es zu gewaltsamen Übergriffen. In Beijing belagerten die "Boxer" schließlich das Viertel der europäischen Gesandten. Die Europäer schickten in dieser sich zuspitzenden Krise militärischen Nachschub ("Expeditionskorps"), doch zunächst behielten die "Boxer" die Oberhand. Sie wurden von den kaiserlichen Truppen unterstützt. Nach einer weiteren Nachschubwelle europäischer Soldaten jedoch wendete sich das Blatt und die Europäer schlugen gewaltsam und vernichtend zurück. Beijing wurde tagelang verwüstet. Mehrere tausend Chinesen und wenige hundert Ausländer starben bei den Aufständen.


Chinesisch-japanische Beziehungen

Geschichtliche Hypotheken überschatten bis heute das japanisch-chinesische Verhältnis: Bronze im Nanjing Massacre Museum Die chinesisch-japanischen Beziehungen sind für Japan und die Volksrepublik China äußerst wichtig und aufgrund der Vergangenheit stark belastet. Sie sind die beiden regionalen Großmächte in Ostasien, die seit langer Zeit in einem Kulturaustausch über das Brückenland Korea, Buddhismus, Konfuzianismus und die chinesische Schriftkultur miteinander verbunden sind. In den letzten Jahren bildeten sich (wieder) enge Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern.


Lange Geschichte von Konflikten

Im Ersten und Zweiten Chinesisch-Japanischen Krieg wurde China eine noch heute empfundene Demütigung erteilt. Das Massaker von Nanking und andere japanische Kriegsverbrechen sind eine schwere Hypothek, bei denen von chinesischer Seite regelmäßig kritisiert wird, dass sich Japan dafür nicht angemessen entschuldigt hat.

Auch heute sind beide Länder ernste Konkurrenten auf vielen Feldern. Obwohl Japan nach der Kapitulation 1945 dem Militarismus abgeschworen hat, wird Japan noch heute in China als militärische Bedrohung empfunden. Vor allem die enge Beziehung Japans zu den USA und die inoffizielle, seit 2005 auch offizielle Unterstützung der ehemaligen japanischen Kolonie Taiwan als Schutzmacht werden sehr kritisch gesehen. Der ständige Sitz im UNO-Sicherheitsrat, den Japan anstrebt, wird von China kategorisch abgelehnt.[1] Die Volksrepublik China ist dort seit 1971 ständig vertreten. Auch auf den Feldern, die nicht direkt politisch sind, stehen Japan und China in großem Wettbewerb. So ist es für den chinesischen Nationalstolz schwer erträglich, dass es erst einen chinesischen Träger des Literaturnobelpreises gibt (Gao Xingjian, 2000), aber bereits zwei japanische (Kawabata Yasunari 1968 und Ōe Kenzaburō 1994).

Japan hat nach dem Zweiten Weltkrieg einen rasanten Wirtschaftsaufschwung erlebt, den China, auch mit japanischen Investitionen, seit den achtziger Jahren nachgeholt hat. Heute konkurrieren die Unternehmen beider Länder auf dem Weltmarkt. Einerseits profitieren japanische Unternehmen davon, denn sie liefern Maschinen für die Industrie und nutzen selbst den Pool an billigen Arbeitskräften. Auf der anderen Seite müssen sie sehr stark darauf achten, dass ihnen aus dem Know-how, das sie in die Joint-Ventures mit chinesischen Unternehmen einbringen, keine unabhängige Konkurrenz erwächst.




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